Lange Zeit wurde darüber spekuliert, jetzt ist es offiziell: Wie der amerikanische Medienkonzern Liberty Media mitteilte, ist der erste Schritt der Formel-1-Übernahme vollzogen worden. Das erste Closing fand am 7. September 2016 statt, Liberty Media überwies dafür 821 Millionen US-Dollar, von denen 75 Millionen zurückerstattet werden, sollte das zweite Closing wie geplant im ersten Quartal 2017 über die Bühne gehen.

Bis zum zweiten Closing ändert sich nicht viel: CVC hält weiterhin die Stimmrechte. Für 821 Millionen kaufte die Liberty Media Group 18,7 Prozent der Delta Topco Ltd, die über Umwege Eigentümer der Formel 1 ist. Erst mit dem zweiten Closing übernimmt Liberty Media 35,3 Prozent der Delta Topco Ltd und erhält damit die Stimmrechte. Anschließend soll die Liberty Media Group in Formula One Group umbenannt werden.

Ecclestone freut sich auf Liberty Media

Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone bleibt auf jeden Fall mit an Bord, wie Liberty Media mitteilte. Von einer Übergangsperiode ist nicht die Rede. "Ich heiße Liberty Media und Chase Carey in der Formel 1 willkommen und freue mich darauf, mit ihnen zu arbeiten", sagte Ecclestone zum Deal. Chase Carey wird neuer Vorstandsvorsitzender der Formel 1 und beerbt damit Peter Brabeck-Letmathe, der als Aufsichtsratsmitglied erhalten bleibt. Inwiefern sich Carey in die Geschäfts Ecclestones einmischen wird, ist allerdings noch fraglich.

Bernie Ecclestone bleibt auch unter Liberty Media Geschäftsführer der Formel 1, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone bleibt auch unter Liberty Media Geschäftsführer der Formel 1, Foto: Sutton

Mit den 35,3 Prozent an der Formula One Group wird Liberty Media nach dem zweiten Closing der größte Anteilseigner und erhält die Stimmrechte. CVC Capitals, das bislang 38,1 Prozent und die Stimmrechte hielt, wird dann nur noch 24,7 Prozent halten. Waddell & Reed verkleinert seinen Anteil von 20,5 auf 13,3 Prozent.

Bambino Holding, die Familienstiftung der Ecclestones, verkauft 3,0 Prozent und hält anschließend noch 5,4 Prozent, Bernie Ecclestone verkleinert um 1,2 Prozent-Punkte auf 2,1 Prozent. Von den 35,3 Prozent der Liberty Media Group hält der Vorstandsvorsitzende John Malone 3,1 Prozent, Liberty Media Geschäftsführer Gregory Maffei genau einen Prozent.

Vor Liberty Media Einstieg Nach dem zweiten Closing
Malone - 3,1 %
Maffei - 1,0 %
Liberty Media Rest - 31,2 %
Liberty Media Gesamt - 35,3 %
CVC 38,1 % 24,7 %
Waddell & Reed 20,5 % 13,3 %
LBI 12,1 % 7,8 %
Bambino Holdings 8,4 % 5,4 %
Norges 4,1 % 2,7 %
Bernie Ecclestone 3,3 % 2,1 %
Management 2,8 % 1,8 %
Übrige 10,6 % 6,9 %
Anteile ohne Liberty Media 100 % 64,7 %

Für das zweite Closing muss Liberty Media weitere 4,447 Milliarden US-Dollar aufbringen. 1,164 Millionen werden in Cash bezahlt, der Großteil des restlichen Betrages, nämlich 2,932 Milliarden US-Dollar, finanziert das Unternehmen mit dem Verkauf von 138 Millionen neu ausgeschütteter Aktienanteile an der Liberty Media. Für den Deal fallen Gebühren in Höhe von 64 Millionen US-Dollar an.

Für die Stimmrechte und 35,3 Prozent der Anteile bezahlt Liberty Media 4,447 Milliarden US-Dollar und übernimmt Schulden in Höhe von 3,454 Milliarden US-Dollar. Somit ist der Deal insgesamt 8,045 Milliarden US-Dollar schwer. Der Anlagewert der Formula One Group wird auf 11,419 Milliarden US-Dollar bemessen. Abzüglich 5,839 Milliarden Verbindlichkeiten ergibt sich daraus ein Nettovermögenswert von 5,580 Milliarden US-Dollar.

Teams können Formel-1-Anteile kaufen

Vor dem zweiten Closing müssen noch drei Hürden genommen werden. Kartellämter müssen den Deal absegnen, die Liberty Media Aktionäre müssen zustimmen und auch außenstehende Beteiligte müssen ihr Go gegeben. Dazu zählt zum Beispiel auch die FIA.

Interessant: Die Teams sollen die Möglichkeit erhalten, beim Investment einzusteigen. "Bestimmte Teams haben bereits ihre Interesse bekundet, nach Abschluss des Deals zu investieren", heißt es im Statement von Liberty Media. Die genauen Konditionen für ein Investment der Teams sollen in absehbarer Zeit beschlossen werden.

FIA will mehr Details zum Deal

Der Automobilweltverband FIA , der dem Verkauf zustimmen muss, äußerte sich zum Deal in einem Statement. "Die FIA war offensichtlich nicht an den Verhandlungen beteiligt. Deshalb erwartet der Verband weitere Informationen über die vorgeschlagenen Bedingungen der Transaktion und heißt die Möglichkeit, mit allen Parteien die möglichen Konsequenzen dieses Vertrages zu diskutieren, willkommen", heißt es in dem Statement.

FIA Präsident Jean Todt äußerte sich positiv: "Während man abwarten muss, wie der Verkauf die Vermarktung der Formel 1 beeinflussen wird, begrüßen wir dieses langfristige Investment in die Formel 1 von einem Unternehmen, das so ein breites Portfolio an Sport-, Medien- und Unterhaltungs-Businesses hat. Als Motorsport-Dachverband und Regelbehörde kennen wir Liberty Medias große Expertise in diesen Feldern an, und freuen uns auf eine enge Partnerschaft, um mit ihnen die Formel 1 in Zukunft weiter zu entwickeln und einer neuen Generation Motorsport-Enthusiasten näher zu bringen."