Das intensive Verfolger-Duell zwischen Williams und Force India erreicht in Singapur ein neues Niveau: Weil Sergio Perez nach dem Crash von Romain Grosjean im zweiten Abschnitt des Qualifyings unter gelben Flaggen nicht genug verlangsamt haben soll, verlangte Williams eine Untersuchung gegen den Mexikaner.

"Ich habe es selbst nicht gesehen. Ich bin gefahren und habe abgebremst. Wie ich gehört habe, haben das andere Autos nicht getan. Wenn das der Fall ist, dann müssen sie das analysieren", forderte Felipe Massa vor den TV-Kameras von Sky Sports.

"Ich habe gehört, dass einige nicht wirklich abgebremst haben. Deshalb ist Perez vor uns. Aber das wird untersucht. Also mal schauen, von wo ich morgen starten werde ...", deutete Teamkollege Valtteri Bottas vielsagend an. "Perez ist durchgekommen während alle anderen abgebrochen haben", polterte auch Performance-Chef Rob Smedley

Mit Erfolg: Um 22.20 Uhr Ortszeit veröffentlichte die FIA ein Dokument, das zumindest schon einmal Ermittlungen gegen Fahrer und Team bestätigt. "Verfehlung, unter doppelt gelben Flaggen in den Kurven 9 und 10 nicht verlangsamt zu haben", so der offizielle Gegenstand der Untersuchung. Noch dazu überholte Perez in Kurve 16 seinen Landsmann Esteban Gutierrez - ebenfalls unter Gelb. Auch dazu läuft eine eigene Untersuchung. Also gleich zwei Dinge, für die es sich zu rechtfertigen gilt.

Perez: Daten werden meine Unschuld beweisen

Perez selbst sieht den Zwischenfall tiefenentspannt. "Ich hatte drei gelbe Flaggen auf meiner Runde, also habe ich jede Menge gelupft", versichert der Mexikaner. "Ich habe ungefährt sechs Zehntel wegen der gelben Flaggen verloren." Denn einige Kurven hinter der Unfallstelle von Grosjean war auch noch Jenson Button ausgerollt. Dort galt es ebenfalls zu verlangsamen.

Das habe er in beiden Fällen getan. Und Force India werde das beweisen. "Ich denke, wir haben alle Daten vorliegen, die mich absichern, also sehe ich da kein Problem. Am Ende des Tages hast du ja die Telemetrie, welche die Stewards checken und so werde ich kein Problem bekommen", sagt Perez.

Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Daten: In der ersten Zone - F1-Rennstrecken sind nicht nur in die drei Sektoren, sondern zusätzlich Mikro-Zonen eingeteilt, in Singapur deren 23 - verlor Perez durch einen Lupfer zwei Zehntel, in der anderen sogar drei. Insgesamt reichte das dennoch, um ins Q3 einzuziehen.

Ein Grund mehr, der Massa spanisch vorkommt. "Mein Ingenieur hat mir gesagt, dass ich abbremsen soll. Und ich denke, es gab nicht nur einmal Gelb, sondern zweimal. Wenn man an zwei Stellen abbremsen muss, ist es doch schwierig, seine Rundenzeit zu verbessern", sagt der Williams-Pilot. Die Stewards müssen nun entscheiden, ob Perez' Lupfen ausgereicht hat. In einem vergleichbaren Fall um Nico Rosberg in Ungarn, hatten sie von eine Bestrafung abgesehen.

Die Force-India-Delegation um Sergio Perez musste bei den Stewards vorsprechen, Foto: Sutton
Die Force-India-Delegation um Sergio Perez musste bei den Stewards vorsprechen, Foto: Sutton

Perez: Gutierrez hat mich durchgewunken

Und das Überholmanöver gegen Gutierrez? Auch das rechfertigt Perez: "Am Ende war Esteban einfach sehr langsam, also bin ich einfach auf der Linie geblieben, denn er war offensichtlich auf einer sehr langsamen Runde und hat mir die Rennlinie frei gemacht. Trotzdem habe ich da vier Zehntel verloren, weil ich lupfen musste."

+++ UPDATE 19.30 Uhr +++ Die Entscheidung ist gefallen: Sergio Perez wird für beide Vorfälle bestraft. Für das Überholmanöver gegen Esteban Gutierrez unter Gelb in Kurve 16 kassiert der Mexikaner eine Strafversetzung um drei Plätze. Für nicht ausreichendes Verlangsamen unter doppelt Gelb in den Kurven neun und zehn gibt es noch einmal fünf Plätze obendrauf, sodass Perez insgesamt um acht Positionen versetzt wird. Damit startet der Mexikaner nur noch vom 18. Platz. Außerdem kassert Perez drei Strafpunkte auf seine Superlizenz.

Begründung: Perez habe seine Geschwindigkeit nicht signifikant verringert und habe so nicht sicherstellen können, bei Bedarf die Richtung zu ändern oder anzuhalten, wie es Art 2.4.5.1 (b) des Sportlichen Reglements bei doppelt gelben Flaggen verlangt. Ausschlaggebend gewesen sei dabei, Perez habe gleich in zwei Kurven hintereinander versäumt, zu verlangsamen. Noch dazu handele es sich um 'blinde' Kurven, von denen in einer sogar noch das Wrack Grosjeans gestanden habe, sodass Perez nicht habe wissen können, ob die Strecke dort beschädigt sei, das Wrack teilweise oder ganz die Strecke blockiert habe oder Marshals in der Nähe gearbeitet hätten.

Perez gibt sich in Reaktion auf das Urteil uneinsichtig. "Ich bin enttäuscht, diese Strafversetzung zu erhalten, weil ich für die gelben Flaggen signifikant gelupft habe", beteuert Perez weiterhin. "Aus meiner Sicht habe ich nichts falsch gemacht. Ich hätte nichts besser machen - außer die Runde abzubrechen. Aber das verlangen die Regeln nicht. Es steckt zu viel Uneinheitlichkeit und Unfairness in den Regeln. Denn es ist den Stewards überlassen und die entscheiden nach Gefühl." Und Williams? Feiert: