Mann des Rennens: Nico Rosberg

Einen Champion macht aus, dass er, selbst wenn es nicht so läuft, noch das Beste herausholt und, wenn er selbst schon nicht angreifen kann, zumindest seine aktuelle Position verteidigt. Für Nico Rosberg lief es in Mexiko eigentlich gar nicht. In allen Sessions fuhr er der Spitze hinterher. Und doch gelang es ihm, in letzter Sekunde einen Platz in der ersten Startreihe klarzumachen. Im Rennen selbst (re-)agierte der Deutsche dann umsichtig und vermied eine Kollision mit Max Verstappen, die ihn den möglichen Titel hätte kosten können. Somit sprang Platz zwei heraus. Rosbergs Soll zum Erreichen der Weltmeisterschaft wurde damit für dieses Rennen erfüllt, auch ohne zu glänzen.

Spruch des Rennens: "Eine idiotische Entscheidung"

Eigentlich stünde Sebastian Vettels Schimpf-Tirade gegen Max Verstappen und FIA-Renndirektor Charlie Whiting diese Kategorie zu. Doch wir vergeben keine Titel an Sprüche, die wir nicht wiederholen wollen, also verliert der Deutsche auch diesen Platz. Stattdessen kommt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko zu unerwarteter Ehre. Gewohnt vehement verteidigte der im Interview mit Motorsport-Magazin.com seinen vielkritisierten Fahrer Verstappen und nannte die Entscheidung, dem Niederländer nach dem Manöver gegen Vettel (siehe unten) Platz drei abzuerkennen "idiotisch".

Manöver des Rennens: Verstappen gegen Vettel gegen Whiting

Max Verstappen und Sebastian Vettel lieferten dem Formel-1-Kosmos kurz vor dem Zieleinlauf doch noch einen größeren Aufreger. Verstappen lag auf Platz drei und damit einen Rang vor Vettel. Der Niederländer kürzte in der ersten Kurve ab. Der Deutsche fand das alles andere als lustig. Er war sauer und forderte, Verstappen solle seine Position hergeben. Als sein Konkurrent dann auch noch ohne Strafe davonkam, war es mit Vettels Selbstbeherrschung vorbei. Lauthals beschimpfte er Charlie Whiting - und zwar ziemlich krass.

Szene/Unfall/Zwischenfall des Rennens: Viele halfen mit, diesen Titel zu gewinnen!

Auch abgesehen von Vettels unliebsamer Begegnung mit Verstappen (siehe oben) war der Mexiko GP - zumindest zum Beginn und zum Ende - durchaus reich an Un- und Zwischenfällen. Wehrlein wurde kurz nach dem Start von Gutierrez touchiert, prallte gegen Ericsson und schied aus. Hamilton verbremste sich fast zeitgleich und kürzte über die Wiese ab. Verstappen griff Rosberg an, verbremste sich jedoch ebenfalls, sodass der Deutsche zurückschlagen konnte und seine Position behielt. Zum Schluss drehte Räikkönen dann noch Hülkenberg um, der aber weiterfahren konnte. Vettel setzte sich im Kampf um Platz vier dann noch überhart gegen Daniel Ricciardo zur Wehr - und konnte sich daher nicht lange darüber freuen, dass Verstappen durch dessen Strafe zurückfiel.

Boxenstopp des Rennens: Eine bedrohte Art

Mexikanische Tierschützer sind besorgt: Vom scheuen Boxenstopp (lateinisch Reifenwechslus rapidus, Unterart des Strategie-Ausdenkers) werden in dem mittelamerikanischen Land immer weniger Exemplare gesichtet. Grund: Die rigorose Ein-Stopp-Politik vieler Teams. Beim Mexiko GP am Sonntag zählte die Umweltbehörde gerade einmal 28. Hinzu kommt, dass die Einzelgänger, kaum dass man sie entdeckt hat, rasch vorbeihuschen. 18 von ihnen waren jeweils nur weniger als drei Sekunden zu sehen.

