Toro Rosso konnte sich in Singapur von seinem Formtief zur Saisonhalbzeit rehabilitieren. Nach drei Rennen ohne Punkte und mit Startplätzen im hinteren Mittelfeld waren Carlos Sainz und Daniil Kvyat wieder zurück in den Top-10. Auch wenn Sainz im Rennen nach der Startkollision mit Hülkenberg leer ausging, war das Rennwochenende für ihn ein klares Indiz für die Qualität des Toro-Rosso-Boliden. In Malaysia hofft er allerdings auf Hilfe durch den Wettergott.

Nachdem Toro Rosso im Sommer in den Untiefen des Mittelfeldes versank, kamen viele Zweifel an der Beständigkeit des Red-Bull-Schwesterteams auf. Für Sainz war die Vorstellung in Singapur vor allem eine Antwort an die Kritiker: "Wenn es irgendwelche Zweifel gab, hat Singapur bewiesen, dass Toro Rosso vielleicht das dritt- oder viertbeste Chassis in der Formel 1 hat. Selbst auf den kurzen Geraden haben uns 12-14 km/h gefehlt, und trotzdem waren wir im Qualifying nur eine Sekunde hinter einem Red Bull."

Gleichzeitig weist Sainz damit auch auf den derzeit wohl größten Schwachpunkt des Pakets hin. Während die direkte Konkurrenz von Force India und Williams regelmäßig auf die neusten Ausbaustufen des Mercedes-Antriebs zurückgreifen kann und McLaren von Honda Werksunterstützung aus erster Hand erhält, müssen er und sein Teamkollege Daniil Kvyat sich mit Ferraris Vorjahres-Motor zufriedengeben. "Natürlich ist der Mangel an Weiterentwicklung in Sachen Power Unit das, was uns aufhält", so Sainz.

Singapur war für Sainz der klare Beweis für die Qualität des Toro-Rosso-Boliden, Foto: Sutton
Singapur war für Sainz der klare Beweis für die Qualität des Toro-Rosso-Boliden, Foto: Sutton

Toro Rosso muss improvisieren

Der Spanier macht sich angesichts der speziellen Streckencharakteristik von Singapur allerdings auch keine Illusionen, dass es in Sepang erneut derart spielerisch so weit nach vorne gehen wird: "Ich würde sagen, dass Singapur ein Sonderfall war." In Malaysia kommt es darauf an, dass das Team die richtigen Prioritäten bei der Auswahl der Chassis-Konfiguration setzt. "Wir müssen sehen, ob wir bei der Anfahrt auf die letzten Kurven schnell sein wollen, oder ob wir lieber in den Kurven konkurrenzfähig sein wollen", fügt Sainz an.

Festgelegt haben sich Fahrer und Ingenieure vor dem Start ins Wochenende laut Sainz allerdings noch nicht: "Ich erwarte, dass wir über das Wochenende hinweg etwas improvisieren werden. Wir sind in so einer verzwickten Lage und der Grat bei der Performance ist so schmal, dass wir einfach erst sehen müssen, wie es läuft."

Sainz hat allerdings keine Bedenken, dass der erste Trainingstag nicht ausreichen könnte, um die Richtung für den Rest des Wochenendes festzulegen. "Wir haben clevere Ingenieure, die wissen, wie sie ihre Hausaufgaben zu machen haben", so der 22-Jährige weiter.

2015 konnte Sainz in Malaysia nicht nur Punkte holen, sondern auch Red Bull hinter sich lassen, Foto: Sutton
2015 konnte Sainz in Malaysia nicht nur Punkte holen, sondern auch Red Bull hinter sich lassen, Foto: Sutton

Malaysia-Wetter ist willkommen

Der neu asphaltierte Sepang International Circuit sorgt bei den Teams für eine unbekannte Größe vor dem 16. Rennen der Saison. Vor allem ist es jedoch das für Malaysia typische Wetter, von dem sich Sainz Schützenhilfe erhofft: "Regen ist etwas, dass ein Team wie Toro Rosso oder ein Fahrer in meiner Situation immer begrüßt. Selbst wenn die Strecke zum Schwimmbad wird. Es gibt mehr Fragezeichen, es können mehr Dinge passieren und wir können mehr Punkte holen."

Sainz konnte dieses Jahr bereits vom Regen in Monaco und Silverstone profitieren und jeweils Punkte einfahren. Dem Sohn des zweifachen Rallye-Weltmeisters Carlos Sainz gefällt das Fahrgefühl bei Nässe schon seit Teenager-Tagen. "Schon als ich damals in der Formel BMW gefahren bin, war ich immer vorne mit dabei, wenn es geregnet hat. Alle meine Siege in der Formel 3 waren im Regen", so Sainz.

Auf der Suche nach einer Erklärung, kommen bei Sainz offensichtlich die Rallye-Gene des Vaters durch: "Ich weiß nicht warum, aber ich genieße es ein bisschen, am Kurvenausgang mehr mit dem Heck zu spielen. Es ist mehr Improvisation. Du fährst nicht wie ein Computer: Immer bei der 100-Meter-Marke und bis zum Scheitelpunkt in die Kurve bremsen. Du benutzt im Regen einfach den Gang und die Linie, bei der du ein besseres Gefühl hast und glaubst, schneller zu sein."