Kevin Magnussens brennender Renault in Malaysia hat es wieder gezeigt: Feuer ist eine in der Formel 1 allgegenwärtige Gefahr. Immer wieder kam es in der Geschichte der Königsklasse zu Unfällen mit züngelnden Flammen - und nicht immer gingen sie so glimpflich aus wie diesmal. Motorsport-Magazin.com erinnert an Feuerunfälle.

Feuerunfälle auf der Strecke

Webber, Heidfeld, Diniz und Co.

In der jüngeren Geschichte der Formel 1 kam es immer wieder zu aus Boliden lodernden Flammen. So musste Nick Heidfeld seinen Lotus beim Ungarn GP 2011 nach einem Boxenstopp fluchtartig verlassen, weil der Wagen Feuer gefangen hatte. Richtig spektakuläre Bilder lieferte 2010 Heikki Kovalainen, dessen Lotus sich in Singapur plötzlich entzündete und die Nacht zum Tag machte.

Kovalainens Lotus fackelte in Singapur ab, Foto: LotusF1
Kovalainens Lotus fackelte in Singapur ab, Foto: LotusF1

Mark Webber erwischte es 2013 in Korea. Nach einer Kollision mit Adrian Sutil entzündete sich der Red Bull des Australiers, dem nur noch die Flucht aus seinem zur Fackel gewordenen Wagen blieb. Flüchten musste auch Jules Bianchi beim Deutschlang GP auf dem Nürburgring im selben Jahr. Kurios: Nachdem der Franzose sein brennendes Cockpit verlassen hatte, rollte der führerlose Marussia rückwärts quer über die Strecke und löste damit eine Safety-Car-Phase aus.

Unvergessen sind auch die spektakulären Bilder, die Pedro Diniz 1996 beim Rennen in Argentinien produzierte. Der Ligier des Brasilianers verwandelte sich in eine regelrechte Feuerwalze und wechselte die Farbe von Blau zu Rot.

Niki Lauda, Deutschland GP 1976

Den berühmtesten Feuerunfall der Formel 1 erlitt sicherlich Niki Lauda. Warum der Österreicher 1976 auf der Nordschleife die Kontrolle über seinen Ferrari verlor, wurde nie restlos geklärt. Lauda selbst vermutete, dass der rechte hintere Längslenker ausgerissen sei. Auch gibt es von dem Unfall, bei dem sich ein Gutteil der 200 Liter Benzin entzündete, die Lauda an Bord hatte, lediglich Amateurfilmaufnahmen. Lauda konnte erst nach über einer halben Minute von mehreren Fahrern, die angehalten hatte, aus dem brennenden Wrack geborgen werden. Der Österreicher erlitt schwerste Verbrennungen im Gesicht, die bis heute von seinem Unfall zeugen. Dennoch saß Lauda nur 42 Tage später beim Großen Preis von Italien wieder im Cockpit.

Wilhelm Mairesse, Belgien GP 1962

"Es ist als würde man dem Teufel ins Gesicht blicken. Man sieht nur sein furchiges Gesicht, seine buschigen Augenbrauen und seine Augen, die scheinbar ihre Farben wechseln können." Das Gesicht von Wilhelm Mairesse kurz vor Rennstart hatte sich ins Gedächtnis von Peter Revson eingebrannt. Mairesse war im Zweikampf ein gefürchteter Gegner, nicht umsonst hatte er die Spitznamen "Kamikaze Willy" oder "Wild Willy". Seine Rennkarriere war geprägt von schweren Unfällen und Kollisionen. F1-Fotograf Rainer Schlegelmilch meinte einst: "Willy beging Selbstmord auf Raten. Seine Starts waren immer wie ein Aufbruch in die Hölle." Beim Belgien GP 1962 stand das Leben des Belgiers abermals auf des Messers Schneide. Ausgangs Blanchimont kollidierte Mairesse mit dem Lotus von Trevor Taylor, woraufhin sich sein Ferrari 165 überschlug und Feuer fing. Mairesse überlebte den Horrorcrash wie durch ein Wunder fast unverletzt - abgesehen von schweren Brandwunden an den Füßen.

Lorenzo Bandini, Monaco GP 1967

Drei Minuten saß Lorenzo Bandini in seinem brennenden Ferrari 312F1 fest. Feuerwehrmänner versuchten den Italiener aus seinem Wagen zu befreien, aber sie waren für solch ein Flammenmeer zu spärlich ausgerüstet. In der 82. Runde des Monaco GP 1967 verlor Bandini an zweiter Stelle liegend die Kontrolle über sein Auto. Der Italiener touchierte Eingang der Hafenschikane die Streckenbegrenzung, kam links von der Strecke ab und prallte gegen einen nur von Strohballen gesicherten Pfosten. Aufnahmen eines Amateurfilmers erwecken den Eindruck, als ob der Wagen regelrecht explodierte. Bandini beschädigte sich seinen Motor bereits bei einer Kollision in der zweiten Runde und verlor ohne es zu bemerken Öl. Einige Experten spekulierten, dass der Italiener auf seiner eigenen Ölspur ausgerutscht und verunglückt sei. Andere behaupteten, dass durch den Zusammenprall mit dem Pfosten das Ölleck vergrößert wurde und es so zur Explosion kam. Bandini erlag drei Tage nach dem Unfall seinen Verbrennungen.