Topspeed des Rennens: Die Geschwindigkeits-Könige von Williams

Bereits in den USA wussten Felipe Massa und Valtteri Bottas bei den Topspeeds zu überzeugen und führten das entsprechende Klassement an. Der von einem Mercedes-Motor angetriebene Williams zeigte auf den langen Geraden in Mexiko City, was er kann. Der Finne, ohnehin Inhaber des inoffiziellen Topspeed-Weltrekordes der Formel 1 (372,5 km/h, aufgestellt 2016 in Baku), hatte auch auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez knapp die Nase vorn.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Mexiko 2016

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Valtteri BottasWilliamsMercedes372,5 km/h
2Felipe MassaWilliamsMercedes371,7 km/h
3Sergio PerezForce IndiaMercedes370,8 km/h
4Sebastian VettelFerrariFerrari367,8 km/h
5Fernando AlonsoMcLarenHonda367,0 km/h
6Kimi RäikkönenFerrariFerrari366,9 km/h
7Jenson ButtonMcLarenHonda365,7 km/h
8Lewis HamiltonMercedesMercedes 364,1 km/h
9Esteban GutierrezHaasFerrari363,7 km/h
10Daniel RicciardoRed BullRenault363,6 km/h

Unsung Hero des Rennens: Marcus Ericsson

Der Schwede sollte diesen Moment auskosten. Er war noch nicht oft Teil der Rubrik Tops & Flops (nicht mal als Flop) und wird es sicher auch nicht mehr oft sein, solange Sauber derart unauffällig hinterherfährt. In Mexiko war es bereits bemerkenswert, dass er Q2 erreichte. Doch damit nicht genug. Als Esteban Gutierrez kurz nach dem Start Pascal Wehrlein touchierte und der Deutsche daraufhin Ericssons Frontflügel demolierte, fuhr dieser an die Box. Bei Sauber entschied man sich in diesem Moment für eine äußerst ungewöhnliche Strategie: Der auf Soft-Pneus gestartete Ericsson erhielt neue Medium-Reifen und fuhr damit bis zum Ende des Rennens durch, 69 Runden lang!

Das ist der Marcus. Er ist Formel-1-Fahrer, Foto: Sutton
Das ist der Marcus. Er ist Formel-1-Fahrer, Foto: Sutton

Das brachte ihn immerhin von Startplatz 15 bis auf Endposition elf vor - und damit haarscharf am ersten Punkte-Ergebnis für Sauber in dieser Saison vorbei. Der eine, knapp verpasste Zähler wäre doppelt wertvoll gewesen. Damit hätte das Team jenen Punkt egalisiert, den Wehrlein in Spielberg für Manor holte. Im Kampf um den vorletzten Platz wäre Sauber dann aufgrund der besseren Einzelergebnisse (außerhalb der Top-10) vorbeigezogen. Rund 40 Millionen Euro Preisgelder mehr erhält der Sieger dieses Hinterbänkler-Duells. Vielleicht klappt es ja für Ericsson und/oder Nasr bei den beiden verbleibenden Rennen noch.

Enttäuschung des Rennens: Wie war das im Mittelteil?

Es soll ja Menschen geben, die bei Formel-1-Rennen vor allem deshalb so gerne den Fernseher einschalten, weil man - bei geschickter Regulierung der Lautstärke - durch das summende Geräusch der Motoren so gut einschlafen kann. Wer beim Mexiko GP dementsprechend nach fünf Minuten einnickte und erst kurz vor dem Ende wieder hochschreckte, hat dieses Mal nicht allzu viel verpasst. Eine Teilschuld ist hierfür auf alle Fälle den Ein-Stopp-Strategien zuzuschreiben, die die meisten Teams auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez bevorzugten. Da Ferrari sich ja zur Abwechslung mal wieder ganz gut schlug, erklären wir hiermit den Mittelteil dieses GP zur Enttäuschung des Rennens.

Tweet des Rennens: Wer war heute noch nicht Dritter?

Bei der Miss-Universe-Wahl 2015 gab es eine peinliche Panne: Der Moderator hatte die falsche Kandidatin als Siegerin ausgerufen. Tatsächlich war eine andere Teilnehmerin gewählt worden. Ähnlich ging es beim Mexico GP der Formel 1 zu: Max Verstappens Position im Ziel war die dritte, doch zur Siegerehrung ging nach der Strafe für den Niederländer Sebastian Vettel. Ironische Pointe: Auch der Deutsche behielt seinen Platz nicht, sondern verlor ihn nach seiner Strafe an Daniel Ricciardo.

Tipp des Rennens: Einigkeit und Recht und Freiheit

Selten waren sich Leser und Mitarbeiter von Motorsport-Magazin.com derart einig wie vor dem Mexiko GP, wer das Rennen gewinnen würde - und lagen am Ende auch noch richtig! 46 Prozent der User und vier von sechs Redakteuren setzten auf Lewis Hamilton als Rennsieger. Allerdings traf keiner der von unserem Boss Stephan Heublein vorausgesagten Ferrari-Fails beim Boxenstopp (1. Getriebe- statt Reifenwechsel beim ersten Stopp 2. Kimi-Setup mit acht Rückwärtsgängen 3. Missglückter Undercut wegen Pinkelpause für Seb) zu.