Nach dem Mexiko Grand Prix stand die Frage im Raum, inwiefern sich Max Verstappen in den WM-Kampf einmischen darf. Die Antwort lieferte der furchtlose Niederländer nun selbst in Brasilien. "Ich verhandle noch mit ihnen, wer mir am meisten bezahlt", sagte Verstappen mit Blick auf die beiden Titelanwärter Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Klingt nach einem lukrativen Deal, und ein bisschen Spaß muss ja auch in der Formel 1 erlaubt sein.

Tatsächlich erscheint die Stimmung rund um das Weltmeisterschaftsduell derzeit alles andere als angespannt. Ob es an Rosbergs komfortablen 19-Punkte-Vorsprung liegt? "Ich habe den Eindruck, dass es jetzt viel gelassener ist", schilderte Rosberg den Titelfight aus seiner Sicht. "Weil ich auch die Erfahrung habe. Ich war schon zweimal im WM-Kampf und diese Erfahrung hilft dann einfach, den Fokus beizubehalten."

Nicht unterhaltsam - aber abgeklärt

Rosberg hält knallhart an seiner Rennen-für-Rennen-Strategie fest. Will gar nicht erst über mögliche Arten der Meisterparty nachdenken. Im Jetzt zählt nur der Brasilien-Sieg. Es wäre sein dritter nacheinander in Sao Paulo und gleichzeitig der sichere Gewinn der Weltmeisterschaft. Rosberg ist im dritten Jahr des intensiven Duells mit Hamilton gereift. Unterhaltsamer nicht, aber weitaus abgeklärter. Es ist für ihn der richtige Weg zum Titel. Auch, wenn er selbst das niemals laut aussprechen würde.

Stattdessen sagte er in Interlagos: "Das ist auch Erfahrung, negative Einflüsse nicht an mich heranzulassen. Das lernt man mit den Jahren. Aber das muss man auch lernen in dem Sport, sonst kann man keinen Erfolg haben." Deshalb hielt sich auch seine Sorge bezüglich anderer Fahrer in Grenzen, die mit ungestümen Manövern in den Titelfight eingreifen könnten. Verstappen war in Mexiko zweimal nah dran. Rosberg nur: "Da habe ich definitiv keine Angst."

Nur Egoisten unterwegs

Trotzdem können sich er und auch Hamilton auf zwei packende letzte Saisonrennen einstellen. Denn klar ist: Kaum jemand wird den beiden Titelaspiranten auf der Strecke Platz machen. "Man stelle sich mal vor, dass ich dem Team sage, dass ich mich aus dem Kampf heraushalte und einfach hinter ihnen herfahre", stellte Verstappen klar. "Darüber wären die auch nicht glücklich. Man behandelt sie mit Respekt und versucht nie zu kollidieren. Aber schon die ganze Saison lang probiert man vorbeizukommen, wenn man sich in der richtigen Position befindet."

Mit Rücksicht ist also nicht zu rechnen. Kaum einer der Spitzenfahrer beabsichtigt, Rosberg oder Hamilton durchzuwinken. Es wird gekämpft bis zum Letzten. Den simplen Grund nannte Rosbergs Landsmann Nico Hülkenberg. "Wir sind halt alles Egoisten und gucken an erster Stelle auf uns", sagte der künftige Renault-Pilot zu Motorsport-Magazin.com. "Wir sind auch dazu verpflichtet, für unser Team das Beste rauszuholen - und nicht hier, um Geschenke zu verteilen, auch wenn es am Ende um die WM geht. So ist das Business nun mal, man muss sich durchkämpfen."

Warnung von Massa

Felipe Massa glänzte vor seinem letzten Heimrennen in Brasilien gar mit besonderer Motivation. Klare Ansage: Die Silberpfeile können sich warm anziehen, wenn es zum direkten Duell mit dem Williams-Piloten kommen sollte. "Wenn ich mit ihnen kämpfen kann, müssen sie aufpassen", so Massa. "Denn ich werde alles versuchen, was möglich ist."

Und doch gab es einen Fahrer, der sich nur ungern in das Mercedes-Duell einmischen würde: Sebastian Vettel. Womöglich auch, weil er selbst oft genug in einer vergleichbaren Situation steckte? Jedenfalls scheinen die Hoffnungen auf Ferraris ersten Saisonsieg mit Vettels Aussagen nicht gerade zu wachsen. "Man sollte das schon im Hinterkopf haben", sagte er in Richtung des Silberpfeil-Duos. "Immerhin haben sie in der Saison den besten Job gemacht, um sich in diese Situation zu bringen. Und ich denke, dass die anderen das respektieren sollten."