1. S wie Startaufstellung

Nico Rosberg führt das Feld in Singapur in die erste Kurve. Zum 29. Mal in seiner Karriere und zum ersten Mal auf dem Marina Bay Circuit gelang es dem Mercedes-Piloten, die Pole Position zu erzielen. "Ich fühlte mich komplett eins mit dem Auto - was wirklich selten vorkommt", war Rosberg, der vor seinem 200. Grand Prix steht, nach dem Qualifying hellauf begeistert.

Neben Rosberg geht Daniel Ricciardo ins Rennen. Der Red-Bull-Pilot verwies Lewis Hamilton auf den dritten Rang und splittete somit das Silberpfeil-Duo. Hamilton verlor knapp sieben Zehntel auf Rosberg und zeigte sich ziemlich ratlos. "Das war bislang nicht mein Wochenende. Ich habe nicht viele gute Runden hinbekommen. Dafür gibt es keinen bestimmten Grund. Ich habe es einfach nicht zusammenbekommen", gab der WM-Leader offen zu.

Komplettiert wird die zweite Startreihe von Max Verstappen, dahinter folgen Kimi Räikkönen im Ferrari sowie die beiden Toro-Rosso-Piloten Carlos Sainz und Daniil Kvyat. Abgerundet werden die Top-10 von Nico Hülkenberg, Fernando Alonso und Valtteri Bottas. Sebastian Vettel kam wegen eines defekten Stabilisators nicht über den letzten Platz hinaus und könnte aus der Boxengasse starten.

2. S wie Start

Der Sprint zur ersten Kurve ist in Singapur ein ausgesprochen kurzer - schon nach 301 Metern folgt eine Links-Rechts-Links-Kombination. Umso wichtiger ist es, beim Erlöschen der Ampeln gut wegzukommen, bietet der Kurs doch nicht übermäßig viele Überholmöglichkeiten.

Beim Start kann es in Singapur ziemlich rund gehen, Foto: Sutton
Beim Start kann es in Singapur ziemlich rund gehen, Foto: Sutton

Unzählige Probleme beim Start hatte in dieser Saison schon Mercedes. Zuletzt in Monza erwischte es wieder einmal Lewis Hamilton, der zu viel Wheelspin hatte und von der Pole Position auf Platz sechs zurückfiel. "Bei den letzten Rennen standen unsere Starts im Fokus und wir haben hart daran gearbeitet, sie zu optimieren. Dennoch müssen wir uns auf diesem Gebiet noch weiter steigern", weiß Motorsportchef Toto Wolff.

Auf dem Papier sollte Mercedes am Start gegenüber Red Bull im Vorteil sein. Als einzige Piloten der Top-10 starten Ricciardo und Verstappen auf den Supersoft-Reifen, die weniger Grip bieten als die Ultrasoft-Pneus, dafür aber länger halten. "Wenn wir den Start so hinbekommen, wie wir wollen, denke ich, können wir die Situation kontrollieren", gibt sich Ricciardo zuversichtlich.

Streckendaten
Länge: 5,065 Kilometer
Runden: 61
GP-Distanz: 308,828 Kilometer
Rundenrekord: 1:50.041 (RIC, 2015)
Kurven: 23
Weg bis Kurve 1: 301 Meter
Länge Boxengasse: 349 Meter
Zeit in Box bei 60 km/h: 20,49 Sekunden

3. S wie Strategie

Pirelli empfiehlt den Teams, mit den ultraweichen Reifen nicht mehr als 18 Runden zu fahren, die Supersofts sollten für maximal 23 Umläufe am Auto sein und die Laufleistung der Soft-Pneus die Marke von 31 Runden nicht übersteigen. Dabei handelt es sich allerdings um keine verpflichtenden Vorgaben, deren Nichteinhaltung eine Strafe nach sich ziehen würde, sondern lediglich um Empfehlungen.

