Beim US Grand Prix erlebte Nico Hülkenberg ein durchwachsenes Wochenende. Am Samstag qualifizierte er seinen Force India noch in Schlagdistanz zu Ferrari, nur um am Sonntag bereits in Kurve 1 mit Vettels rotem Renner zu kollidieren und auszuscheiden. Neben dem sportlichen Geschehen rund um den Deutschen war in Austin jedoch sein Wechsel zu Renault das größere Thema. Hülkenberg sieht keineswegs Torschlusspanik als Grund für seine Entscheidung. Eine Entscheidung, die auch Auswirkungen auf sein Sportwagen-Engagement hat.

"Ich würde es nicht als letzte Chance bezeichnen. Das Ding ist, dass es eine gute Chance ist und eine sehr gute Perspektive für die Zukunft", entgegnet Hülkenberg den Kritikern, welche die verschlossenen Türen bei Ferrari und Co. für seine Wahl verantwortlich machten.

Der 29-Jährige pocht darauf, dass alleine das Projekt der Franzosen ihn überzeugt hat: "Es ist ein Weltmeister-Team, das haben sie schon ein paar Mal bewiesen - als Motorenhersteller und auch als Werksteam. Ich glaube daran, dass sie mir in Zukunft ein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung stellen können."

Werksvertrag versperrt Tür nach Le Mans

Dass die Zusammenarbeit mit einem Hersteller eine andere wird, als die mit einem Privat-Team, macht sich auch abseits der Formel 1 bemerkbar. Während er als Force-India-Pilot nach Erlaubnis des Teamchefs ohne Probleme 2015 für Porsche in Le Mans ins Cockpit steigen und sogar gewinnen konnte, ist ein solches Engagement bei Renault bis auf weiteres ausgeschlossen, wie er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com verriet.

"Für die nächsten paar Jahre wahrscheinlich schon", so Hülkenberg, der in der Vergangenheit immer wieder vom Langstreckenklassiker an der Sarthe geschwärmt hatte und auch einem Comeback nie abgeneigt schien. Durch die kollidierenden Termine wären die Chancen auf einen weiteren Le-Mans-Einsatz zwar ohnehin gering gewesen, doch mit Renault als Arbeitgeber wird er schlichtweg nicht in einem Porsche oder jeglichem anderen Fabrikat Platz nehmen dürfen.

Die Porsche-Teamkollegen Nico Hülkenberg, Earl Bamber und Nick Tandy nach dem Le-Mans-Sieg 2015, Foto: Sutton
Die Porsche-Teamkollegen Nico Hülkenberg, Earl Bamber und Nick Tandy nach dem Le-Mans-Sieg 2015, Foto: Sutton

Voller Fokus auf die Königsklasse

Hoffnungen auf Le Mans wird er sich daher höchstens nach seiner Renault-Laufbahn wieder machen dürfen - außer natürlich, die Franzosen steigen selbst werksseitig in den Langstreckensport ein. Wahrscheinlich ist dies zum jetzigen Zeitpunkt allerdings kaum, denn mit dem neuen Formel-1-Projekt steht der Konzern schon vor einer Mammut-Aufgabe, die Unmengen an Ressourcen und Kosten verschlingt.

"Uns steht eine lange Reise bevor. Das Team hat zwar ein schwieriges Jahr hinter sich, aber ich bin aufgeregt und glücklich, nächstes Jahr bei ihnen zu fahren", sagt Hülkenberg, der sich vom Seuchenjahr der Gelben auch nach seiner Vertragsunterzeichnung nicht verunsichern lassen will: "Es ist nicht wichtig, wo sie jetzt stehen. Es ist wichtig, wo sie nächstes Jahr und in den Jahren danach stehen."

Hülkenberg erwartet mit Renault einen langen Weg bis zum Erfolg , Foto: Sutton
Hülkenberg erwartet mit Renault einen langen Weg bis zum Erfolg , Foto: Sutton

Tränen beim Force-India-Abschied?

Bevor er sich ins Renault-Abenteuer stürzen kann, wird er noch für drei letzte Rennen die Farben von Force India tragen - dem Team, das für fünf lange Jahre seine Heimat in der Formel 1 war. "Wir hatten eine lange Zeit zusammen und das Team ist sozusagen meine Motorsport-Familie hier geworden", sagt der 'Hulk', der nicht ausschließt, dass ihn beim Abschied die Wehmut überkommen könnte: "Natürlich wird es emotional. Ich rede nicht von Tränen... oder vielleicht doch. Ich weiß noch nicht. Sonntagabend in Abu Dhabi werde ich aber natürlich etwas traurig sein."

Bis er seinen neuen Arbeitgeber besser kennenlernen darf, muss er sich allerdings bis nach dem Saisonfinale am 27. November in Abu Dhabi gedulden. Bei alle Freundschaft zwischen Force India und Hülkenberg, macht das Team auch für einen seiner besten Männer keine Ausnahme. "Ich werde vor dem Ende der Saison nicht dort sein. Ich kann nicht", so Hülkenberg hinsichtlich einer Visite beim Renault-Werk in Enstone.