Nach einer überraschend guten Vorstellung in Spa-Francorchamps landete McLaren in Monza wieder auf dem Boden der Tatsachen. Ohne Chance auf Punkte kamen Fernando Alonso und Jenson Button mit jeweils einer Runde Rückstand ins Ziel. Das Fazit: Wieder einmal erwies sich das Honda-Aggregat auf einer Power-Strecke als nicht konkurrenzfähig. In Singapur wartet nun wieder ein Kurs, auf welchem die Motorleistung weniger ins Gewicht fällt. Ein Umstand, auf dem im McLaren-Lager bei der Jagd auf weitere Punkte gebaut wird.

"Wir kommen zum Beginn der Übersee-Phase jetzt auf Kurse, die ein technisch anspruchsvolleres Setup verlangen und auf denen es weniger auf die reine Leistung ankommt", sagt Teamchef Eric Boullier, der nie müde wird, dem McLaren-Chassis das Niveau der Top-Teams zu attestieren.

Selbst Monza war laut Boullier nicht nur ein Rückschritt in Sachen Performance: "Obwohl wir in Monza nicht in die Punkte fahren konnten, haben wir im Verlauf des Wochenendes einige vielversprechende Entwicklungen gesehen. Damit haben wir in Singapur hoffentlich eine besser Chance, zu zeigen, wozu unser Paket wirklich in der Lage ist."

Berechtigte Hoffnungen

Ein Rückblick auf den Saisonverlauf verdeutlicht, weshalb das Team sich angesichts des Stadtkurses in Südostasien auch berechtigte Hoffnungen macht: Auf Kursen wie Monaco oder Ungarn, wo mechanischer Grip besonders wichtig ist, waren Alonso und Button stets auf Tuchfühlung mit den Top-10 - und das nicht ohne Grund. "Unser Auto hat eine gute Balance auf der Bremse, weshalb uns die Charakteristik von Singapur besser liegen sollte, als die der letzten beiden Kurse", so Honda-Motorenchef Yusuke Hasegawa.

Alonso zeigt sich angesichts der Anforderungen von Singapur ebenfalls optimistisch, dass sein Dienstfahrzeug dem Kurs gewachsen ist: "Die Strecke ist sehr wellig und herausfordernd, mit vielen Stop-and-Go-Sektionen. Du brauchst dort ein Auto, das gut mit einem High-Downforce-Setup funktioniert und eine gute Traktion aus den langsamen Kurven heraus hat."

McLaren kämpft in der Konstrukteurs-WM gegen Toro Rosso, Foto: Sutton
McLaren kämpft in der Konstrukteurs-WM gegen Toro Rosso, Foto: Sutton

2016 in Woking noch nicht ad acta gelegt

McLaren verlässt sich bei der zweiten Übersee-Tournee der Formel 1 allerdings nicht nur auf Ergebnisse aus der ersten Saisonhälfte. "Obwohl wir die kommenden Wochen weit weg von Großbritannien verbringen werden, läuft unsere Entwicklungsoffensive noch weiter. In Woking wird hart daran gearbeitet, bis zum Ende der Saison die Performance zu verbessern", deutet Boullier weiteren technischen Fortschritt an.

Auch der Motorenpartner strebt nach Verbesserungen für das Stadtrennen unter Flutlicht - schließlich warten in Singapur nicht nur enge Kurven, sondern auch lange Geraden. "Honda wird daran arbeiten, die Fahrbarkeit der Power Unit den Anforderungen des Stop-and-Go-Kurses anzupassen", so Hasegawa.

Singapur: Speziell und unberechenbar

Alonso feierte 2008 einen umstrittenen Sieg, Foto: RenaultF1
Alonso feierte 2008 einen umstrittenen Sieg, Foto: RenaultF1

Ein weiterer Umstand, der McLaren in Singapur in die Karten spielen könnte, ist die Unberechenbarkeit des Straßenkurses. "Die Strategie wird ein wichtiger Faktor im Rennen sein, vor allem wegen der hohen Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes", sagt Boullier.

Einer, der sich damit wohl besonders gut auskennt, ist Fernando Alonso. Der Spanier konnte bereits zwei Mal in Singapur triumphieren - sein umstrittener Sieg im Jahr 2008 ist vielen wahrscheinlich noch in guter Erinnerung. "Es ist ein sehr langes Rennen, das normalerweise über fast zwei Stunden geht. Da kann also einiges passieren", so der zweifache Weltmeister.

Teamkollege Jenson Button, der im kommenden Jahr von der Formel 1 pausieren wird, kommt zum vorerst letzten Mal in den Genuss des Marina Bay Street Circuits. "Der Kurs ist eine ganz eigene Herausforderung, völlig anders als der Rest der Saison - selbst im Vergleich mit anderen Straßenkursen. In Singapur zu fahren ist wirklich etwas Besonderes und die Streckencharakteristik ist ein harter Test. Selbst für die besten Chassis und Power Units", so der Brite.