Jacky Ickx, Spanien GP 1970

Benommen saß Jacky Ickx in seinem brennenden Ferrari. Jackie Oliver versuchte seinem Kollegen zu helfen, doch die meterhohen Flammen stellten sich ihm wie eine Wand in den Weg. Ickx fingerte minutenlang am Zentralverschluss seiner Gurte herum, bis sich dieser öffnen ließ. "Mein Helmvisier war längst rußgeschwärzt. Ich sah absolut nichts mehr, als sich das Gurtschloss endlich öffnete", erzählt der Belgier. Als er aus seinem Ferrari floh, brannte sein Overall am ganzen Körper. Als "lebende Fackel" lief er los, um einen Feuerlöscher zu finden und rannte glücklicherweise einem Streckenposten in die Arme, der die Flammen erstickte. Das Rennen ging ohne Unterbrechung weiter. Auslöser dieses Horrorszenarios war ein Aufhängungsbruch am BMR von Jackie Oliver. Beim Anbremsen in die Haarnadelkurve verlor der Brite die Kontrolle über seinen Wagen und rammte den Ferrari von Ickx. Oliver entkam dem Inferno unverletzt, Ickx erlitt Verbrennungen zweiten Grades an Armen und Beinen.

Clay Regazzoni, Südafrika GP, 1973

Als er den brennenden BRM von Clay Regazzoni sah, zögerte Mike Hailwood keine Sekunde. Der Brite sprang aus seinem Auto und eilte zu Regazzoni, der nach einer heftigen Kollision mit Jacky Ickx und Hailwood selbst das Bewusstsein verloren hatte. Regungslos saß Regazzoni im Wagen, während Hailwood verzweifelt am Sicherheitsgurt des Schweizers riss, um ihn aus dem brennenden Auto zu befreien. Ein Streckenposten versuchte die Flammen zu löschen, die mittlerweile meterhoch in die Luft ragten. Hailwood konnte Reggazoni aus dem Auto zerren, doch dabei fing sein Overall am linken Unterschenkel Feuer. Der Brite versuchte die Flammen mit der Hand zu ersticken - vergeblich. Erst ein Streckenposten, in dessen Richtung Hailwood gelaufen war, konnte die Flammen löschen. Hailwood blieb unverletzt, Regazzoni kam bei dem schrecklichen Feuerunfall in Kyalami mit Brandwunden davon.

Boxenfeuer

Jos Verstappen, Deutschland GP 1994

Das wohl bekannteste Boxenfeuer der Formel 1 hatte Jos Verstappen zu überstehen. Der Benetton des Niederländers entzündete sich während des Nachtankvorgangs beim Deutschland GP 1994 in Hockenheim, da Benzin ausgetreten war. Dank der feuerfesten Anzüge kamen aber sowohl Verstappen als auch seine Mechaniker trotz des gigantischen Flammenballs weitestgehend unverletzt davon. Der Niederländer erlitt lediglich leichte Verbrennungen, die ihn nicht davon abhalten konnten, beim nächsten Rennen auf das Podium zu fahren.

Eddie Irvine, Belgien GP 1995

In seiner Formel-1-Zeit galt Eddie Irvine als ein Pilot, den nichts wirklich beeindrucken konnte. Selbst als sich sein Jordan 195 beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps 1995 in einen riesigen Feuerball verwandelte, blieb der Ire unbeeindruckt. Beim Boxenstopp hatte ein Jordan-Mechaniker beim Herausziehen des Tankrüssels einige Spritzer Benzin auf dem Auto verteilt. Als Irvine losfuhr, entflammte das Benzin und der Wagen fing Feuer. Irvine stoppte und blieb ruhig im Wagen sitzen, während seine Mechaniker versuchten das Feuer zu löschen. Sechs Sekunden später war der Brand gelöscht und Irvine stieg unverletzt und unbeeindruckt aus. Den wartenden Reportern erzählte Irvine im Interview: "Der Wagen war schnell bis zu dem Zeitpunkt als er in Flammen aufging."

Williams, Spanien GP 2012

Eine Schrecksekunde gab es 2012 in Barcelona. Rund anderthalb Stunden, nachdem Pastor Maldonado völlig überraschend den Spanien GP gewonnen hatte, brach im Benzinlager der Williams-Box Feuer aus, die daraufhin nahezu vollständig ausbrannte. Nach dem Vorfall, der von einer defekten Tankpumpe ausgelöst worden war, wurden insgesamt 31 Personen wegen Atembeschwerden, Schnittverletzungen und leichten Verbrennungen im Medical Centre an der Strecke behandelt, einige von ihnen mussten die Nacht im Krankenhaus verbringen.

Lotus-Kühlschrank, Singapur GP 2012

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Beim Singapur GP 2012 begann in der Nacht von Freitag auf Samstag ein Kühlschrank des Lotus-Teams zu brennen. Es dauerte über eine Stunde, bis die Feuerwehr eintraf, bis dahin war die ganze Hospitality des Teams niedergebrannt - auch die Räume für die Ingenieure im Obergeschoss. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Brand sich auch auf die Hospitalitys von Mercedes und Ferrari nebenan ausgebreitet - auch dort waren Räume wegen Verschmutzung und Ruß nicht benutzbar.

So lassen sich Boxenfeuer verhindern

Nach dem Williams-Boxenfeuer wurde der Einsatz des sogenannten MADMAT-Systems diskutiert. Dieses hat seinen Ursprung auf der USS Zumwalt, einem Zerstörer der US Navy, und kommt am Hubschrauberlandeplatz zum Einsatz, wo wie in der F1-Box getankt wird. Das System wird auf dem Boden der Box oder des Landeplatzes installiert.

Sobald es zu einem Feuer kommt, greifen gleich zwei Sicherheitsmechanismen: Die Rauchentwicklung wird unterbunden und das Feuer breitet sich so gut wie nicht aus. Das System nimmt ausgelaufenes oder verspritztes Benzin auf und minimiert das Freiwerden von Dämpfen und damit das Risiko eines Feuers. Sollte dennoch ein Feuer entstehen, unterdrückt MADMAT dieses, indem es diesem den Sauerstoff entzieht und die Hitze ableitet.