Eigentlich müsste die Vorfreude bei Toro Rosso groß sein. Denn trotz des momentanen Abwärtstrends spielt der Kalender den Italienern auf den ersten Blick in die Karten. Auf den sieben Strecken, die 2016 noch befahren werden, sammelte das Red-Bull-Junior-Team 2015 satte 41 der insgesamt 67 Punkte. Verglichen mit jener Ausbeute, die McLaren im gleichen Zeitraum einfuhr, stellt sich das Duell um Rang sechs in der Konstrukteurs WM nicht als solches dar. Denn die Briten konnten im vergangenen Jahr nur acht Punkte sammeln, alle in den USA. Der aktuelle Abstand der beiden Teams beträgt nur drei Punkte zugunsten McLarens.

Doch die Zahlen trügen. Toro Rosso hat aktuell mehr und mehr unter dem Vorjahresmotor von Ferrari zu leiden. Aus Maranello kommen logischerweise keine Updates mehr, Mercedes ist ohnehin enteilt. Renault hat ebenfalls den inzwischen stärkeren Motor, dass das Werksteam dennoch keine wirkliche Gefahr ist, liegt einzig am unterlegenen Chassis. Und Honda? Selbst die Japaner zeigen sich immer besser.

McLaren ist inzwischen an Toro Rosso vorbeigezogen, Foto: Sutton
McLaren ist inzwischen an Toro Rosso vorbeigezogen, Foto: Sutton

Toro Rosso mit dem schwächsten Motor im Feld

"Ich denke, wenn man jetzt Fernando [Alonso] oder Jenson [Button] fragt, werden sie sagen, dass sie jetzt einen großen Vorteil gegenüber Toro Rosso haben", meinte Carlos Sainz in Monza. "Sie hatten es in Spa. Sie waren schon in Silverstone auf ähnlichem Niveau oder schon vorne mit dem dortigen Update. Seit Spa sind sie jetzt auf jeden Fall komfortabel vorne. Wenn sie so weitermachen, sieht man sie nur noch von hinten", resigniert der Spanier beinahe schon.

Da der Gegner McLaren heißt, kann sich Toro Rosso auch nicht auf der sonst so starken Chassis-Seite absetzen. Denn bekanntermaßen erhält der in Woking gebaute Bolide stets großes Lob von den eigenen Fahrern. Im Gegenteil: Zuletzt gab es beim Team aus Faenza ungewohnte Probleme. "In den Kurven sind wir üblicherweise konkurrenzfähiger, weil unser Chassis gut war. Aber plötzlich haben wir da verloren. Das bereitete uns Sorgen", stellte Daniil Kvyat fest.

Im Vorfeld des Italien GP reiste Toro Rosso daher zu Testzwecken mit einer neuen Aero-Konfiguration nach Monza, in dem Wissen, auf dem Highspeed-Kurs ohnehin nichts ausrichten zu können. Denn das Paket, das man nach Hockenheim brachte, erwies sich als Rückschritt. "Wir waren zuletzt nicht so im Rampenlicht und konnten an unterschiedlichen Dingen arbeiten. Ich hoffe, dass sich das auf Strecken auszahlt, die uns besser liegen", so Kvyat auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Sein Resümee: "Ich hoffe, dass Singapur besser wird für uns."

Bei den Fahrern bestünde ziemliche Einigkeit bezüglich des Fahrgefühls, wie Kvyat erklärt. "Wir Fahrer, Carlos und ich, haben dem Team sehr viel Feedback gegeben. Unsere Aussagen waren ziemlich nah zusammen. Es sieht so aus, dass wir ihnen eine Richtung vorgegeben haben. Was am Auto passiert, liegt aber in den Händen der Ingenieure", so der Russe.

Schlechtester Lauf seit 2013

Wie groß die derzeitige Flaute ist, zeigt der Umstand, dass Toro Rosso nun drei Rennen in Folge keinen Punkt mehr einfahren konnte. Das gab es zuletzt 2013! Seither blieb man maximal zwei Rennen hintereinander punktelos. Die Chancen, dass die Serie in Singapur reißt, stehen nicht schlecht. In den vergangenen beiden Jahren reichte es stets zu Punkten, zudem zählt Motorleistung auf dem Marina Bay Circuit so wenig wie auf kaum einer anderen der in diesem Jahr noch folgenden Strecken. Profitieren kann Toro Rosso davon jedoch nur, wenn sie die eigenen Probleme am Chassis in den Griff bekommen.