Der Kampf um die rote Laterne in der Formel 1 anno 2016 ist bedeutend. Größer als zwischen den Konstrukteursrängen zehn und elf ist in dieser Saison der Unterschied in Sachen Preisgeld nämlich nirgendwo sonst. Bekommt der Zehnte noch die stolze Summe von rund 50 Millionen Euro, wird der Elfte und Letzte mit einer Art Aufwandsentschädigung abgespeist - nur ein Bruchteil, etwa ein Fünftel dieser Summe.

Sauber zurzeit näher an Top-10 als Manor

Einen entsprechend erbitterten Kampf liefern sich zurzeit Sauber und Manor am Ende des F1-Feldes. Noch immer haben die Briten dank Pascal Wehrleins Punkts aus Österreich hauchdünn die Nasenspitze vorne. Doch zuletzt präsentierte sich Sauber nach großen sportlichen wie wirtschaftlichen Problemen zum Saisonstart im Aufwand. Die Schweizer klopfen lauter an die Pforte zu den Top-10 an als Manor.

"Sie haben etwas mehr Performance als wir", bestätigt deren Esteban Ocon im Vorfeld des Japan GP, gibt sich aber kämpferisch. "Aber das ist eben die Herausforderung", sagt Ocon. Schon in Sepang lag Sauber relativ solide vor Manor. "In Malaysia hatten wir mit der Performance zu kämpfen", erinnert Ocon. "Die Lücke zu den anderen Teams war zu groß, größer als erwartet. Wir haben dort unser Ziel verpasst", gesteht auch Wehrlein ein.

Die S-Kurven im ersten Sektor sorgen für Kopfzerbrechen bei Manor, Foto: Sutton
Die S-Kurven im ersten Sektor sorgen für Kopfzerbrechen bei Manor, Foto: Sutton

S-Kurven in Suzuka bereiten Ocon und Wehrlein Sorgen

Nun in Suzuka soll alles besser werden, doch ist sich Manors Youngster-Gespann der Schwierigkeit dieses Unterfanges bewusst. "Es wird wieder hart", sagt Ocon. Warum? Ausgerechnet wegen jener Kurvenkombination, auf sich der Franzose in Suzuka besonders freut: "Der erste Sektor ist cool, aber der wird für uns sehr hart", sagt Ocon.

Denn dort befinden sich die berüchtigten Esses, Sauber-Land. Die Manor sind dank Mercedes-Power eher die Könige der Geraden. Dennoch stellt Ocon klar: "Wir wollen Sauber aber fordern! Wenn wir eine Gelegenheit bekommen, müssen wir sie ergreifen und sie diesmal besser blocken." Es nicht einmal versuchen? Geht gar nicht!

Wegen des Hamilton-Motorschadens in Malaysia gibts für Manor in Japan kein Update, Foto: Sutton
Wegen des Hamilton-Motorschadens in Malaysia gibts für Manor in Japan kein Update, Foto: Sutton

Hamilton-Motorschaden: Mercedes verschiebt Wehrleins Update

Zumindest die Vollgas-Passage im dritten Sektor lässt Manor also hoffen. Wenngleich Mercedes wegen der defekten Kurbelwelle am Hamilton-Motor in Malaysia alle für Japan geplanten Updates verschoben hat, auch für Kunden. Bei Manor trifft das immerin nur einen Piloten: Wehrlein. Ocon hatte das Update wegen eines anderen Turnus bereits in Malaysia erhalten.

Nicht ideal für den Deutschen. "Was die Performance angeht, ist es schlechter, wenn man nicht den neuen Motor fährt", sagt Wehrlein. "Aber solange Mercedes nicht sicher ist, dass das Problem auch an unseren Motoren auftreten könnte, ist es besser zu warten", sagt Wehrlein. Immerhin müsse man zudem nicht die Performance einschränken.

Genau das ist für Manor elementar, gibt es sonst kaum mehr Verbesserungen bei dem Team. "Natürlich wollen wir vorankommen, aber nächstes Jahr ist generell eine große Chance für alle, aber besonders für Manor", beschreibt Wehrlein, wo der Fokus längst liegt. "Daher werden dieses Jahr keine großen Verbesserungen mehr kommen", berichtet Wehrlein. "Wir sind aber mehr oder weniger da, wo wir sein wollen." Auf manchen Strecken funktioniere das besser, auf anderen schlechter.

Ocon hat wegen seiner Körpergröße Probleme, gut ins Auto zu passen, Foto: Sutton
Ocon hat wegen seiner Körpergröße Probleme, gut ins Auto zu passen, Foto: Sutton

Ocon: Endlich richtig Lenken!

