Renault sorgte beim 1. Freien Training zum Malaysia GP unfreiwillig für eine heiße Show-Einlage. Als Kevin Magnussen zu Beginn der Session nach zwei Runden zurück an die Box kam, ging sein Renault plötzlich in Flammen auf. Trotz zahlreicher Löschversuche wollte das Feuer einfach nicht ausgehen. Erst nach knapp zehn Minuten konnten die Mechaniker das Auto wieder in die Garage bringen und mit der Reparatur beginnen.

Das Feuer brach direkt hinter dem Cockpit aus. Die Mechaniker sahen das Feuer vor Kevin Magnussen und zeigten ihm, dass er schnell aus dem Auto aussteigen soll. Auch am Funk wurde der Däne darauf hingewiesen, da allerdings hatte er den Gurt bereits gelöst und war im Eiltempo aus dem Boliden herausgeklettert.

Magnussen rettete sich mit einem Sprung aus dem Cockpit, Foto: Sutton
Magnussen rettete sich mit einem Sprung aus dem Cockpit, Foto: Sutton

Schwer vorstellbar, wie der Vorfall mit Halo ausgegangen wäre. "Ich bin Halo nie gefahren", sagte Magnussen später, "aber meiner Meinung nach sind die vorgeschriebenen fünf Sekunden schon zu lange. Du willst nicht fünf Sekunden lang im Auto sitzen, wenn es brennt. Es wäre interessant, wie das mit Halo ausgehen würde." In der Tat beklagten sich Kollegen, die den Heiligenschein getestet haben, schon über das Ein- und Aussteigen mit dem Aufsatz.

Als Magnussen das Auto verlassen hatte, begannen die Mechaniker mit den Löschversuchen. Das Feuer war nicht groß, aber es ließ sich nicht unterkriegen. Stetig sprudelte Benzin aus der Airbox, das die Motorverkleidung entlang rann und sich dort entzündete. Erst als die Quelle versiegt war, konnte das Feuer abschließend gelöscht werden und das Fahrzeug wieder in die Garage geschoben werden.

Doch wie kann es sein, dass aus einem modernen Formel-1-Auto Benzin heraussprudelt? Renault Technikchef Nick Chester gab zu, am Benzinsystem etwas für den Mexiko GP ausprobiert zu haben. "Es gab ein Problem mit dem Ventil an der Benzinentlüftungsleitung. Dadurch ist Benzin ausgetreten, das das Feuer verursacht hat", erklärte Chester. Dass der Tank bis oben hin voll war, verstärkte das Problem.

F1-Tank mit Kammern, Kollektoren und Entlüftung

Benzinsysteme in modernen Formel-1-Boliden sind extrem kompliziert. Sie bestehen aus unzähligen Trennelementen, damit die Flüssigkeit nicht so stark herumschwappt. Außerdem gibt es mehrere Kollektoren, in denen das Benzin gesammelt und dann an die Benzinpumpe geleitet wird. Somit wird sichergestellt, dass jeder Tropfen, der sich im Tank befindet, auch ins Einspritz-System gelangt. Bei den hohen Querbeschleunigungskräften ist das eine durchaus komplizierte Aufgabe.

Der Benzintank (gelb) ist ein kompliziertes Gebilde, Foto: Sauber
Der Benzintank (gelb) ist ein kompliziertes Gebilde, Foto: Sauber

Deshalb sieht der Benzintank innen wie ein Labyrinth aus. Durch dieses Labyrinth führen verschiedene Schläuche. Und genau hier lag das Problem: Der Tank braucht ein Entlüftungssystem. Erwärmt sich das Benzin, dehnt es sich aus. Wäre es ein geschlossenes System, würde somit im Inneren Druck entstehen. Luft muss aus dem Tank entweichen können.

Zu Zeiten, in denen Nachtanken noch erlaubt war, war das noch komplizierter. Bei einem Benzinfluss von zwölf Litern pro Sekunde musste die Luft schnell entweichen. Deshalb sieht man am Tankstutzen oftmals eine zusätzliche kleine Öffnung, durch die Luft entweichen kann.

Ventile und Leitungen sorgen für den richtigen Druck im Tank, Foto: Sauber
Ventile und Leitungen sorgen für den richtigen Druck im Tank, Foto: Sauber

Weil in Mexiko Stadt, mehr als 2000 Meter über dem Meeresspiegel der atmosphärische Druck niedriger ist, müssen offenbar Änderungen am Entlüftungssystem vorgenommen werden.

Als der Schaden am Renault repariert war, konnte Magnussen im 2. Freien Training mit etwas Verspätung wieder ins Geschehen eingreifen. Sorgen machte er sich da nicht mehr: "Ich wusste, warum es passiert ist und wir haben für den Nachmittag wieder das alte System eingebaut."