Dr. Helmut Marko sagte schon vor einer Woche beim US GP in Austin, dass es ihm herzlich egal wäre, dass Nico Rosberg und Lewis Hamilton um die Weltmeisterschaft kämpfen. Die eigenen Fahrer deshalb etwas auf Vorsicht trimmen? "Das interessiert uns überhaupt nicht. Wir fahren unser Rennen und wollen das bestmögliche Ergebnis holen", sagte er zu Motorsport-Magazin.com.

Während die Zweikämpfe in Austin zwischen Mercedes und Red Bull wenig strittig waren, gab es beim Mexiko GP ordentlich Zündstoff. Schon in der ersten Kurve nach dem Start versuchte Max Verstappen mit einem gewagten Manöver an Nico Rosberg vorbeizugehen. Rosberg und Verstappen berührten sich, Rosberg wich über die Auslaufzone aus und fädelte sich wieder vor Verstappen ein.

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"Im Fernsehen sah es nicht so tragisch aus, aber vom Gefühl her war es ein sehr großer Schlag", erklärt Rosberg seine Sicht der Dinge. "Ich dachte: Okay, mein Auto ist kaputt. Und die Lenkung stand danach tatsächlich schief."

In Malaysia wurde Rosberg Opfer von Vettel, Foto: Sutton
In Malaysia wurde Rosberg Opfer von Vettel, Foto: Sutton

Später im Rennen trafen Verstappen und Rosberg noch einmal aufeinander. Verstappen nutze in Runde 50 Rosbergs Probleme beim Überrunden und stach optimistisch in Kurve vier innen rein. Verstappen konnte den Red Bull nicht halten, kam kurz von der Strecke ab und Rosberg konnte wieder davonziehen.

Am Ende kam Rosberg auf Platz zwei hinter dem Teamkollegen und ärgsten Weltmeisterschaftsrivalen Lewis Hamilton ins Ziel. Er hatte Verstappens Attacken unbeschadet überstanden und ging als Sieger der Zweikämpfe hervor. Trotzdem gibt es kritische Stimmen, Verstappen dürfte sich nicht mit solch aggressiven Attacken in den WM-Kampf einmischen. "Wenn man drei Rennen vor dem Ende gegen den WM-Leader fährt, sollte es kein Wheel-Banging geben", schimpfte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff.

Beim Malaysia GP wurde Rosberg in der ersten Kurve von Sebastian Vettel umgedreht. Trotz Hamiltons Motorschaden hat Rosberg die Kollision wichtige Punkte im WM-Kampf gekostet. Der richtige Zeitpunkt, um im Fahrerbriefing mal ein Machtwort zu sprechen? Rosberg wirkt wenig entschlossen. "Bei einem Großteil ist es doch gut, dass Kämpfe da draußen sind und dass es Duelle gibt. Das macht auch mir als Fahrer spaß. Aber klar, es muss alles in Grenzen bleiben."

Stimmen zu Max Verstappens Rosberg-Attacken

Die Meinungen, ob Verstappen mit seinen Angriffen auf Rosberg zu weit gegangen ist, gehen auseinander. Motorsport-Magazin.com hat sich im Fahrerlager umgehört:

Nico Rosberg: "Er ist über dem Limit gewesen. Seine Vorderräder blockierten, er kam weit raus und hat mich von der Strecke gedrückt. Im Fernsehen sah es nicht so tragisch aus, aber vom Gefühl her war es ein sehr großer Schlag. Ich dachte: Okay, mein Auto ist kaputt. Meine Lenkung stand danach auch schief. Ob Strafe oder nicht, das ist nicht für mich zu beurteilen. Das müssen die da oben entscheiden und ich akzeptiere das."

Toto Wolff: "Max hätte eine Strafe für den Kontakt mit dem WM-Leader in Kurve eins bekommen können. Vielleicht war die Strafe, die er am Ende bekam, die Konsequenz all seines Fahrverhaltens. Wenn man drei Rennen vor dem Ende gegen den WM-Leader fährt, sollte es kein Wheel-Banging geben. Es ist sehr erfrischend, wie er fährt. Sein Stil ist rücksichtslos, ich mag das. Das Team hat ihm gefunkt "keep it clean with Nico" und das ist, was ich ihm auch gesagt hätte."

Christian Horner: "Nicos Weltmeisterschaft ist nicht Max' Verantwortung. Er hat eine Lücke gesehen und dann versucht er es. Das macht ihn zu so einem aufregenden Fahrer. Er sieht eine Lücke und nimmt sie. Er hat das Auto in T4 hinein nicht ganz abgebremst bekommen, aber da gab es die Möglichkeit mit einem Überrundeten und er hat sie genommen."

Christian Danner: Es gibt immer zwei Dinge, die man berücksichtigen muss. Ich gönne jedem Fahrer, den Versuch, den Start zu seinem Vorteil umzumünzen. Auch auf dem Weg in die erste Kurve wissend, dass er mehr Grip hat, weil er einen besseren Reifen hat. Aber: Es geht nicht, dass du billigend in Kauf nimmst, in ein anderes Auto reinzufahren, um dir dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Vor allem, wenn du nicht nur ein bisschen anklopfst, sondern volle Breitseite in Rosberg reinfährst. Das Zweite, was auch nicht geht: Ich gönne ihm seine Aggressivität, aber Rosberg ist der WM-Führende. Damit greift Verstappen direkt in den Zweikampf Hamilton gegen Rosberg ein. Das finde ich zumindest grenzwertig. Da ein Fahrer seine Kollegen eigentlich respektieren sollte.

Jacques Villeneuve: Endlich eine Strafe für Verstappen! Ich meine, ernsthaft. Erinnern wir uns an die erste Runde, an den Start. Aggressives Racing ist wunderbar, aber nur in Kombination mit etwas Hirn, mit Kontrolle, mit Respekt. So wie es etwa Ricciardo macht: Alle seine Überholmanöver waren aggressiv aber clever und gut überlegt - aber für Verstappen ist es nur ein Videospiel, er geht einfach in die Mitte wie eine Bowlingkugel und schaut ob es sich ausgeht. Und der Höhepunkt ist, er greift eben so den Piloten an, der gerade um die Meisterschaft kämpft. Die Formel 1 gibt es seit mehr als 50 Jahren und es gibt Regeln, und damit meine ich ja nicht einmal das Rennreglement sondern einfach menschliche Grundregeln, Lebensgrundsätze, an welche man sich halten sollte.

Dr. Helmut Marko: Er hat versucht, ihn auszubremsen und sich dabei verbremst und ist rausgefahren. Mein Gott, das muss man probieren. Sind wir froh, dass man sowas versucht. Um ein Haar hätte es ja geklappt. Super Racing.

Was meinst du? Darf man so hart gegen den WM-Führenden kämpfen, wenn man selbst keine Chance mehr auf den Titel hat? Stimme ab und schreib deine Meinung in den Kommentaren!