Kehrt einer der Größten zurück in die Formel 1? Ross Brawn scheint nicht abgeneigt, sich wieder in der Königsklasse des Motorsports zu engagieren. Allerdings nicht bei einem Rennstall - obwohl es Ferrari immer wieder versucht hat. Stattdessen würde Brawn ein Job in der Führungsetage der Formel 1 reizen. Womöglich an der Seite von Bernie Ecclestone, wenn auch eher auf der technischen Seite. Das verriet das frühere Superhirn hinter Michael Schumacher dem britischen Telegraph.

"Es wäre reizvoll, der F1 dabei zu helfen, eine bessere F1 zu werden", sagte Brawn. "Das wäre das einzige, was interessant wäre." Die Rückkehr zu einem Rennstall nach dem Mercedes-Aus Ende 2013 hingegen nicht. "Ich würde nie zurück zu einem Team gehen", machte der 61-Jährige deutlich. "Ich habe in Teams alles getan, was ich machen kann. Aber jetzt würde ich mich nur wiederholen." Eine Aufgabe, um die Formel 1 voranzubringen, erschien Brawn wesentlich interessanter.

Richtige Zeit für Rückkehr

Es könnte genau die richtige Zeit für ein Comeback sein. Der neue F1-Besitzer Liberty Media stellt sich derzeit auf, um dem Sport einen neuen Anstrich zu verpassen. Sicher ist, dass Bernie Ecclestone weiter die Zügel in der Hand hat - jetzt aber mit Liberty Media im Rücken. Ungewohnt für beide Parteien. Ob Brawn in dieses Konstrukt reinpassen würde, um die technische Seite der Formel 1 weiterzuentwickeln? Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Red Bulls Teamchef Christian Horner Brawn in einer ähnlichen Rolle ins Gespräch gebracht.

"Wenn man mich fragt, was die F1 braucht, dann ist es ein Plan", erklärte Brawn, der mit Benetton, Ferrari und seinem eigenen Rennstall Brawn GP zahlreiche Weltmeisterschaften gewann. "Ein Plan für die nächsten drei sowie die nächsten fünf Jahre. Aus meiner Sicht haben wir nicht die ideale Struktur, um solch einen Plan auszuarbeiten und umzusetzen." Ob es bereits Kontakt mit den Besitzern von Liberty Media gab, wollte Brawn nicht bestätigen - aber auch nicht ausschließen.

Der Brite über die neuen F1-Besitzer: "Ich denke, sie finden sich gerade zurecht. Sie gehen es sehr clever an und nehmen sich ihre Zeit. Sie müssen auch eine Beziehung zu Bernie aufbauen. Er ist es ja nicht gewohnt, dass ein Besitzer in solch einer Weise involviert ist." Brawn selbst habe keine Probleme mit Ecclestone - auch wenn es in der Vergangenheit nicht immer harmonisch zuging zwischen den beiden.

Haug, Schumacher, Bernie und Brawn 2012 in Spa, Foto: Sutton
Haug, Schumacher, Bernie und Brawn 2012 in Spa, Foto: Sutton

Kein Problem mit Bernie

Brawn über Bernie: "Was wir heute haben, ist vor allem Bernies Schöpfung. Ich war nur frustriert, weil meine Herangehensweise methodisch und strukturiert ist. Bernies ist mehr chaotisch und impulsiv. Wenn diese beiden Dinge jemals zusammenkämen, wäre das eine interessante Kombination. Manchmal finde ich diese Eigenarten amüsant."

In den vergangenen Jahren war es äußerst ruhig um den passionierten Angler Brawn. In Erscheinung getreten war er Ende 2014 als Mitglied der FIA-Kommission, die den tödlichen Unfall von Jules Bianchi untersuchte. FIA-Präsident Jean Todt hatte sich für ein Engagement seines früheren Ferrari-Weggefährten ausgesprochen.

Vor wenigen Wochen geriet Brawn dann erneut in die Schlagzeilen, als Auszüge aus seinem Buch an die Öffentlichkeit gelangten. Darin beschwerte er sich unter anderem über die Zusammenarbeit mit Toto Wolff und Niki Lauda bei Mercedes.