"Am Ende war es Katz und Maus, wir waren eher die Katze." Diese metaphorische Einschätzung Sebastian Vettels passt sehr gut als Beschreibung der aktuellen Konkurrenz zwischen Red Bull und Ferrari. In Malaysia wurde die Enge des Kampfes um die zweite Kraft in der Formel 1 erneut deutlich. Am Freitag sahen zunächst die Roten extrem stark aus, im Qualifying aber wendete sich das Blatt. Die Red Bulls von Max Verstappen und Daniel Ricciardo starten geschlossen aus Reihe zwei, Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen folgen erst in Reihe drei.

Verstappen deutete dabei bereits im dritten Training an, wohin die Reise gehen könnte. Mit vier Zehnteln Rückstand auf Lewis Hamilton belegte er Rang zwei. Wenige Stunden später in der Qualifikation musste er erwartungsgemäß zwar Nico Rosberg ziehen lassen, festigte aber seinen Status als erster Mercedes-Verfolger. Überraschend stark auch: Teamkollege Daniel Ricciardo. Der Australier kam am Freitag überhaupt nicht zurecht. Die Lösung: Er übernahm weite Teile des Setups seines Teamkollegen.

Max Verstappen geht von Rang drei aus ins Rennen, Foto: Sutton
Max Verstappen geht von Rang drei aus ins Rennen, Foto: Sutton

Ricciardo übernimmt Verstappen-Setup

"Gestern war ich mit der Balance nicht zufrieden und heute bin ich ins Auto eingestiegen und habe gespürt, dass dieses Auto gut ist", so ein zufriedener Ricciardo. "Wir haben das gut angepasst. Max ist natürlich vorne geblieben heute, es war eine sehr kleine Lücke und am Ende habe ich mich mit allem sehr wohlgefühlt." Großes Lob an das Team verteilte auch Verstappen. "Bevor wir hier her kamen, dachte ich, dass es ein hartes Rennen für uns wird. Nun scheint es, dass wir die Balance haben, die Long Runs sehen gut aus und wir haben unser Auto auf eine Runde enorm verbessert", erklärte der 19-Jährige.

Bei Ferrari dagegen konnte man gegen die wiedererstarkten Bullen nichts ausrichten. Der Rückstand war gering, weniger als zwei Zehntel fehlten Vettel auf Verstappen. Dieser Trend hielt sich jedoch den gesamten Tag über, einzig in Q1 waren die Ferraris vorne. Das hatte jedoch einen simplen Grund. Sowohl Ferrari, als auch Red Bull versuchten, mit den Medium-Reifen den Sprung in Q2 zu schaffen. Bei der Scuderia erschien die Situation jedoch weitaus kritischer, sowohl Vettel, als auch Räikkönen legten nochmals mit Softs nach.

"Es war ganz okay, aber wir wären gerne mit beiden Autos vor beiden Red Bulls gewesen. Am Ende waren wir mit beiden Autos dahinter", fasste Vettel das Qualifying nüchtern zusammen. "Es hat nicht viel gefehlt, aber wenn man das ganze Qualifying betrachtet, war es fair, dass sie ein bisschen schneller waren als wir", gab der viermalige Weltmeister zu. Lange sah es sogar so aus, als könnte sich Kimi Räikkönen vor Vettel schieben, doch im entscheidenden Versuch hatte der Finne Pech. "Ich hatte auf der Outlap Verkehr und hatte dann in den ersten Kurven meiner Runde Probleme mit den Reifen. Ich habe dann versucht, Zeit zurückzugewinnen, habe aber nur noch mehr verloren", erläuterte Räikkönen, der seine Runde vorzeitig abbrach.

Kimi Räikkönen hatte in seinem letzten Versuch Pech, Foto: Ferrari
Kimi Räikkönen hatte in seinem letzten Versuch Pech, Foto: Ferrari

Red Bull im Long Run vorne

Freitag Ferrari, Samstag Red Bull - folgt am Sonntag also wieder die Stunde der Scuderia? Die reine Rennpace sprach am Freitag für Red Bull. Besonders Verstappen zeigte eine starke Performance in der Rennsimulation. Entsprechend euphorisch blickt er auf das Rennen am Sonntag. "Von den letzten drei oder vier Rennen war es am Freitag meine beste Long-Run-Performance. Wir haben nicht viel geändert, also sollte es morgen ähnlich sein", glaubt der Niederländer.

Ein Faktor könnte die Strategie werden. Pirelli erteilte im Vorfeld des Wochenendes die Vorgabe, dass die Teams im Rennen verpflichtend einmal einen Satz der harten, orangefarbenen Reifen fahren müssen. Daniel Ricciardo sieht darin jedoch keinen großen Unterschied. "Momentan denke ich, ist es ein Zwei-Stopp-Rennen, da wir den härteren Reifen verwenden müssen. Der sollte ein paar Runden halten, vermutlich wird er ziemlich problemlos 20 Runden funktionieren", blickt der Australier voraus.

Ricciardo verfügt dabei möglicherweise über einen entscheidenden Vorteil. Im Gegensatz zu beiden Ferraris und auch zu seinem Teamkollegen Verstappen hat er noch einen frischen Satz softe Reifen übrig. "Das könnte uns helfen. Ich denke, wir sind in einer ziemlich guten Position", frohlockt der 27-Jährige dementsprechend.

Hat Daniel Ricciardo den entscheidenden Trumpf in der Hinterhand?, Foto: Sutton
Hat Daniel Ricciardo den entscheidenden Trumpf in der Hinterhand?, Foto: Sutton

Ferrari blickt gen Himmel

Die Fakten sprechen also für einen positiven Rennverlauf für Red Bull. Bei Ferrari wirft man die Flinte aber bei weitem noch nicht ins Korn. Zu unberechenbar sind auch die Wetterbedingungen in Malaysia. "Die Bedingungen sind schwierig vorherzusagen. Ein paar Wolken können schon großen Einfluss auf die Streckentemperatur haben. Das macht den Unterschied, welche Mischung besser funktioniert", mahnt Vettel.

Am Freitag fanden die Trainings zu einer früheren Tageszeit statt, ähnlich wie das Rennen. Zu Beginn des Qualifyings war es 17:00 Uhr Ortszeit, die Temperaturen waren niedriger. "Es ist ein langer Weg. Es könnte morgen Regen geben, zudem wird es vermutlich heiß werden. Das liegt uns", weiß Vettel. Wer hat im Katz-und-Maus-Spiel also dieses Mal die Nase vorne?