Mann des Rennens: Nico Rosberg

Dem Deutschen wurde, mitunter auch auf Motorsport-Magazin.com, oft wahlweise der Mumm/die Härte/die Klasse abgesprochen, um im WM-Kampf gegen den abgezockten und bärenstarken Lewis Hamilton zu bestehen. Der Verlauf dieser Saison schien erneut in diese Richtung zu deuten: Rosberg begann stark, baute aber ebenso stark ab und ließ sich von seinem Teamkollegen einen 43-Punkte-Vorsprung in der Fahrerwertung abknöpfen.

Doch die Rennen nach der Sommerpause, in denen Rosberg in der WM zurück an die Spitze fand, zeigen ein neues Bild. Spätestens das Wochenende in Singapur, an dem der spätere Rennsieger schon im Qualifying überzeugte, beweist, dass der 31-Jährige dazugelernt und in den entscheidenden Momenten präsenter und ruhiger ist als früher. Das hat sicher auch Hamilton beeindruckt.

Spruch des Rennens: Ultrasofts machen Vettels Auto "lebendig"

Nach seinen Problemen im Qualifying musste Sebastian Vettel vom letzten Startplatz losfahren. Der Ferrari-Pilot pflügte sich zunächst auf Soft-Reifen durch das Feld. Obwohl er viele Positionen gutmachte, war er in dieser Phase unzufrieden, denn Sergio Perez im Force India hielt ihn auf. Erst der Wechsel auf Ultrasofts brachte ihn am Mexikaner vorbei. "Das Auto wurde lebendig", berichtete der Deutsche nach dem Rennen, das er immerhin noch auf Platz fünf beendete - letztlich eine starke Aufholjagd.

Manöver des Rennens: Hülkenbergs "Toro-Rosso-Sandwich" ist ungenießbar

Der Arbeitstag von Nico Hülkenberg beim Rennen in Singapur war relativ kurz. Dabei hatte der Force-India-Pilot von Platz acht aus einen tollen Start erwischt und war im Begriff, einige Positionen zu gewinnen. Doch plötzlich scherte Carlos Sainz aus, weil direkt vor dem Spanier Max Verstappen gepennt hatte. Für Hülkenberg blieb kein Raum mehr, denn auf der anderen Seite fuhr - der dieses Mal schuldlose - Daniil Kvyat. Hülkenberg: "Ich war im Toro-Rosso-Sandwich." Der Berührung des Deutschen mit Sainz folgte der Boxenmauer-Crash und das sofortige Aus. Jenson Button und Valtteri Bottas touchierten sich in diesem Zusammenhang ebenfalls und mussten später beide aufgeben.

Zwischenfall des Rennens: Schrecksekunde für einen Streckenposten

Die Quoten bei den internationalen Wettanbietern für einen Safety-Car-Einsatz in Singapur dürften eher mies sein. Bisher musste Bernd Mayländer in jeder der neun Ausgaben des Rennens im Stadtstaat ran. So auch nach dem oben beschriebenen Start-Unfall von Hülkenberg und Sainz. Als die Strecke im Anschluss eigentlich schon wieder freigegeben war, befand sich - offenbar aufgrund eines Fehlers in der Meldekette - doch noch ein Marshall auf dem Kurs, um Teile aufzusammeln. Nico Rosberg kam mit 300 km/h daher, der Mann konnte sich allerdings gerade noch in Sicherheit bringen.

Jetzt aber schnell: Ein Marshall räumt noch auf, während im Hintergrund Rosberg schon heranrast, Foto: Sutton
Jetzt aber schnell: Ein Marshall räumt noch auf, während im Hintergrund Rosberg schon heranrast, Foto: Sutton

Boxenstopp des Rennens: Einen doppelten Hamilton, bitte! - Kommt sofort!

Bislang dominierte Williams in dieser Saison die Tabelle der kürzesten Boxenstopp-Zeiten. Bei elf von 15 Rennen fanden die schnellsten Reifenwechsel an den Autos von Felipe Massa oder Valtteri Bottas statt. Doch nun sicherte sich Mercedes zum dritten Mal diesen Titel, wobei Lewis Hamilton einen Doppelsieg feierte. Weder sein zweiter, noch sein dritter Stopp konnten zeitlich unterboten werden. In nur 2,14 beziehungsweise 2,22 Sekunden hatten seine Mechaniker alle vier Reifen gewechselt. Den Saisonrekord hält ebenfalls Williams. Beim Europa GP stand Felipe Massa ganze 1,92 Sekunden, ehe er mit einen frischen Satz Pneus weiterfahren konnte.

