Der Singapur GP war 2008 das erste Nachtrennen der Formel 1 und erfreute sich von Beginn an einer besonderen Beliebtheit. In diesem Jahr wird das Rennen eine besondere Feuerprobe für Mercedes. Können die Silberpfeile sich in diesem Jahr gegen Ferrari und Red Bull durchsetzen oder bleibt der Stadtkurs auch in diesem Jahr die Schwachstelle des Teams? Eins ist klar: Alle Fahrer freuen sich auf das Rennen in der Nacht.

  • Keine Änderungen für 2016
  • Erneut zwei DRS-Zonen
  • Schwieriges Wochenende für Autos und Teams

Der Marina Bay Street Circuit

Die Streckengrafik des Marina Bay Street Circuit, Foto: Motorsport-Magazin.com
Die Streckengrafik des Marina Bay Street Circuit, Foto: Motorsport-Magazin.com

Die Strecke des Singapur GP ist nur eine temporäre Rennstrecke. Umso erstaunlicher ist der Aufwand, der für das Nachtrennen der Formel 1 betrieben wird. Zahlreiche Hochleistungs-Lichtelemente werden rund um den gut fünf Kilometer langen Kurs aufgebaut, damit die Strecke während der Sessions beinahe taghell erleuchtet ist. Zum ersten Mal wurde die Strecke im August 2008 vorgestellt und befindet sich seitdem auch im Formel-1-Rennkalender.

Wegen der Beleuchtung dauert der Aufbau des Kurses so lange wie nirgendwo sonst., Foto: Sutton
Wegen der Beleuchtung dauert der Aufbau des Kurses so lange wie nirgendwo sonst., Foto: Sutton

Die Strecke besteht seit der Entschärfung im Jahr 2013 aus 23 Kurven (14 links, 9 rechts). Davon sind zwölf Kurven 90-Grad-Kurven. Eine Besonderheit der Strecke ist der Tunnel, der unterhalb einer Tribüne hindurchführt. Für die Fahrer bietet das Rennen in jedem Jahr eine besondere Atmosphäre.

"Es ist eine große Herausforderung die perfekte Runde in Singapur zusammen zu bekommen, aber wenn man es schafft, ist es ein besonderes Gefühl", sagte Valtteri Bottas. "Es ist möglicherweise die schwierigste Strecke nach Monaco." Jenson Button stimmt dem Finnen zu: "Die Streckenbegrenzung ist nah und die Bodenwellen vergeben keinen Fehler. Man kann es sich nicht leisten, den Grip zu verlieren."

Streckenverlauf: Eng und Kurvenreich

Mit den 23 Kurven ist es schwierig eine wichtigste Passage zu bestimmen. In jeder Kurve kann ein kleiner Fehler viel Zeit kosten, da man entweder den Schwung auf die Gerade oder die Position für die nächste Kurve verliert. Ebenso schwierig ist es die gefährlichste Passage zu bestimmen, zumindest auf der aktuellen Strecke. Auf der Variante von vor 2013 war die "Singapore Sling" eine häufige Unfallstelle, weshalb sie aus dem Layout gestrichen wurde.

Die schnellste Passage lässt sich jedoch ohne Weiteres bestimmen. Nach Kurve fünf, die relativ schnell ist, wird auf deutlich über 300 km/h beschleunigt und vor dem Anbremspunkt zu Kurve sieben wird die höchste Geschwindigkeit von über 330 km/h erreicht. Die Kurve sechs ist eigentlich keine wirkliche Kurve, da sie mit Vollgas durchfahren werden kann.

Streckendaten
Länge: 5,065 Kilometer
Runden: 61
GP-Distanz: 308,828 Kilometer
Rundenrekord: 1:50.041 (RIC, 2015)
Kurven: 23
Weg bis Kurve 1: 301
Länge Boxengasse: 349 Meter
Zeit in Box bei 60 km/h: 20,49 Sekunden

Technik-Herausforderung: Belastung für Hybrid-System und Getriebe

Während auf den meisten Kursen die Aerodynamik von großer Bedeutung ist, ist der mechanische Grip auf dem Straßenkurs deutlich wichtiger. Es gibt nur eine etwas schnellere Kurve, bei der man von mehr Abtrieb profitieren könnte. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Teams nicht auf viel Flügel setzen, denn jeder Anpressdruck ist wichtig. Entscheidender ist jedoch, dass das Auto auch ohne Abtrieb durch Aero-Teile auf die Strecke gebracht wird.

2013 fiel Webber aus und wurde von Alonso mitgenommen, Foto: Sutton
2013 fiel Webber aus und wurde von Alonso mitgenommen, Foto: Sutton

Wegen der 23 Kurven ist besonders das Hybrid-System überdurchschnittlich stark belastet. Ständig wird die Batterie ge- und entladen. Bei den hohen Temperaturen auch in der Nacht kann es daher zu überhitzenden Autos kommen, weshalb auch die Kühlung wichtig ist. Ebenso haben die Bremsen und das Getriebe viel zu leisten. Bei 70 Schaltvorgängen pro Runde ergeben sich nach 61 Umläufen insgesamt 4270 Schaltvorgänge und die Bremsen müssen das Auto zwölfmal verzögern, davon dreimal mit über 4g Belastung.