Basierend auf diesen Werten weist Pirelli eine Drei-Stopp-Strategie mit drei Stints zu je 15 Runden auf den Ultrasofts sowie einem Stint zu 16 Runden auf Supersofts als schnellste Taktik aus. Im Gegensatz zu Hamilton und Rosberg, die noch je drei Sätze Ultrasoft übrig haben, stehen den Red-Bull-Piloten nur noch zwei Sätze der weichsten Mischung zur Verfügung. Für sie käme somit eine Zwei-Stopp-Strategie in Frage, bei der alle drei Reifenmischungen für je einen Stint zum Einsatz kommen.

4. S wie Safety Car

Der Einsatz des Safety Cars ist in Singapur nahezu garantiert, Foto: Sutton
Der Einsatz des Safety Cars ist in Singapur nahezu garantiert, Foto: Sutton

Wer auf den Einsatz des Safety Cars in Singapur wettet, darf zwar mit einem Gewinn rechnen, welcher mangels hoher Quote allerdings nicht sehr üppig ausfallen wird. Seit 2008 fährt die Formel 1 auf dem Marina Bay Circuit, und bislang gab es kein Rennen, in dem Bernd Mayländer nicht ausrücken musste - den engen Mauern links und rechts der Strecke sei Dank.

Besonders profitieren vom Safety Car könnte Sebastian Vettel, der nach seinen technischen Problemen vom Ende des Feldes starten muss. "Es könnte sein, dass uns das Safety Car dahin bringt, wo wir hingehören", hofft der Ferrari-Pilot auf einen turbulenten Grand Prix.

5. S wie Strecke

2008 fand in Singapur das erste Nachtrennen der F1-Geschichte statt, das sich rasch zu einem der Events schlechthin im Kalender entwickelte. Wenn die Ampeln am Sonntag erlöschen, ist es im südostasiatischen Stadtstaat bereits 20 Uhr. Durch die Zeitverschiebung von sechs Stunden können die europäischen Fernsehzuschauer das Rennen trotzdem zur gewohnten Sendezeit am frühen Nachmittag genießen.

Der Marina Bay Circuit wartet mit zahlreichen engen Stellen auf, Foto: Sutton
Der Marina Bay Circuit wartet mit zahlreichen engen Stellen auf, Foto: Sutton

Der Marina Bay Circuit ist eine temporäre Rennstrecke mit 23 Kurven, mehr als die Hälfte von ihnen verfügt über einen 90-Grad-Winkel. Überholmöglichkeiten sind trotz zweier DRS-Zonen rar, am ehesten kann man sich noch zwischen den Kurven fünf und sieben, einer Geraden mit leichtem Knick, wo mehr als 300 km/h erreicht werden, an seinem Vordermann vorbeisetzen.

Die vielen engen Kurven haben eine geringe Durchschnittsgeschwindigkeit zur Folge, sodass das Rennen stets an die Maximalgrenze von zwei Stunden geht und somit das längste der Saison ist. Zum Vergleich: Vor zwei Wochen in Monza war bereits nach etwas mehr als eineinviertel Stunden Schluss - bei der gleichen zurückgelegten Distanz von knapp über 300 Kilometern.

Der Marina Bay Circuit, Foto: Motorsport-Magazin.com
Der Marina Bay Circuit, Foto: Motorsport-Magazin.com

6. S wie Sonntagswetter

In Südostasien herrscht momentan Monsun-Zeit. Dementsprechend verhält sich das Wetter jeden Tag recht ähnlich: Nach einem oft sonnigen und trockenen Morgen entwickeln sich rasch Quellwolken und in weiterer Folge einige, mitunter kräftige Regenschauer und Gewitter. Zum Abend hin, spätestens nach Sonnenuntergang, klingen diese in der Regel wieder ab. Genauso sieht auch die Prognose für den Rennsonntag aus, der Regen sollte den Grand Prix nicht beeinflussen und die Strecke bis zum Start abgetrocknet sein.

Die Temperaturen fallen in Singapur auch nach Sonnenuntergang kaum unter 30 Grad. In Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit ergibt sich eine enorme Schwüle, die den Piloten körperlich stark zusetzt. Ähnliche Bedingungen werden auch in zwei Wochen in Malaysia erwartet.