Um in den schwierigen S-Kurven in Suzuka Sauber zumindest etwas entgegen zu setzen, bringt Manor zumindest ein Mini-Update - wobei es sich dabei offensichtlich eher um Anpassungen des bestehenden Fahrzeugkonzepts handelt. "Wir haben ein paar Dinge, zum Testen hier. Nichts Großes, aber es wird unsere Balance und das Gefühl etwas verbessern, denke ich. Aber großartig gewinnen werden wir dadruch nicht. Es geht nur darum, mehr aus dem Paket zu holen, das wir bereits haben", sagt Ocon.

Speziell für den großen Franzosen gibt es seit Malaysia zudem eine weitere Verbesserung: Er passt endlich besser in seinen Boliden. "Ich sitze jetzt einfach besser im Auto und habe eine bessere Position. Es ist jetzt viel komfortabler. Es ging vor allem um die Beine, es war sehr eng, denn ich habe lange Beine. Jetzt habe ich keine Probleme mehr beim Lenken. Vorher habe ich dabei meine Beine berührt. Das stört jetzt nicht mehr und ich fühle das Auto besser", schwärmt Ocon.

Pascal Wehrlein fehlte in Malaysia schlicht das Vertrauen in seinen MRT05, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein fehlte in Malaysia schlicht das Vertrauen in seinen MRT05, Foto: Sutton

Wichtig: Duell mit Sauber, nicht mit Wehrlein

Das funktionierte in Malaysia gleich so gut, dass er sich erstmals vor Pascal Wehrlein qualifizierte. "Wir haben uns massiv verbessert und ein großartiges Wochenende hingelegt wenn man es mit meinem persönlichen Saisonbeginn vergleicht", sagt Ocon. "Aber das Ziel ist gar nicht, Pascal zu schlagen. Für uns ist das Ziel, Sauber zu schlagen, einen guten Job zu machen und das Maximum aus dem Auto heraus zu quetschen", stellt der Franzose klar.

Und Wehrlein? Sucht gar nicht erst groß nach Ausreden. "Ich hatte nicht so viel Vertrauen wie die Wochenenden zuvor", sagt der Deutsche. Ein Zusammenhang mit dem verpassten dritten Training sei aber nicht ausgeschlossen, ergänzt er. "Da wusste ich nicht so wirklich, was ich vom Qualifying zu erwarten hatte. Aber am Ende war es nicht so schlecht, es war knapp an dem anderen Auto", sagt Wehrlein.

Im Rennen hatte der Deutsche ohnehin wieder die Oberhand. Trotz eines brillanten Starts Ocons. "Es war nicht der beste meiner Karriere, aber der beste meine F1-Karriere, ja", sagt der Franzose. "Ich habe endlich die ganze Prozedur komplett hinbekommen."

Ungewöhnlich: Ocon wurde die Boxenausfahrt zum Verhängnis, Foto: Sutton
Ungewöhnlich: Ocon wurde die Boxenausfahrt zum Verhängnis, Foto: Sutton

Manor-Missverständnis sorgt für doppelte Ocon-Strafe

Doch gleich zwei 5-Sekunden-Strafen wegen Speedings in der Boxengasse warfen Ocon wieder zurück. "Es war mein Fehler. Ich habe zu früh den Knopf gedrückt", gesteht er. "Aber beim zweiten Mal hatten wir ein Missverständnis im Team. Normalerweise passiert sowas ja am Eingang. aber das Team hat es falsch verstanden und ich habe am Eingang früher gebremst, aber dann wieder dasselbe am Ausgang gemacht", hadert Ocon.

Wehrlein indessen will seinen teaminternen Sieg jedoch nicht nur den Strafen seines Teamkollegen zugeschrieben wissen. "Ich hatte auch einen sehr guten Start, habe sechs oder sieben Positionen gewonnen", sagt der Deutsche. Allerdings sei das auch schlichtweg einfacher, wenn man hinten im Feld losfahre.

Blöd nur, wenn dann die Konkurrenz zu stark ist und im Renntrimm wieder vorbei zieht - vor allem wenn es sich um gewissen gelb-blaue Autos handelt. "Nach ein paar Runden haben sie geschafft, mich wieder zu schnappen", sagt Ocon über die Sauber. In Suzuka will er sie abwehren - dank guter Vorbereitung: "Die läuft seit ich ein Kind bin. Gaming und so", sagt Ocon mit einem Zwinkern.