Die Zukunft des Grand Prix von Italien war in den vergangenen Monaten beinahe ständig ein Thema im Formel-1-Paddock. Während in Monza lange Zeit keine Einigung in Sicht war, unterzeichnete Imola im Juli einen Vertrag mit Bernie Ecclestone, um ab 2017 wieder als Austragungsort für den Italien-GP in Erscheinung zu treten. In der Woche vor dem diesjährigen Rennen verkündete Monza jedoch die Einigung mit dem Formel-1-Zampano. Die Königsklasse soll somit auch in den kommenden drei Jahren auf dem Autodromo Nazionale di Monza gastieren. Ein Umstand, den die Streckenbetreiber in Imola nicht ohne weiteres hinnehmen wollen.

Während das Autodromo Enzo e Dino Ferrari quasi in Eigenregie den Versuch vorantrieb, die Formel 1 wieder nach San Marino zu holen, war der italienische Automobilverband (ACI) eher daran interessiert, dass das Rennen in Monza bleibt. So passt es auch, dass bei der kürzlich getroffenen Einigung zwischen Ecclestone und Monza Regierungsunterstützungen für den ACI eine Rolle gespielt haben sollen - Subventionen, auf die Imola nie eine Chance hatte. Die Organisatoren von Imola beurteilten das Vorgehen des ACI als illegal und entschieden sich, rechtliche Schritte einzuleiten.

Imola fordert Gleichberechtigung

Ivan Capelli, Ex-Formel-1-Pilot und Mitglied des Organisationskomitees in Monza, teilte gegenüber Autosport mit, dass sich die beiden Parteien am 26. Oktober vor Gericht treffen werden, um den Fall zu verhandeln: "Das Berufungsgericht in Rom wird darüber entscheiden, ob die Schritte die der ACI bisher unternommen hat, indem man Monza als einzigen rechtmäßigen Empfänger von Subventionsgeldern einstufte, legal waren."

Imola erhebt Anspruch darauf, von der Regierung ebenfalls Unterstützung zu erhalten, um den Formel-1-Grand-Prix finanzieren zu können. "Imola sagt: Wenn der ACI Monza das Geld gibt, ist es unfair, da wir auf dem gleichen Level sind. Wir sind auch ein Automobilclub und wir wollen die gleichen Subventionen wie Monza erhalten", so Capelli weiter.

Imola: 27 Jahre Formel-1-Tradition

Monza steht mit seiner 66-jährigen Formel-1-Geschichte als italienisches Motorsport-Mekka sicherlich außer Frage. Doch mit Imola versucht sich nicht nur irgendein dahergekommenes, neues Rennstreckenprojekt in die Formel 1 zu drängeln: Das Autodromo Enzo e Dino Ferrari war insgesamt 27 Mal Austragungsort der Königsklasse: 1980 als Großer Preis von Italien und zwischen 1981 und 2006 als Großer Preis von San Marino.

Zweifelsohne erlangte die Rennstrecke vor allem durch das tragische Rennwochenende im Jahr 1994 große Bekanntheit, als Roland Ratzenberger und Ayrton Senna tödlich verunglückten. Trotzdem stand der Austragungsort selbst aufgrund dieser Ereignisse nie wirklich in Frage. Viel mehr erfreute sich Imola für sein höchst anspruchsvolles Streckenlayout und die ausgelassene Stimmung auf den Tribünen stets hoher Beliebtheit. Eine Rückkehr würde also das Anknüpfen an eine lange Tradition bedeuten. Wir blicken zurück auf fünf der denkwürdigsten Rennen auf dem Kurs nahe der Adria-Küste.

1. 1982 - Pironi bricht die Regeln

Das Rennen im Jahr 1982 ist gleich aus mehreren Gründen in die Geschichte der Formel 1 eingegangen. Trotz eines durch Team-Boykotte dezimierten Fahrerfeldes, erlebten die Ferraristi ein für die Scuderia besonders erinnerungswürdiges Rennen: Im Kampf um den Sieg kam es zwischen den Ferrari-Teamkollegen Didier Pironi und Gilles Villeneuve zum Eklat. Nachdem Villeneuve und Pironi mit einem komfortablen Vorsprung an der Spitze lagen, gab die Teamführung eine Stallorder heraus, um den Doppelsieg nicht unnötig zu gefährden.

Pironi jedoch war im Glauben, dass er frei gegen den Teamkollegen fahren könne und gewann das Rennen nach einem Überholmanöver in der letzten Runde. Der vermeintliche Verstoß gegen die Teamorder führte zum Bruch zwischen den beiden Fahrern und mündete innerhalb von wenigen Wochen in eine der tragischsten Geschichten der Formel 1.

Didier Pironi luchste dem Teamkollegen in der letzten Runde den Sieg ab, Foto: Sutton
Didier Pironi luchste dem Teamkollegen in der letzten Runde den Sieg ab, Foto: Sutton

2. 1989 - Senna macht die Regeln

Sieben Jahre später kam es in Imola zu einem Schlagabtausch zwischen zwei noch größeren Namen. Von den Plätzen eins und zwei ins Rennen gegangen, behaupteten die McLaren-Teamkollegen Ayrton Senna und Alain Prost zunächst die Spitze. Ein schwerer Unfall von Gerhard Berger in der vierten Runde führte zu einem Rennabbruch. Beim darauffolgenden Restart übernahm Prost von der Linie weg die Führung, woraufhin Senna noch im Verlauf der ersten Runde konterte. Senna gewann das Rennen vor dem Teamkollegen.

