Der Samstag in Singapur war für Sebastian Vettel die vielleicht größte Enttäuschung einer enttäuschenden Saison. In Singapur rechnete sich Ferrari nach dem Erfolg im Vorjahr Siegchancen aus. Doch ein kaputter Stabilisator machte alle Hoffnungen zunichte. Startplatz 22 für den Ferrari-Piloten.

Ein defekter Stabilisator ruinierte Vettels Qualifying, Foto: Sutton
Ein defekter Stabilisator ruinierte Vettels Qualifying, Foto: Sutton

Verrückt: Obwohl das Rennen nur eine Safety-Car-Phase hatte und die auch noch am Anfang für wenig Unruhe und Durcheinander sorgte, landete Vettel nur einen Platz hinter seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen. Räikkönen war von Platz fünf gestartet und zeigte ein starkes Rennen. Wie konnte das passieren?

Gleichzeitig kam Vettel auch noch vor Max Verstappen ins Ziel. Verstappen startete auf Platz vier. Gut, Verstappen hatte einen schwachen Start und fiel auf Rang acht zurück. Damit war er aber nach Runde eins noch immer zwölf Plätze vor Vettel. Im Ziel lag Vettel fast 44 Sekunden vor dem Youngster - obwohl er zwischenzeitlich elf Sekunden hinter ihm lag.

Wie hat Vettel 55 Sekunden auf Verstappen gutgemacht? Dass der Red Bull sauschnell war, zeigte Daniel Ricciardo - der das Ziel 0,5 Sekunden nach Rennsieger Nico Rosberg erreichte. Motorsport-Magazin.com erklärt, wie unterschiedlich die Rennen von Vettel und Verstappen liefen.

Start 1. Stopp 2. Stopp 3. Stopp
Vettel Soft Runde 24 - Ultrasoft Runde 42 - Ultrasoft -
Verstappen Supersoft Runde 13 - Supersoft Runde 27 - Supersoft Runde 44 - Soft

Der Start: Vettel +2, Verstappen -8

Kurios: Vettel und Verstappen erwischen beide einen schlechten Start. Vettels Vorteil: Von Startplatz 22 kann es nicht mehr weit nach hinten gehen. Weil Romain Grosjean gar nicht startet, gewinnt er sofort einen Platz. Weil Nico Hülkenberg nach 100 Metern abgeschossen wird, hat Vettel schon zwei Plätze gewonnen.

Anders bei Verstappen: Schon am Vortag erkannte Red Bull Probleme an der Kupplung. Deshalb durften die Mechaniker sogar noch unter Parc-ferme-Bedingungen Hand anlegen. "Wir dachten, wir hätten das Problem vor dem Rennen gelöst", sagte Teamchef Christian Horner. Doch das Problem war nicht gelöst, Verstappen startete katastrophal und löste dadurch sogar noch einen Unfall aus. Insgesamt kosteten ihn die ersten Meter vier Plätze.

Der erste Stint: Vettel marschiert, Verstappen blockiert

Nach dem Restart bahnt sich Vettel seinen Weg durch die Hinterbänkler. Button und Bottas kassiert Vettel noch hinter dem Safety-Car, weil beide einen Boxenstopp einlegen. Palmer kassiert Vettel sofort auf der Strecke, auch Esteban Ocon muss schnell dran glauben. Pascal Wehrlein kann sich im Manor ebenfalls nicht lange wehren. Weil Sainz und Ericsson früh zum Stopp kommen, liegt Vettel in Runde acht schon auf Rang 13. An Nasr muss Vettel einige Runde knabbern, in Runde 14 überholt er auch den Sauber.

Weil Verstappen stoppt, geht er in Runde 13 schon an ihm vorbei. Durch weitere Boxenstopps liegt Vettel in Runde 18 schon auf dem sechsten Platz. Vettels Vorteil: Er ist auf dem härtesten Reifen losgefahren und profitiert davon, dass die Konkurrenz schon früher stoppen muss. Weil Perez die gleiche Strategie hat und Vettel nicht am Force India vorbeikommt, stoppt er in Runde 24 zum ersten Mal.

