Der Formel-1-Tross hat 15 der insgesamt 21 Stationen der Saison 2016 absolviert. Bisher war Mercedes klar das dominante Team. Bis auf den Fall von Selbstzerstörung in Barcelona, haben die Silberpfeile kein Rennen im direkten Duell gegen die Konkurrenz verloren. Die Gegner in Form von Ferrari und Red Bull hoffen jedes Wochenende aufs Neue auf eine Formschwäche des Boliden aus Brackley. Bei nur noch sechs ausstehenden Rennen wird die Luft für Vettel und Co. aber langsam dünn. Wir werfen einen Blick auf die Chancen der drei Top-Teams in der entscheidenden Phase der Saison.

Mercedes: Alle Zeichen auf (Doppel)-Sieg

Zwischen Hamilton und Rosberg ging es 2015 in Suzuka und Austin besonders eng zu, Foto: Sutton
Zwischen Hamilton und Rosberg ging es 2015 in Suzuka und Austin besonders eng zu, Foto: Sutton

Die Silberpfeile hatten 2015 drei Schwachstellen: Sepang, Budapest und Singapur. Zwei dieser Angststrecken haben Hamilton und Rosberg diese Saison schon bezwungen - übrig ist nur noch Sepang. Angesichts dieser Vorzeichen stehen die Chancen gut, dass Mercedes auch in Malaysia die Scharte aus 2015 auswetzen kann. Bei den anderen Rennen konnte die Mannschaft von Teamchef Toto Wolff jeweils mit Doppelsiegen die maximale Ausbeute von 43 Punkten einfahren. Unter dem Strich sprangen für Mercedes dabei 248 WM-Punkte heraus - und schaut man dazu auf die Performance im bisherigen Saisonverlauf, scheint der Kampf gegen Ferrari und Red Bull in den kommenden Wochen eine relativ klare Angelegenheit zu werden. Doch aufgepasst: Ein Fragezeichen steht trotzdem hinter Mercedes.

Der Schlagabtausch zwischen Weltmeister Lewis Hamilton und seinem ewigen Herausforderer Nico Rosberg hat in diesem Jahr seinen bisherigen Höhepunkt erreicht und ist an Intensität kaum noch zu überbieten - und die noch zu fahrenden Rennstrecken versprechen nicht weniger Brisanz. Bei drei der noch ausstehenden Stationen war Rosberg vergangenes Jahr siegreich: In Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi konnte er den zu diesem Zeitpunkt schon als Weltmeister feststehenden Hamilton bezwingen. Hamilton hingegen konnte zuvor in Japan und in den USA gewinnen. Danach schien es so, als ob er den Teamkollegen nach dem Titelgewinn in Texas gewähren ließ. Rosberg holte mit 126 Punkten vier Zähler mehr als Hamilton. Sollte ihm das dieses Jahr wieder gelingen, geht der WM-Titel an die Startnummer 6. Der Weltmeister wird sich also keineswegs ausruhen können.

Red Bull: Schlimmer geht's nicht

Ricciardo würde sich 2016 noch sehr über Glückwünsche von Verstappen freuen, Foto: Red Bull
Ricciardo würde sich 2016 noch sehr über Glückwünsche von Verstappen freuen, Foto: Red Bull

Drei magere Podestplätze konnten Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat 2015 für Red Bull einfahren - und keinen davon bei den diese Saison noch offenen Grands Prix. Am erfolgreichsten waren die Bullen in Mexiko, wo das Team als zweite Kraft hinter Mercedes auftrat. Den Tiefpunkt gab es zweifelsohne in Suzuka - einer Strecke, die Red Bull aufgrund der hohen Anforderungen an das Chassis eigentlich entgegenkommen sollte. Dort kamen Kvyat und Ricciardo weit hinter den Top-10 ins Ziel.

Red Bull holte unter dem Strich mit 41 Punkten gerade einmal sechs Punkte mehr als das Schwesterteam Toro Rosso. Dieses Jahr sollte es für Teamchef Christian Horner und seine Crew deutlich besser laufen. Der RB12 erwies sich bisher als guter Allrounder und bis auf Mexiko City, das erst 2015 seinen Weg zurück in den Kalender fand, war das Team auf den anderen Kursen in der Vergangenheit schon siegreich.

Interessant wird auch hier das Duell der Stallgefährten Ricciardo und Verstappen. Der Australier holte 2015 auf den sechs vielzitierten Rennstrecken 20 Punkte, während Ex-Teamkollege Kvyat sogar einen Zähler mehr einfuhr. Spannend wird es, wenn man einen Blick auf seinen jetzigen Teamkollegen wirft. In Diensten von Toro Rosso holte Verstappen 24 Punkte und stellte neben Carlos Sainz auch gleich das Red-Bull-Duo in den Schatten. Mit Verstappen im Nacken ist Ricciardo 2016 wieder zur Höchstform aufgelaufen. Wenn das wiedererstarkte Red Bull noch einmal an seine Monaco-Form anknüpfen kann, könnte der zweite Saisonsieg möglich sein.

Ferrari: Rien ne va plus

Sepang wird Ferraris letzte Chance, einen 2015er Triumph zu wiederholen, Foto: Sutton
Sepang wird Ferraris letzte Chance, einen 2015er Triumph zu wiederholen, Foto: Sutton

Für Ferrari zieht sich die Schlinge in der Saison 2016 immer weiter zu. Auf zwei der drei Triumph-Strecken von 2015 gingen Vettel und Räikkönen schon leer aus. Noch schlimmer: Weder in Ungarn, noch in Singapur, schaffte es einer der Beiden aufs Podest. Mit Sepang folgt die letzte Rennstrecke, auf der die Scuderia einen Vorjahreserfolg wiederholen kann. Vettel will sich jedoch nicht auf Malaysia als letzte Chance festlegen: "Ich schaue nicht wirklich auf die Streckencharakteristik und sage: Das könnte die Strecke sein, das nicht. Das ist der falsche Ansatz. Du solltest immer dein Bestes geben und nach dem Höchsten streben."

Auf den nach Sepang folgenden Kursen dürfte sich diese Herausforderung für Vettel und Räikkönen in der Tat mindestens genau so schwierig gestalten. Zwar war das Team 2015 bis auf Mexiko überall die zweite Kraft hinter Mercedes und machte dabei mit 133 Zählern deutlich mehr Punkte als Red Bull - doch mit der momentanen Konkurrenzfähigkeit der Österreicher ist das in diesem Jahr alles andere als in Stein gemeißelt. Vettel spekuliert deshalb sogar auf einen Sieg á la Red Bull in Barcelona: "Du weiß nie, was passiert. Wenn du als Fünfter startest, könnten die ersten vier in der ersten Kurve crashen und plötzlich bekommst du eine Chance."