Richtig pikant wurde es erst nach dem Fallen der Zielflagge: Prost beschwerte sich darüber, dass Senna sich nicht an die Teamorder gehalten habe. Tatsächlich hatte wohl Polesitter Senna vor dem Rennen selbst eine Stallorder vorgeschlagen, die besagte, dass der Fahrer, der in der ersten Kurve in Führung liegt, das Rennen gewinnen und nicht mehr angegriffen werden sollte. Beim Restart führte jedoch Prost in Kurve 1. Senna begründete seinen Konter später damit, dass die Teamorder nur für den ersten Start - nicht aber für einen Restart - Gültigkeit gehabt hätte. Die Rivalität der Beiden nahm damit bereits im zweiten Saisonrennen unaufhaltsam an Fahrt auf.

Senna überholt Prost, nachdem er das Überholverbot eigenmächtig für unwirksam erklärt hatte, Foto: Sutton
Senna überholt Prost, nachdem er das Überholverbot eigenmächtig für unwirksam erklärt hatte, Foto: Sutton

3. 1999 - Häkkinen spürt den Druck

Nach dem 1998 knapp verlorenen Titel war Michael Schumachers Revanche gegen Mika Häkkinen schon früh in der Saison 1999 voll im Gange. In Imola dominierten aber die McLaren-Teamkollegen Häkkinen und Coulthard zunächst nach Belieben und sicherten sich die erste Startreihe. Schumacher schaffte es zwar am Start an Coulthard vorbeizugehen, Häkkinen nutzte jedoch die Pace seines überlegenen Fahrzeuges, um einen komfortablen Vorsprung herauszufahren.

Ohne den Konkurrenten direkt im Nacken zu haben, machte der Finne in Runde 17 in der letzten Schikane trotzdem einen folgenschweren Fehler: Er verlor beim Beschleunigen auf dem Kerb am Kurvenausgang die Kontrolle und landete in der Wand. Schumacher übernahm die Führung und gewann zum ersten Mal für Ferrari in Imola. Häkkinen sollte nicht zum ersten Mal in der Saison Nerven zeigen: Wenige Monate später wiederholte er in Monza seinen Fehler und vergoss danach bittere Tränen.

Häkkinen wiederholte seinen Fehler aus Imola wenig später in Monza, Foto: Sutton
Häkkinen wiederholte seinen Fehler aus Imola wenig später in Monza, Foto: Sutton

4. 2003 - Michael Schumachers schwerstes Rennen

Der Große Preis von San Marino des Jahres 2003 war nicht nur einer von Michael Schumachers 91 Formel-1-Triumphen: Es war wohlmöglich auch das schwierigste Rennen in der Karriere des Rekordweltmeisters und auch dessen Bruders Ralf. Nachdem er sich am Samstag vor Ralf die Pole Position gesichert hatte, flogen beide zurück nach Köln, um ihrer Mutter am Sterbebett beizustehen. Trotz der schwierigen familiären Situation trat das Bruderpaar am Rennsonntag an - beide hatten die Entscheidung, den Grand Prix anzutreten, selbst getroffen.

Nach 62 Runden ging Michael Schumacher vor Kimi Räikkönen und Rubens Barrichello als Sieger über die Ziellinie. Ralf wurde Vierter. Sichtlich mitgenommen ließ Michael Schumacher die Siegerehrung über sich ergehen. Die Organisatoren zeigten Verständnis für die Situation der Brüder und stellten sie von sämtlichen medialen Verpflichtungen frei, sodass sie nach der Podiumszeremonie gleich wieder zurück in die Heimat reisen konnten.

Michael Schumachers Imola-Sieg 2003 wurde vom Tod der Mutter überschattet, Foto: Sutton
Michael Schumachers Imola-Sieg 2003 wurde vom Tod der Mutter überschattet, Foto: Sutton

5. 2005 & 2006 - Doppelter Schlagabtausch von Schumacher und Alonso

Bei den letzten beiden Auftritten der Formel 1 in Imola erlebten die Zuschauer das Duell der zu dieser Zeit wohl größten Protagonisten der Königsklasse: Michael Schumacher und Fernando Alonso. Von Startplatz 14 ins Rennen gegangen, arbeitete Schumacher sich durchs Feld und hatte nach der zweiten Runde der Boxenstopps den Anschluss an den Führenden Alonso hergestellt. Unter den Augen der Ferraristi jagte er den Spanier in den folgenden 12 Runden bis zum Zielstrich, fand jedoch keinen Weg vorbei am Renault und wurde mit weniger als einer Sekunde Rückstand Zweiter.

In der darauffolgenden Saison hatte sich Schumacher mit einem deutlich konkurrenzfähigeren Ferrari die Pole Position gesichert, während Alonso nur von Platz fünf ins Rennen ging. Unter diesen umgekehrten Vorzeichen kam es wieder zum beinharten Duell zwischen dem Deutschen und dem Spanier. Während Schumacher an der Spitze Probleme mit dem Reifenverschleiß bekam, schloss Alonso die Lücke zum Ferrari. Innerhalb von acht Runden hatte er einen 10-Sekunden-Vorsprung aufgeholt. Ein Undercut in Runde 41 war für Alonso nicht erfolgreich, und so musste sich Schumacher bis zum Zielstrich weiter dem Druck des Rivalen erwehren.

Fernando Alonso und Michael Schumacher lieferten sich in Imola harte Duelle, Foto: Sutton
Fernando Alonso und Michael Schumacher lieferten sich in Imola harte Duelle, Foto: Sutton