Pascal Wehrlein ist einer der wenigen Menschen, die wissen, wie sich die neuen, spektakulär breiten Reifen für die Formel-1-Saison 2017 beim Fahren anfühlen. Der Manor-Pilot saß in seiner Funktion als Mercedes-Entwicklungsfahrer in der vergangenen Woche in Barcelona in einem modifizierten 2015er-Silberpfeil, der die Pneus für das kommende Jahr aufgezogen hatte. Aufgrund des feuchten Wetters konnte der Deutsche lediglich 31 Runden absolvieren. Zudem sagen die Fahrer nach derartigen Tests in der Regel nicht viel. Motorsport-Magazin.com gelang es aber, einige Informationen zu den Fahreigenschaften von ihm zu bekommen.

Wehrlein, der am 18. Oktober 22 Jahre alt wird, ist sich nach dem jüngsten Test sicher, dass die neuen Reifen mehr Speed bringen. Er wies - wie bereits zuvor Hersteller Pirelli - darauf hin, dass alle Ergebnisse nur vorläufig seien. Besonders gelte dies für die Downforce-Kräfte, die auf die Gummis einwirken. Der nachvollziehbare Grund sind die neuen Regeln, die ja auch für den Bau der Boliden selbst gelten. "Momentan fahren wir mit 2015er-Autos. Die sind zwar modifiziert, aber man weiß nicht, ob man wirklich auf das Downforce-Level gekommen ist, wie wir es nächstes Jahr haben werden", so Wehrlein.

Die neuen Hinterreifen von Pirelli sind mächtig, Foto: Mercedes-Benz
Die neuen Hinterreifen von Pirelli sind mächtig, Foto: Mercedes-Benz

Beim der Geschwindigkeit der Pneus selbst ist das anders. Wehrlein legte sich auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com fest: "Die Reifen sind schneller, das ist Fakt, und haben mehr Grip." Er glaubt daran, dass sich die Rundenzeiten in der Königsklasse 2017 um bis zum fünf Sekunden verkürzen lassen. Zusätzlich zu den neuen Reifen und der verbesserten Downforce würden schließlich "von Jahr zu Jahr auch die Motoren besser. Fünf Sekunden sind für mich realistisch", sagte er. Wichtig ist für Wehrlein an den breiteren 2017er-Reifen aber auch, "dass es deutlich besser aussieht. Das ist cool."

Führt Pirellis neues, schnelleres Produkt damit auch zu mehr körperlicher Anstrengung für die Piloten? Das lasse sich nicht pauschal sagen, meint Wehrlein. "Es kommt drauf an, in welchem Auto man sitzt. Es gibt da schon einen Unterschied von hinten nach vorne [im Feld]. Aber klar: Es wird anstrengender, speziell für den Nacken, wenn die Kurvengeschwindigkeiten größer werden. Da muss man halt im Winter trainieren", empfiehlt er. Ähnlich äußerte sich Teamkollege Esteban Ocon gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Ich habe den [aktuellen] Mercedes in Silverstone getestet. Das hat den Körper echt gefordert. Wenn es nächstes Jahr noch schneller wird, wird es echt verrückt. Du siehst bestimmt einige Leute mit einem anderen Körper aus dem Winter kommen."

Auch Nico Rosberg fuhr in der vergangenen Woche in Barcelona einen Silberpfeil mit den Gummis für die kommende Saison. Darüber hinaus legte Red Bull am Wochenende für Pirelli eine weitere Session in Abu Dhabi ein. Damit wurden die neuen Reifen bislang sieben Tests unterzogen. Drei weitere sollen in diesem Jahr noch folgen. Paul Hembery, Motorsport-Chef des Herstellers, verlangt aufgrund der feuchten Verhältnisse bei den Ausfahrten von Wehrlein und Rosberg Anfang des kommenden Jahres einen weiteren Termin mit besseren Bedingungen. "Wir bevorzugen 2017 einen Test mit garantiert warmem Wetter, bevor die Saison beginnt", teilte der Brite mit.