7. S wie Sieger

Nach der bärenstarken Performance im Qualifying steht fest, dass der Sieg nur über Nico Rosberg führt. Der Deutsche wäre der erste Nicht-Weltmeister, der in Singapur gewinnt. Doch es ist Vorsicht geboten, denn Red Bull verfügt mit dem Start auf den superweichen Reifen nicht nur über einen vermeintlichen strategischen Vorteil, sondern präsentierte sich am Freitag auch in den Longruns stärker als Mercedes.

"Uns ist bewusst, dass uns Daniel im Red Bull stark unter Druck setzen wird, da er auf den superweichen Reifen startet. Es wird ein hartes Duell, aber ich bin optimistisch, dass wir die richtige Strategie auswählen werden", freut sich Rosberg auf den Schlagabtausch.

Nicht abzuschreiben ist auch Lewis Hamilton, trotz seines suboptimalen Qualifyings. "Ich befand mich für einen Großteil des Jahres etwas im Hintertreffen, demnach ist das für mich keine neue Situation", gibt sich der Brite cool. "Das Überholen ist hier schwierig, aber ich glaube, dass wir die richtige Strategie gewählt haben. Red Bull kann am Start länger mit den superweichen Reifen fahren, aber Nico wird das Rennen wahrscheinlich von der Spitze kontrollieren und es jedem schwer machen, an ihm vorbeizukommen. Warten wir es ab."

Und wie tippt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion? Das sind unsere (nicht immer ganz ernst gemeinten) Tipps für den Singapur Grand Prix:

Jonas Fehling: Puh ... das wird ein ganz enges Höschen in Singapur. Läuft alles 'normal', startet Mercedes schlecht, verballert Ferrari Räikkönens Strategie total, hat Ricciardo einfach irgendwie Pech und küsst Verstappen die Mauer. Also gewinnt mal Daniil Kvyat. Toro Rosso ist ja stark in Singapur. Und der Junge braucht ja Erfolgserlebnis, oder Herr Marko? ;)

Jonas' Top-3-Tipp: 1. Kvyat 2. Sainz 3. Räikkönen

Chris Lugert: Überragende Vorstellung von Nico Rosberg im Qualifying von Singapur. Doch im Rennen gibt es einige Fragezeichen. Wie verläuft der Start? Was kann Red Bull mit der alternativen Strategie ausrichten? Dennoch machte Rosberg bislang einen derart souveränen Eindruck, dass er wohl vom Start aus zu einem ungefährdeten Sieg in seinem 200. Rennen fahren wird. Dahinter kollidieren Daniel Ricciardo und Lewis Hamilton bereits am Start, beide scheiden aus. Auf das Podest fahren daher Max Verstappen und - Carlos Sainz! Kimi Räikkönen ereilt im typischen Ferrari-Style ein technisches Problem.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Verstappen 3. Sainz

Manuel Schulz: Das Rennen in Singapur ist von Spannung kaum zu übertreffen. Am Start fallen beide Silberpfeile wegen schlechter Starts zurück. Rosberg schafft es aber wieder, sich an die Spitze zu kämpfen, wobei ihm das Safety-Car nach seinem ersten Stopp entgegen kommt. Hamilton bleibt hingegen an Verstappen hängen und fährt sich die Reifen kaputt, was einen zusätzlichen Stopp erfordert, der ihn auf Platz 7 zurückwirft.

Manuels Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Verstappen 3. Räikkönen

Philipp Schajer: Es kommt mir nicht leicht über die Lippen, aber Nico Rosberg wird sich den Sieg in Singapur nicht nehmen lassen - zu überlegen war seine Vorstellung im Qualifying. Lewis Hamilton wird Zweiter und verliert die Führung in der Weltmeisterschaft, während gleich mehrere Safety-Car-Phasen Sebastian Vettel als Dritten ebenfalls auf das Treppchen spülen - das kann diesmal nicht einmal Ferrari mit merkwürdigen Strategien verhindern!

Philipps Top-3-Tipp: 1. Rosberg 2. Hamilton 3. Vettel