Topspeed des Rennens: Immerhin ein Sieg für Verstappen

Singapur war nicht unbedingt das Pflaster für Max Verstappen. Zwar fuhr der Shooting-Star der Königsklasse im 1. Freien Training Bestzeit, im Rennen lief es aber dann nicht so gut. Er kam am Start schlecht weg und wurde "nur" Sechster. Beim Topspeed war allerdings niemand schneller als der Red-Bull-Pilot. Dass ihm die Williams-Piloten auf den Plätzen zwei und drei dieser Tabelle folgten, nutzte ihnen wenig: Massa belegte Rang 12, Bottas schied vorzeitig aus.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Singapur 2016

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Max VerstappenRed BullRenault327,4 km/h
2Felipe MassaWilliamsMercedes327,1 km/h
3Valtteri Bottas WilliamsMercedes326,5 km/h
4Sebastian VettelFerrariFerrari322,0 km/h
5Sergio PerezForce IndiaMercedes320,2 km/h
6Esteban GutierrezHaasFerrari320,0 km/h
7Daniil KvyatToro RossoFerrari319,8 km/h
8Kimi RäikkönenFerrariFerrari319,5 km/h
9Kevin MagnussenRenaultRenault318,9 km/h
10Felipe NasrSauberFerrari316,8 km/h

Unsung Hero des Rennens: Kevin Magnussen holt einen Punkt

Was haben sich Formel-1-Rückkehrer Renault sowie seine Fahrer Kevin Magnussen und Jolyon Palmer nicht schon alles anhören müssen in dieser doch recht erfolglosen Saison - wobei unsere Redaktion wieder nicht ganz unbeteiligt war. Die Piloten seien unterdurchschnittlich, das Chassis ungenügend, die Ergebnisse ernüchternd. Da tut ein Punkte-Ergebnis wie in Singapur, auch wenn es nur ein Zähler durch den Dänen war, sicher sehr gut. Hinzu kommt, dass Renault zuletzt vor fast fünf Monaten beim Russland GP in die Top-10 fuhr, also eine lange Durststrecke beendete.

Enttäuschung des Rennens: Kein Spass für Haas

Würde man sagen, es war nicht das Wochenende von Haas, wäre das noch weit untertrieben. Romain Grosjean crashte sowohl am Freitag als auch am Samstag und konnte aufgrund eines defekten Break-by-Wire-Systems das Rennen überhaupt nicht bestreiten. Zu allem Überfluss landete der - für Formel-1-Verhältnisse - bedauernswerte Esteban Gutierrez auch noch zum fünften Mal in dieser Saison auf dem undankbaren elften Platz, der keine Punkte bringt. Der Mexikaner bleibt für sein neues Team somit weiterhin ohne Top-10-Ergebnis. Haas selbst wartet seit sieben Rennen auf Zählbares.

Nicht viel zu bestellen gab es in Singapur für Esteban Gutierrez und Haas, Foto: Sutton
Nicht viel zu bestellen gab es in Singapur für Esteban Gutierrez und Haas, Foto: Sutton

Tweet des Rennens: Mercedes und Spongebob haben die Hosen voll

Der Stadtkurs in Singapur galt als Strecke, auf der Mercedes angreifbar ist. Am Ende holten die Silberpfeile doch wieder P1 und 3. Immerhin war es knapper als auf anderen Strecken. Sowohl Rennsieger Nico Rosberg als auch der letztlich Drittplatzierte Lewis Hamilton mussten bis zum letzten Meter um ihre Positionen fürchten. Daniel Ricciardo und Kimi Räikkönen kamen jeweils gefährlich nahe. "Wir haben uns fast in die Hose gemacht", gab Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff später freimütig zu. Die Social-Media-Abteilung des Teams machte diesen Zustand mit ihrem Spongebob-Tweet sehr schön deutlich.

Tipp des Rennens: Alles auf Rosberg!

Nach der überzeugenden Vorstellung im Qualifying waren sich Nutzer und Redakteure von Motorsport-Magazin.com einig: Der Sieger des Singapur GP könne nur der deutsche Mercedes-Pilot sein, prophezeiten 34 Prozent der User und drei der vier Redakteure, die einen Tipp abgaben. Die Leser hatten auch bei der restlichen Besetzung des Treppchens mal wieder einen guten Riecher und platzierten Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo mit jeweils 15 Prozent gemeinsam auf Rang zwei.