Jetzt währt die Durststrecke schon ein ganzes Jahr. Solange hat Ferrari keinen Formel-1-Sieg mehr errungen. Zuletzt triumphierte Sebastian Vettel beim Singapur GP des Vorjahres. Am Wochenende steht nun erneut das Rennen auf dem Marina Bay Circuit an.

2015 hatte Mercedes in Singapur mächtig zu kämpfen, kam einfach nicht mit den superweichen Pirelli zurecht. Die große Chance für Ferrari endlich den ersten Saisonsieg 2016 zu erringen? Nicht für Vettel. "Auch wenn wir letztes Jahr sehr dominant waren: Generell musst du Mercedes als Favoriten sehen. Ich weiß, dass sie vergangenes Jahr hier eine sehr schwierige Zeit hatten. Aber es gibt keine Garantie, dass das wieder passiert", sagt der viermalige Singapur-Sieger.

Vielmehr als nach den Ereignissen und Ergebnissen des Vorjahres müsse man sich an den jüngsten Resultaten und Eindrücken orientieren. "Und in dieser Hinsicht ist Mercedes vorne", sagt Vettel. "Die Favoritenrolle liegt also, glaube ich, nicht bei uns." Zumal Mercedes die Probleme längst behoben haben will.

Vettel wittert Chance in Singapur

Das bedeutet jedoch längst nicht, dass sich Vettel in Singapur wenig ausrechnet. Im Gegenteil. Der Rekordsieger auf dem Marina Bay Circuit wittert seine Chance auf den ersehnten ersten großen Wurf des Jahres. "Das ist eine Strecke, die mir sehr gut gefällt und die auch im vergangenen Jahr sehr gut zu uns gepasst hat. Wenn wir auf dem richtigen Fuß aufwachen, sollte es auch ein sehr gutes Wochenende für uns werden", sagt Vettel.

Immerhin sei Ferrari über den Winter ja nicht langsamer geworden. "Generell haben wir das Auto gegenüber dem vergangenen Jahr nur verbessert, also sollte es für uns hier wieder anständig laufen", sagt Vettel. "Das sollte ein guter Ort für uns sein. Aber natürlich müssen wir Donnerstag und Freitag bei der Vorbereitung unsere Hausaufgaben dafür machen. Dann könnten wir hier eine Chance haben. Es ist eine Strecke, wo andere Teams vielleicht ein bisschen näher rücken können und wir hoffen dabei zu sein."

Vettel: Rennglück in Singapur entscheidend

Doch sei die eigene Vorbereitung in Singapur nur die halbe Miete. Das Rennglück müsse einen einfach wohl gesonnen sein. "Außerdem kann hier immer Außergewöhnliches passieren. Es mag optimistisch klingen, aber es gibt immer eine Chance. Du weiß nie, was passiert. Wenn du als Fünfter startest, könnten die ersten vier in der ersten Kurve crashen und plötzlich bekommst du eine Chance. Das ist nicht sehr wahrscheinlich, aber es ist möglich", sagt Vettel.

Generell wolle er als Fahrer aber eher in einem ehrlichen und direkten Duell auf der Strecke gewinnen, nicht durch Strategie-Glück im Singapur-üblichen Safety-Car-Chaos oder eben durch einen Mercedes-Lapsus. Daher müsse Ferrari nicht nur Singapur-Hausaufgaben machen, sondern generell nachlegen.

Im Vorjahr feierten beide Ferrari-Piloten auf dem Podium, Foto: Sutton
Im Vorjahr feierten beide Ferrari-Piloten auf dem Podium, Foto: Sutton

Räikkönen: Ferrari braucht überall mehr Speed

"Bisher haben wir keine tolle Saison, das ist wahr. Aber es ist auch wahr, dass keine furchtbar schlechte Saison war, wie es manche sehen", sagt Vettel zwar. Aber. "Wir haben nicht erreicht, was wir erreichen wollten. Wir haben vergangenes Jahr die Lücke verkürzt. Aber sie ist leider noch da. Mal kleiner, mal größer. Aber sie ist auf jeden Fall noch da. Deshalb haben wir noch nicht gewonnen. Wir sind einfach nicht schnell genug", hadert Vettel.

Das sieht Kimi Räikkönen ganz genauso. "Wir müssen uns insgesamt in allen Bereichen verbessern, um schneller zu sein - das Auto, das Paket", sagt der Finne. Es gehe ganz einfach um die Grundspeed des Ferrari.

"Wir haben gesehen, dass es in diesem Jahr je nach Streckenlayout und Bedingungen zwischen den Teams hoch und runter gegangen ist. Was auch immer für Bedingungen herrschen und welche Strecke es auch immer ist, müssen wir in der Lage sein, um Siege zu kämpfen. Das ist das Ziel. Wir brauchen dafür nur wirklich mehr Speed", skizziert Räikkönen die Banalität des Lösungswegs.

Denn an den Rennwochenenden selbst habe Ferrari 2016 nicht allzu viel falsch gemacht. "Wir tun die richtigen Dinge. Da bin ich mir sicher. Wir haben gute Leute und eine großartige Atmosphäre im Team. Wir haben die meiste Zeit, das Beste aus dem Auto geholt. Aber es fehlt eben ein bisschen an Speed", sagt Räikkönen. "Aber wir arbeiten daran. Mit 100 Prozent. Und wir sind sicher, in Zukunft gewinnen zu können", versichert Vettel.