Die Strategie: Zwei Stopps zum Sieg

2015 fuhr Sebastian Vettel mit zwei Reifenwechseln zum Sieg. Ähnlich wird die Strategie vermutlich in diesem Jahr aussehen, wenngleich Pirelli die Reifenpalette um den Ultrasoft erweitert hat. Mercedes wählte die Reifen jedoch konservativer als Ferrari, sodass den Silberpfeilen im Rennen die gleichen Reifen wie im vergangenen Jahr zur Verfügung stehen könnten.

Doch nicht nur die Reifenwahl spielt eine enorme Rolle bei der Strategie. In den letzten fünf Rennen gab es immer mindestens eine Safety-Car-Phase. Insgesamt sieben an der Zahl in fünf Jahren. Die Boxengasse hat dabei eine durchschnittliche Länge. Da die Piloten auf dem kurvigen Kurs aber mehr von frischen Reifen profitieren können, lohnt sich ein zusätzlicher Reifenwechsel mehr als auf anderen Kursen.

Das Wetter: Monsunzeit in Singapur

Auch in diesem Jahr wird es in Singapur für die Fahrer nicht angenehm. In der Monsunzeit ist es am Nachmittag schwül und heiß und teils kräftigen Schauern und Gewittern. Da Singapur jedoch ein Nachtrennen ist, werden die Sessions davon nur indirekt beeinflusst. Zum Abend hin wird es wieder trocken, die Temperaturen fallen dabei aber kaum unter 25 Grad. Nach aktuellem Stand ist die Regenwahrscheinlichkeit bei unter 50 Prozent.

Regensessions selbst sind in Singapur aber auch eine Seltenheit. In den letzten fünf Rennen gab es von 25 Sessions nur eine nasse Session. Das entspricht gerade einmal 4 Prozent der Sessions. Durch den Regen am Nachmittag baut sich jedoch nicht wie auf anderen Strecken eine Linie mit viel Grip auf.

Dieser vorsätzliche Unfall von Piquet brachte Alonso den Sieg ein, Foto: Sutton
Dieser vorsätzliche Unfall von Piquet brachte Alonso den Sieg ein, Foto: Sutton

Marina Bay Street Circuit: Unvergessene Momente

Moment 1: 2008 überschattete die Crashgate-Affäre den Singapur GP. Nelson Piquet Jr. wurde angewiesen einen Unfall zu verursachen, damit Fernando Alonso mittels seiner Strategie zum Sieg fahren konnte. Als das rauskam, war der Aufschrei groß. Der Sieg wurde Alonso aber nicht abgesprochen.

Moment 2: 2014 war für Nico-Rosberg-Fans ein unvergessenes Jahr. Der technische Defekt beim Singapur GP läutete die Niederlage im Meisterschaftskampf ein. Aus 3 Punkten Rückstand sechs Rennen vor dem Ende wurden mit einem Schlag 28 und die Moral litt. Rosberg holte nur noch einen Sieg in den letzten fünf Rennen und wurde mit 67 Zählern Rückstand Vize-Meister.

Moment 3: 2015 verewigte sich Sebastian Vettel mit seinem vierten Sieg in acht Rennen im Geschichtsbuch von Singapur. Allerdings war er nicht der erste Pilot, der mit zwei Teams das Nachtrennen gewinnen konnte. Diese Leistung hatte 2010 bereits Fernando Alonso erreicht.

Singapur GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2015 Vettel Ricciardo Räikkönen Vettel Ricciardo
2014 Hamilton Vettel Ricciardo Hamilton Hamilton
2013 Vettel Alonso Räikkönen Vettel Vettel
2012 Vettel Button Alonso Hamilton Hülkenberg
2011 Vettel Button Webber Vettel Button

Singapur GP: Fakten zum Rennen

  • In den letzten Rennen gab es mindestens ein Safety-Car
  • 200. Formel-1-Rennen für Rosberg
  • Die Pole Position ist besonders wichtig in Singapur 6 von 8 Rennen wurden von dort gewonnen
  • Vettel hat bereits viermal in Singapur gewonnen

Wusstest Du schon, dass...

... 2008 das erste Rennen auf dem Stadtkurs in Singapur ausgetragen wurde?

... 2012 Nico Hülkenberg seine erste schnellste Rennrunde in Singapur erzielte?

... 2012 Michael Schumacher sein 300. F1-Rennen in Singapur bestritt? Neben ihm fuhr nur Rubens Barrichello mehr als 300 Rennen in der Königsklasse.

... 2015 Sebastian Vettel seinen vierten Sieg beim Nachtrennen feierte? Er ist damit der erfolgreichste Pilot in Singapur.

... 2016 bereits zum neunten Mal der Singapur GP ausgetragen wird?