Wie kann Rosberg in Abu Dhabi Weltmeister werden?

Mit einem Sieg in Brasilien hätte Nico Rosberg vorzeitig Weltmeister werden können, dank seines zweiten Platzes hat er die Titelentscheidung aber weiterhin selbst in der Hand. Beim Saisonfinale in zwei Wochen in Abu Dhabi genügt dem Mercedes-Piloten, dessen Vorsprung auf Lewis Hamilton nach dessen Sieg nun noch zwölf Punkte beträgt, ein dritter Platz, um sich zum Champion zu krönen. Das heißt, Hamilton benötigt die doppelte Schützenhilfe der Konkurrenz - wenn der Brite gewinnt, müssen sich zwei andere Autos zwischen ihn und Rosberg schieben, da dieser maximal Vierter werden darf.

Warum gab es so viele Unterbrechungen und Unfälle?

Das Rennen wurde hinter dem Safety-Car gestartet, zweimal unterbrochen und zweimal hinter dem Safety-Car fortgeführt. Eine zähe Angelegenheit für Fahrer und Fans. Trotz aller Vorsicht der Rennleitung gab es zahlreiche Unfälle, Kimi Räikkönens Crash wäre um ein Jahr böse ausgegangen. Die vielen Unfälle sorgten dann wiederum für zwei Unterbrechungen und Safety-Car-Phasen.

Felipe Massa crashte in seinem letzten Heimrennen, Foto: Sutton
Felipe Massa crashte in seinem letzten Heimrennen, Foto: Sutton

Doch warum tun sich die Fahrer im Regen so schwer? Sao Paulo ist wegen der Höhenunterschiede keine einfache Strecke im Regen, weil vielerorts Wasser über die Strecke läuft. Dazu haben die aktuellen Formel-1-Autos extrem viel Drehmoment, was das Herausbeschleunigen schwierig macht und gleichzeitig verhältnismäßig wenig Abtrieb. Der Hauptgrund aber scheint in Pirellis Regenreifen zu liegen. Die Extremwetter-Reifen sind extrem anfällig für Aquaplaning. Aus diesem Grund waren die Intermediates selbst bei schlechtem Wetter teilweise schneller. Einmal vom Aquaplaning erwischt, gibt es kaum mehr eine Chance. Die besten Fahrer der Welt sehen aus wie Amateure.

Warum stoppten Ricciardo und Verstappen so oft?

Red Bulls Strategen hatten sichtlich einen gebrauchten Tag. Während Hamilton und Rosberg dank Rennunterbrechungen gar nicht zum regulären Boxenstopp erschienen, kamen Daniel Ricciardo und Max Verstappen gleich dreimal. Zweimal versuchte Red Bull, Mercedes mit Intermediates zu überrumpeln, zweimal klappte es nicht. Denn der Regen nahm nicht ab, sondern zu.

Beim ersten Mal kostete der Fehler kaum etwas, weil in der Rennunterbrechung wieder ohne Zeitverlust zurück auf Fullwets gewechselt werden konnte. Beim zweiten Mal mussten Verstappen und Ricciardo hinter dem Safety-Car zurückwechseln und verloren somit Positionen. Red Bull setzte alles auf Sieg. "Wenn es richtig gewesen wäre, hätten wir das Rennen gewonnen", meint Dr. Helmut Marko. "Wir hätten es aber, glaube ich, auch gewonnen, wenn wir auf den Regenreifen geblieben wären."

Warum konnte Ricciardo nicht mit Verstappen mithalten?

Nach dem letzten Boxenstopp lagen die beiden Red-Bull-Piloten quasi gleichauf. Doch Max Verstappen zündete ein Feuerwerk und fuhr furios auf Platz drei, Daniel Ricciardo wurde am Ende nur Achter. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens, Verstappen fuhr in seiner eigenen Liga, fuhr andere Linien als alle anderen. Zweitens, Ricciardo hatte mit einem beschlagenen Visier zu kämpfen, das die Sicht zusätzlich verschlechterte. "Ich habe mein Visier immer wieder aufgemacht und habe versucht, zu wischen. Ich hatte so etwas zuvor noch nicht, das hat mich wirklich zurückgehalten", erklärt Ricciardo.

Max Verstappen flog über die nasse Strecke, Foto: Sutton
Max Verstappen flog über die nasse Strecke, Foto: Sutton

Warum konnte Grosjean nicht starten?

Der Brasilien GP sah zahlreiche Ausfälle. Als ersten Piloten erwischte es Romain Grosjean, der gar nicht in die Startaufstellung fand. Der Haas-Pilot verlor auf dem Weg ebendort hin eingangs der Start- und Zielgeraden die Kontrolle über seinen Wagen und krachte in die Mauern. Damit war der Grand Prix für Grosjean gelaufen, noch bevor die Ampeln ausgingen. "Das Auto hat sich einfach gedreht", klagte der Franzose, der von Platz sieben losgefahren wäre. "Es war einfach Pech. Es gab an dieser Stelle einfach keinen Grip. Ich hatte durchdrehende Räder, habe mich gedreht und bin gecrasht."

Warum ist Nasrs neunter Platz so wertvoll?

Sauber hat endlich angeschrieben, Foto: Sutton
Sauber hat endlich angeschrieben, Foto: Sutton

Unbändiger Jubel nach dem Rennen in der Sauber-Box. Felipe Nasr gelang es, den neunten Platz nach Hause zu fahren und bescherte dem Schweizer Privatteam damit die ersten Punkte der Saison. Dank dieser zwei Zähler überholte Sauber in der Konstrukteurs-Wertung Manor, das bei einem Punkt hält, den Pascal Wehrlein als Zehnter in Österreich erzielte, und liegt nun an der zehnten Stelle. Gelingt es Manor beim Saisonfinale in Abu Dhabi nicht, zurückzuschlagen, entgehen dem Team Preisgelder in zweistelliger Millionenhöhe, über die sich stattdessen Sauber freuen dürfte.

Warum ging Gutierrez aus Steiner los?

Esteban Gutierrez musste das Rennen in Schlagdistanz zu den Top-10 aufgrund eines Problems mit der MGU-K vorzeitig aufgeben, weshalb er weiterhin auf seine ersten Punkte wartet. Nach seinem Ausfall lieferte sich der Mexikaner, der Haas zum Saisonende verlassen muss, ein wildes Wortgefecht mit Teamchef Günther Steiner, von dem er dabei am Arm gepackt und zurückgehalten wurde. "Günther ist einfach auf mich zugekommen, da war ich noch nicht bereit nach diesem Ende...", erklärte Gutierrez seine Emotionen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Legt Ferrari einen Protest ein?

Nein, Ferrari hat beim Brasilien GP nichts gefunden, woran man sich stoßen könnte ;)