Verstappen hingegen ist mit den Supersoft-Reifen losgefahren. Nachdem er am Start zurückgefallen ist, kämpft er zunächst gegen Sainz. Der muss allerdings seinen Boliden reparieren lassen und biegt in die Box ab. In Runde sieben liegt Verstappen auf Platz sieben. Doch Daniil Kvyat vor ihm, macht ihm das Leben schwer. Verstappen ruiniert sich im Zweikampf seine Reifen und muss schon in Runde 13 zum Boxenstopp.

Der zweite Stint: Vettel marschiert weiter, Verstappen weiter blockiert

Vettel fällt durch seinen Stopp von Platz 6 auf Rang 13 zurück. Weil der erste Stint so lang ging, kann Vettel nun auf Ultrasoft einen Zwischensprint einlegen. Auf frischen Ultrasofts geht Vettel schnell an Esteban Gutierrez, Kevin Magnussen und Daniil Kvyat vorbei. Durch Boxenstopps anderer ist Vettel schon in Runde 36 auf Rang fünf und kann die Pace der Ultrasoft-Reifen in freier Fahrt nutzen. Nach 19 Runden sind die Ultrasofts hinüber, Vettel kommt in Runde 43 zum zweiten Stopp.

Verstappen fährt seinen zweiten Stint wieder auf Supersoft und findet sich hinter Pascal Wehrlein wieder. An dem kommt er schnell vorbei, doch dann trifft er wieder auf Daniil Kvyat. Am Russen findet Verstappen wieder keinen Weg vorbei. Stattdessen hängt er in seinem Windschatten und zerstört sich die Supersofts erneut. Weil andere Piloten stoppen, kommt das Duo Kvyat/Verstappen bis auf die Ränge sechs und sieben nach vorne. In Runde 27 steht Verstappens zweiter Boxenstopp an.

Der dritte Stint: Vettels Schlusssprint, Verstappens Zwischensprint

Vettel geht in Runde 42 wieder auf Ultrasoft. Somit müssen die Pneus wie schon im zweiten Stint genau 19 Runden halten. Durch den Stopp verliert Vettel nur eine Position - Verstappen geht wieder an ihm vorbei. Zwei Runden später muss aber Verstappen schon zu seinem dritten Stopp kommen - und Vettel ist wieder vorbei. Bis zum Rennende hat Vettel freie Fahrt und kann die Ultrasofts perfekt nutzen.

Verstappens dritter Stint auf Supersoft verläuft besser als die ersten beiden. Der Red-Bull-Pilot fällt durch den Stopp wieder auf Rang elf zurück, pflügt diesmal aber schnell durchs Feld. Binnen weniger Runden überholt er Nasr und Perez auf der Strecke. Weil Alonso, Kvyat und Magnussen stoppen, ist Verstappen in Runde 38 auf Platz sechs - hinter Vettel. Allerdings muss Verstappen noch einmal zum Stopp.

Der vierte Stint: Endlich an Kvyat vorbei

Vettel und Verstappen kommen fast gleichzeitig zu ihren letzten Stopps. Allerdings ist es bei Vettel der zweite, bei Verstappen der dritte Stopp. Während Vettel keine Gegner mehr vor sich hat und auf den Ultrasofts Spaß haben kann, muss Verstappen die letzten Runden noch kämpfen. Auf den Soft-Reifen kommt er auf Platz neun wieder hinter Kvyat raus. Im Dreikampf mit Perez kommt er diesmal aber schnell vorbei. Auch mit Fernando Alonso hat Verstappen keine großen Probleme. Auf Rang sechs ist dann aber Feierabend.

So schlecht Ferraris Strategie bei Kimi Räikkönen war, so gut war sie bei Sebastian Vettel. Vettel zeigte starke Überholmanöver und kam durch die antizyklische Strategie teilweise auch kampflos nach vorne. Die letzten beiden Stints konnte Vettel auf den Ultrasofts noch richtig angasen. Verstappen hingegen steckte ständig im Verkehr, ruinierte sich dabei die Reifen und musste deshalb einen zusätzlichen Stopp einlegen.

So verlor Verstappen 55 Sekunden auf Vettel - ohne Safety-Car-Phasen und sonstigen großen Vorkommnissen. Dass der Ferrari im Rennen in freier Fahrt extrem schnell war, zeigte übrigens auch Kimi Räikkönen. Auf den Soft-Reifen holte er sogar Sekunde um Sekunde auf Nico Rosberg auf.