Für Ferrari scheint das Land der aufgehenden Sonne auch den eigenen Stern wieder ein Stück steigen zu lassen. Im Qualifying zum Japan GP brettern Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel endlich mal wieder schneller als Red Bull. Bis auf drei Zehntel kommt der drittplatzierte Räikkönen auf dem Suzuka International Racing Course sogar ran an die übliche Mercedes-Doppelspitze, Vettel auf P4 fehlt auch nur eine weitere Zehntelsekunde.

Red Bull jedoch muss sich hinter den wiedererstarkten Roten anstellen."Ein sensationelles Teamergebnis auf einer Strecke, auf der uns nachgesagt wurde, dass wir keine Chance haben, weil unser Auto so schlecht ist", jubelt Vettel - über den Sieg gegen seinen Ex-Rennstall und die zuletzt so lauten Kritiker.

Genugtuung für Vettel: So schlecht ist Ferrari nicht

"So schlecht kann es also nicht sein, wenn die Leute davon sprechen, dass der Red Bull das beste Auto ist und wir mit beiden Autos davor stehen", ergänzt Vettel. "Ich glaube, der Leitsatz, man ist nie so gut wie die Leute sagen und auch nie so schlecht wie sie sagen, hilft einem da, auf dem Boden zu bleiben."

Genau wie Red Bull habe nämlich auch Ferrari kein schlechtes Auto. Besonders dank frischer Updates in Japan. "In Malaysia haben wir uns entschieden, sie nicht im Rennen zu fahren. Hier haben wir noch ein paar neue Teile. Jetzt ist das Paket stimmiger", erklärt Vettel den Performance-Sprung. "Alles in allem fühlt sich das Auto viel besser an als im Vorjahr."

Räikkönen findet Balance im letzten Moment

Allerdings dauerte es ganz schön lang, bis der Ferrari wirklich 100 Prozent auf Spur war. Jedenfalls berichtet das der schlussendlich erneut schnellere Räikkönen. "Ich bin positiv überrascht wie sich das Auto verhalten hat. Ich habe nicht gedacht, dass wir so schnell und so nah an Mercedes sein würden. Vorher war es schwierig, die Balance zu finden. Vor allem im ersten Sektor. Es war auch im Qualifying noch so. Im dritten Teil ging es aber zurück", sagt der Finne.

So sehr, dass Räikkönen sich in seinem zweiten Versuch im Q3 nochmals verbesserte, kurzzeitig sogar auf P2 lag. Für den Iceman eher unüblich - meist bleibt sein erster Schuss der bessere. Nach der bereits gegen Vettel und Red Bull gewonnenen Tausendstel-Schlacht im ersten Run, legte der Iceman diesmal jedoch nach. "P3! Fantastischer Job, Kumpel", funkte Räikkönen-Renningenieur Dave Greenwood.

Räikkönen schneller: Vettel lobt Kumpel Kimi

Der Finne selbst indessen schloss sich seinem Teamkollegen wenig später in puncto Genugtuung an. "Ich denke, dass einige Leute zu viel kritisiert haben und jetzt positiv überrascht sind. Denn jetzt sieht es gut aus. Nur schade, dass Seb diese Strafe bekommen hat, denn dies ist ein wichtiges Ergebnis für das Team", sagt Räikkönen. "Wobei der dritte Platz auch nicht das ist, worauf wir aus sind - aber es ist schonmal nicht schlecht. Aber es ist auch nur ein Qualifying."

Sowohl Vettel als auch Räikkönen freuen sich somit in erster Linie für das Team - weshalb der Deutsche auch gar nicht groß herum lamentiert, erneut knapp hinter Räikkönen gelandet zu sein. "Alles in allem ist es ein bisschen schade, dass ich am Ende die letzte Schikane immer ein bisschen verpatzt habe. Sonst hätte es für Platz drei gereicht", sagt Vettel zwar. "Aber Kimi hatte die Nase ein bisschen vorne am Schluss. Er hat in Q3 zwei sehr gute Runden hinbekommen", lobt Vettel Kumpel Kimi.

Durch seine Strafversetzung startet Vettel jedoch nicht direkt neben Räikkönen, sondern nur von P7. Immerhin die vermeintlich leicht saubere Seite. Kein Drama. "Selbst mit der Strafe sind wir jetzt noch in Reichweite der Autos vor uns", sagt Vettel. Dennoch gilt es, sich von dort wieder etwas nach vorne zu arbeiten. Beste Möglichkeit: natürlich mal wieder der Start, die Nemesis der Vorwoche.

Nichts fühlt sich besser an als ein Sieg über die Ex, oder? ;), Foto: Sutton
Nichts fühlt sich besser an als ein Sieg über die Ex, oder? ;), Foto: Sutton

Vettel-Nemesis? Gehe Start an wie immer!

Er werde jedoch ganz genauso an die Sache herangehen, sagt Vettel. "Der Start selbst war ja ganz hervorragend. Generell war unsere Performance da zuletzt gut. Aber man kann nicht vorhersagen, welche Lücken sich dann auftun. Wenn ich der Meinung bin, dass es reicht und gut ist, werde ich die Chance ergreifen!"

Danach erwarte er einen harten Kampf mit Mercedes und Red Bull. "Es wird ein enger Fight. Die Speed wird ungefähr wie im Quali sein", sagt Vettel. Weil alle auf den gleichen Reifen starteten und ähnliche Kontingente übrig hätten, seien in Sachen Strategie große Überraschungen nicht zu erwarten. "Wir haben alle unsere Mediums verbrannt, glaube ich. Ich denke, wir werden uns also auf Soft und Hard fokussieren. Es kommt also mehr darauf an, wann du welchen Reifen aufziehst", sagt Vettel.

Red Bull fürchtet Geraden, Mercedes Spannung

"Unsere Speed sollte mir aber helfen, zurückzukommen", ergänzt Vettel. Auch wenn Überholen in Suzuka schwierig sei. "Wir müssen es auf den Punkt hinbekommen, um in Kimis Fall die Position zu halten und in meinem, nach vorne zu kommen", sagt Vettel. Gegen Red Bull hat Vettel jedoch ein mögliches Überhol-Ass im Ärmel: "Auf der Geraden blute ich einfach. Ich gewinne jetzt eine Position wegen Seb. Aber als Fahrer willst du trotzdem nicht in dieser Situation sein, einfach so viel auf der Gerade zu verlieren", klagt Daniel Ricciardo. Einzige Hoffnung: Ferrari kann im Renntrimm den Motor nicht ganz so krass aufdrehen.

Und Räikkönen? Kann sich der Finne nicht sogar seinerseits nach vorne orientieren? Toto Wolff fürchtet es. "Wir hatten schon damit gerechnet, dass die (Ferrari) stark sind. Aber in Suzuka rückt das Feld immer sehr nah zusammen. Fürs Rennen droht Spannung", warnt der Mercedes-Motorsportchef.