Die Formel 1 gastiert noch nicht allzu lange wieder in den USA und Mexiko - und trotzdem erfreut sie sich in diesen Ländern schon höchster Beliebtheit. An beiden Rennwochenenden wurden mit 269.889 Zuschauern in Austin und 339.967 Besuchern in Mexiko City jeweils neue Rekorde an den Austragungsorten erzielt. Die einstige Formel-1-Nation Deutschland und die Organisatoren am Hockenheimring können angesichts solcher Zahlen nur vor Neid erblassen.

91.243: Diese Menschenmasse kam einzig und alleine für den ersten Trainingstag ins Autódromo Hermanos Rodríguez. "Am Freitag schon so viele Leute hier zu sehen, ist wirklich schön. Wir haben ihnen auf der In-Lap im 2. Freien Training alle kurz gewinkt", so McLaren-Pilot Jenson Button nach den Freien Trainings.

Tatsächlich waren es nicht nur die Lokalmatadoren Sergio Perez und Esteban Gutierrez, welche von den Fans frenetisch gefeiert wurde. Auch Button bekam das in seinem Cockpit mit: "Es gibt hier viel Support für die ganze Formel 1, und nicht nur für Checo und Esteban. Es ist eine sehr schöne Atmosphäre."

Zuschauerzahlen 2016 im Vergleich

FreitagSamstagSonntagGesamt
Hockenheim 25.00040.00057.000122.000
Austin keine Angaben keine Angaben keine Angaben 269.889
Mexiko City 91.243113.698135.026339.967

Vettel sieht mehr Enthusiasmus bei den Fans

Die richtige Party stieg am Sonntag, als 135.026 Zuschauer den zweiten Grand Prix von Mexiko seit der Rückkehr in den F1-Kalender live vor Ort verfolgten. Das waren mehr als doppelt so viele Besucher wie beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring. Dort waren es im Juli 57.000 - mehr als noch 2014, aber immer noch nicht genug, wie Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler gegenüber Motorsport-Magazin.com zu Protokoll gab: "Wenn man weiß, dass es eine höhere Kapazität gibt, kann man nie zufrieden sein."

Deutschlands bis dato letzter Formel-1-Weltmeister, Sebastian Vettel, sieht die Mentalität der Menschen auf der anderen Seite des Atlantiks als Grund für den großen Zuspruch. "Es ist schon ein bisschen anders in Südamerika, wo die Leute ihre Leidenschaft etwas offener zeigen. Für uns macht es das zu etwas ganz besonderem", so der Ferrari-Pilot.

Vettels Teamchef Maurizio Arrivabene ging sogar noch einen Schritt weiter und äußerte regelrechte Heimatgefühle in Mexiko City: "Ich habe mich wie zuhause gefühlt, weil ich entlang der Strecke viel Rot gesehen habe. Die Leidenschaft für Ferrari hier ist großartig."

Etwa 80.000 Fans kamen zu Taylor Swifts einzigem Konzert in diesem Jahr, welches im Rahmen des US Grand Prix stattfand, Foto: Sutton
Etwa 80.000 Fans kamen zu Taylor Swifts einzigem Konzert in diesem Jahr, welches im Rahmen des US Grand Prix stattfand, Foto: Sutton

Toto Wolff sieht Show-Programm als großes Plus

Manor-Pilot Pascal Wehrlein war bei seinem ersten Auftritt in Mexiko ebenfalls von der Stimmung begeistert: "Du fühlst die Atmosphäre und dass dort so viele Leute sind, die dir zuschauen." Gleichzeitig zog er allerdings auch einen etwas wehmütigen Vergleich mit Hockenheim: "Das ist natürlich traurig. Ich wünschte, es wäre in Deutschland dasselbe."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht im Vergleich zum Deutschland GP vor allem das neben dem Motorsport gebotene Spektakel als großen Anreiz für die Zuschauer. In Austin begeisterte beispielsweise die US-amerikanische Sängerin Taylor Swift am Samstagabend bei einem Konzert etwa 80.000 Fans. "In Austin waren die Zuschauer toll und spektakulär, und auch was rundherum organisiert wurde. Es gab viele Innovationen und viel Unterhaltung für die Fans", so der Österreicher.

Demensprechend wäre ein solches Rahmenprogramm für Wolff eine Überlegung, um das Grand-Prix-Wochenende auch in Deutschland wieder attraktiver zu gestalten: "Wir müssen einfach schauen, wie wir die Fans aktivieren können, die wir in einigen Ländern verloren haben. Vielleicht muss man sich einfach ansehen, was Mexiko, Austin und andere Strecken machen. Wenn Taylor Swift die Antwort ist, holt Taylor Swift."