Zum zweiten Mal binnen drei Jahren droht Ferrari eine Saison ohne Sieg. Die Stimmung innerhalb des Teams kühlte sich in den letzten Wochen ab, zudem sorgte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne mit allerlei Aussagen für zusätzlichen Druck. Nun meldete er sich wieder zu Wort. Der Italiener erteilte der Möglichkeit, zusätzliches Kapital in das Formel-1-Team zu stecken, und damit über mehr Handlungsspielraum bei der Entwicklung zu verfügen, eine Absage.

"Ich will Ihnen etwas sagen: Ich denke, ich habe alles Geld hinein gesteckt, das ich hineinstecken wollte", so Marchionne in einer Telefonkonferenz. Er verweist auf die Vergangenheit des Teams. "Früher haben wir das immer gemacht, das war aber nie das Ziel in der Entwicklung der Formel 1. Wir müssen mit dem Geld besser umgehen", fordert Marchionne.

Dabei erhofft sich der 64-Jährige eine Besserung in den kommenden Jahren, da nun wichtige Schritte gegangen worden seien. "Vieles, nicht das meiste, lag an der Art und Weise unserer Organisation. Ich denke, diese Struktur hat sich nun geändert. Wir müssen nun warten und bescheiden sein in unseren Erwartungen", schlägt Marchionne plötzlich neue Töne an.

Keine Zielsetzung für 2017

Diese setzen sich auch beim sportlichen Ausblick fort. War der Ferrari-Präsident bislang für forsche Ankündigungen bekannt, gibt er sich inzwischen deutlich gelassener. "Wenn das Auto im März 2017 auf der Strecke ist, wird man sehen, zu welchen Resultaten das neu-gestaltete Team in der Lage sein wird. Ich gebe keine Prognosen ab, wie 2017 für uns laufen wird", so Marchionne.

Selbstkritisch gibt er zu, dass dieses Vorgehen zuletzt seine Wirkung verfehlt habe. Dabei sei er jedoch auch einer Fehleinschätzung des Teams aufgesessen. "Ich habe dafür eins auf die Nase bekommen, als ich mich auf die internen Einschätzungen verlassen habe, wie sich das Auto von 2015 auf 2016 verbessern wird. Daher werde ich das nicht wiederholen. Was das 2017er-Auto betrifft, werden wir es auf der Strecke sehen", stellt er klar.

Die Grundlagen für ein gutes Jahr seien zumindest gelegt worden, wie er festhält. "Wir gehen weiter auf unserem Weg der Erholung. Natürlich sind wir mit den derzeitigen Ergebnissen nicht zufrieden", merkt er an. Jedoch: "Wir haben im dritten Quartal dieses Jahres einige organisatorische Änderungen bei der Scuderia vorgenommen. Wir haben ein neu-zusammengestelltes Team, das sich um die technischen Belange kümmert", erklärt er.

James Allison verließ das Team aufgrund eines schweren Schicksalsschlages, Foto: Sutton
James Allison verließ das Team aufgrund eines schweren Schicksalsschlages, Foto: Sutton

Ecclestone äußerte sich kritisch

In diesem Bereich herrschte nach dem Abgang von Technik-Chef James Allison ein Vakuum, das durch den eher unerfahrenen Mattia Binotto gefüllt wurde. Zuletzt äußerte sich Bernie Ecclestone kritisch zur Ferrari-Politik, fast ausschließlich auf italienisches Personal zu vertrauen. "Als ich Jean Todt dazu brachte, nach Maranello zu gehen - was auch für Jean ein gewisses Risiko bedeutete - war es ein rein italienisches Team. Sie waren etwas besorgt, einen Ausländer aufzunehmen", erinnerte sich der Formel-1-Zampano.

Die weitere Entwicklung ist bekannt. "Jetzt sind sie zurückgekehrt zu einem sehr italienischen Team. Und es funktioniert wie ein italienisches Team. Deshalb beneide ich Maurizio nicht um seinen Job. Ich würde ihn nicht machen wollen", äußerte sich Ecclestone klar.

Sergio Marchionne vertraut dieser Politik und zeigt sich optimistisch. "Wir haben zwei grundlegende Ziele. Das eine Ziel ist, diese wenig glorreiche Saison 2016 so gut es geht zu Ende zu bringen. Viel wichtiger aber ist es, die richtigen Parameter für das 2017er-Auto zu setzen. Das ist entscheidend für unsere Ambitionen, wieder konkurrenzfähig zu werden. Aber nochmal: ich treffe keine Aussagen über 2017, auch wenn wir eine sehr gute Vorstellung davon haben, wie es für uns laufen wird", so Marchionne geheimnisvoll.