Die Silberpfeile hatten auch am ersten Trainingstag in Malaysia einen komfortablen Vorsprung auf die Konkurrenz. Hinter der an diesem Tag zweiten Kraft, Ferrari, ging es bei den Verfolgern eng zu. Red Bull, Force India und McLaren machten sich mit jeweils beiden Autos in den Top-10 breit. Während Force India damit im Soll liegt, gibt es bei Red Bull und McLaren für den Samstag Arbeit zu erledigen.

Zwei Red Bull in den Top-10 - das ist nichts Außergewöhnliches. Der Abstand zu Ferrari an einem Freitag auch nicht. Denn während die Italiener am ersten Trainingstag gerne aufdrehen, hält sich Red Bull meist zurück. Dass Verstappen und Ricciardo sich von Perez und Alonso ärgern lassen mussten, ist hingegen ungewöhnlich. "Wir haben mit dem weichen Reifen und wenig Sprit nicht den großen Schritt nach vorne gefunden", gibt Ricciardo zu Protokoll, dem am Nachmittag drei Zehntel auf den Teamkollegen fehlten.

Beim Australier macht sich angesichts der modifizierten Streckenoberfläche etwas Ratlosigkeit breit: "Der neue Asphalt hat definitiv mehr Grip zu bieten, aber wir haben nicht so viel gefunden wie die Konkurrenz." Auch Verstappen hat das Gefühl, dass die Gegner am ersten Trainingstag mehr herausgeholt haben und sieht Nachholbedarf. "Wir müssen etwas an den Shortruns arbeiten", so der Niederländer.

Für Freitagnacht bedeutet das Arbeit. Ricciardo übt sich in Optimismus, wagt jedoch keine Prognose: "Ich denke, wir werden uns morgen definitiv verbessern. Es ist jetzt aber noch nicht abzusehen, wie viel und wo wir am Ende landen werden." Verstappen konnte dem Freitag unter dem Strich mehr abgewinnen, als der Teamkollege: "Generell war es ein positiver Tag. Besonders auf den Longruns."

Daniel Ricciardo war vergeblich auf der Suche nach Grip, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo war vergeblich auf der Suche nach Grip, Foto: Sutton

McLarens nächster Freitags-Bluff?

In der Saison 2016 sind Fernando Alonso und Jenson Button am Freitag regelmäßig in den Top-10 zu finden. Auch in Malaysia schafften es die beiden Routiniers wieder und mischten sich dabei sogar unter die Red Bull. Alonso zeigte sich verblüfft von der Pace in Sepang: "Letztes Jahr war meine Bestzeit am Freitag eine 1:42.5 Minuten, dieses Jahr bin ich 1:36.2 Minuten gefahren - das sind sechs Sekunden in einem Jahr. Wenn man bedenkt, dass sich das Auto etwa zweieinhalb Sekunden verbessert hat, haben wir weitere drei Sekunden durch den neuen Asphalt gewonnen."

Etwas weniger euphorisch zeigte sich Button nach dem Auftakt zu seinem 300. Grand-Prix-Wochenende. Er landete deutlich hinter dem Teamkollegen. "Die Pace des Autos ist auf eine Runde gesehen nicht schlecht. Aber ich denke, wir könnten noch weiter vorne sein", so der Brite, der im FP2 erst mit Verzögerung ins Geschehen eingreifen konnte: "Wir waren erst spät auf der Strecke, da einige der Änderungen etwas mehr Zeit beansprucht haben, als wir gedacht hatten."

Genau wie für Red Bull, gibt es bei McLaren am Samstag noch einige To-dos abzuarbeiten. Laut Button müssen er und seine Mannschaft genau in die entgegengesetzte Richtung der Konkurrenz arbeiten. "Die Longruns waren etwas kniffliger. Aber ich denke, wir verstehen, was wir bei der Balance machen können, um das zu verbessern", so der 36-Jährige. Ob es dann endlich klappt, die Performance vom Freitag mit ins Qualifying zu nehmen, muss sich erst noch zeigen. In der Vergangenheit rutschten die McLarens am Samstag oft wieder aus den Top-10 heraus.

McLaren konnte seine Freitags-Form in der Vergangenheit nicht immer bestätigen, Foto: Sutton
McLaren konnte seine Freitags-Form in der Vergangenheit nicht immer bestätigen, Foto: Sutton

Force India voll auf Kurs

Dass Force India das Zeug für die Top-10 hat, ist keine große Überraschung. Statt mit dem altbekannten Rivalen Williams mussten sich Hülkenberg und Perez dieses Mal nur mit Red Bull und McLaren auseinandersetzen. Die Fahrer nutzten die beiden Sessions, um die drei Reifenmischungen ausgiebig zu testen. "Die Reifen verhalten sich wie erwartet und die Fahrer sind glücklich mit der Balance des Autos", sagt der stellvertretende Teamchef Robert Fernley.

Die Ergebnisse machten das deutlich: Perez landete vor Alonso und Ricciardo auf der sechsten Position. Bei Force India wurden im Gegensatz zur Konkurrenz beim Testprogramm keine Defizite festgestellt, wie der Mexikaner verrät: "Wir haben viele Informationen sammeln können. Sowohl unsere Short- als auch unsere Long-Run-Pace sehen gut aus."

Force India, deren Stärke in der Vergangenheit meist im Rennen lag, rechnet in Sepang deshalb auch mit einem guten Zeittraining. "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein starkes Wochenende haben werden - besonders im Qualifying", so Perez. Die alten Tugenden werden von der Crew deshalb jedoch keineswegs vernachlässigt, wie er anfügt: "Unser Fokus liegt trotzdem auf dem Rennen. Das ist der Moment, in dem wir voll auf der Höhe sein müssen."

Für Sergio Perez und Force India war der Freitag ein voller Erfolg, Foto: Sutton
Für Sergio Perez und Force India war der Freitag ein voller Erfolg, Foto: Sutton