14 Rennen sind gefahren, sieben liegen noch vor ihnen. Und nur zwei Punkte trennen den WM-Führenden Lewis Hamilton von Nico Rosberg. Ein Duell auf Augenhöhe. Und eine Entscheidung ist noch lange nicht gefallen. Wer hat am Ende die Nase vorne und krönt sich zum (neuen) Weltmeister?

Lewis vs. Nico: Ein angespannter Start in die Saison

Blicken wir zurück auf den Anfang der Saison, damals hatte Nico Rosberg die Zügel in der Hand: Angespornt aus der letzten Saison nahm der Deutsche seine Top-Form der vergangenen Saison in die neue einfach mit: Die vier ersten Siege gingen auf sein Konto, nach Spanien reiste er bereits mit einem 43-Punkte Vorsprung an. Hamilton hingegen kämpfte zu dieser Zeit immer wieder mit technischen Problemen, das zerrte an den Nerven des Weltmeisters.

Das Resultat: Der Druck wurde größer, die Situation zwischen Rosberg und Hamilton immer angespannter. "Wir wissen, dass es eine Rivalität gibt, und wir schätzen das auch. Sie kämpfen um die WM. Das ist das wichtigste Ziel für sie und man kann nicht erwarten, dass sie es ganz ruhig angehen lassen", blieb Motorsportchef Toto Wolff aber damals noch ruhig.

Doch die Ruhe war bald vorbei, denn zum Start der Europasaison in Barcelona eskalierte das Duell. Lewis Hamilton und Nico Rosberg schossen sich gegenseitig kurz nach dem Start ins out. "Für mich ist das inakzeptabel, so kann man nicht fahren", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda damals.

Rosberg und Hamilton fielen nach ihrer Kollision in Spanien beide aus, Foto: Sutton
Rosberg und Hamilton fielen nach ihrer Kollision in Spanien beide aus, Foto: Sutton

Die Aufholjagd des Lewis Hamilton

Nach dem Tiefpunkt kam die Wende für Lewis Hamilton. In Monaco fand der Brite zurück zu alter Stärke und jubelte endlich wieder vom Siegerpodest. Ein Befreiungsschlag und eine Kampfansage an seinen Teamkollegen. Die Aufholjagd begann. Mit Ausnahme von Baku konnte der Brite alle Rennen bis zur Sommerpause für sich entscheiden und damit einen 43-Punkte-Rückstand in einen 19-Punkte-Vorsprung umwandeln. Das Blatt hatte ich gewendet, plötzlich hatte Hamilton die Nase vorne.

Auch wenn der Erfolg mit Problemen kam, denn die Rivalität der Teamkollegen kochte in Österreich erneut hoch: In der letzten Runde kollidierten die Mercedes-Piloten, wodurch Rosberg vom ersten auf den vierten Platz zurückfiel. Hamilton konnte zwar gewinnen, Mercedes verlor aber erneut einen Doppelsieg. Die Teamführung drohte danach mit harten Sanktionen. "Wir werden keine Kollisionen mehr akzeptieren. Wir sprechen von sportlichen und finanziellen Konsequenzen. Sollte es etwas noch mal passieren - und das liegt in ihren Händen - dann würde das zu einem negativen Ausgang führen", erklärte Toto Wolff in Spielberg.

Knapper denn je nach dem Italien GP: 2 Punkte Unterschied

Trotz Krach-Potenzial gab es schließlich beim Auftakt in die zweite Saison in Belgien sowie in Italien keinen Zwischenfall, dafür aber einen zu Kräften gekommenen Nico Rosberg, der mit zwei Siege zurück auf die Erfolgsspur fand und Hamiltons Vorsprung auf zwei Punkte schmelzen ließ. "Die Duelle mit Lewis sind immer ein toller Kampf, ich freue mich auf das, was kommt", gab sich er Deutsche nach dem letzten Rennen entspannt. Aber auch Hamilton zeigte keine Angst: "Wenn man sich daran erinnert wo ich zu Beginn stand, und wo ich jetzt bin. Ich bin immer noch im WM-Kampf, trotz so viel Pech in diesem Jahr. Das ist phänomenal."

Die Zuversicht kommt nicht von ungefähr, denn die Statistik zeigt, dass der WM-Kampf so offen ist, wie nie: Nico gegen Lewis, das sind im Moment 7 zu 6 Siege und 6 zu 7 Poles, sowie 248 zu 250 Punkte. Alles ist möglich. Die Entscheidung im WM-Kampf wird wohl noch ein Weilchen dauern, von dem ist auch Toto Wolff überzeugt. "Ich denke, dass es bis zum Ende gehen wird - das ist meine Annahme. Wenn das Auto so bleibt und wir keine technischen Probleme haben, kann es sehr interessant bleiben."

WM-Titel: Das letzte Saison-Drittel wird entscheiden

Sieht man sich die Statistik an, so hat Lewis Hamilton in den kommenden sieben Rennen einen Vorsprung auf seinen Teamkollegen. In Singapur konnte der Brite bisher zwei Mal siegen, Rosberg hingegen noch nie - zudem droht auf dem Stadtkurs die Konkurrenz von Ferrari, immerhin feierte man hier im letzten Jahr einen Sieg und ließ Mercedes alt aussehen.

Und auch in Sepang, dem Premieren-Sieg von Sebastian Vettel im Dienste der Scuderia 2015, könnten die Roten angreifen. Sollte Ferrari jedoch nicht zuschlagen, so hat auch hier Hamilton die Nase vorne, immerhin konnte er hier schon einen Sieg nach Hause fahren, im Gegensatz zu seinem Teamkollegen. Weiter geht es dann in Japan, wo der Brite die letzten zwei Jahre siegte - genauso wie in Amerika, dem Ort, an dem er schon drei Mal jubelte - im letzten Jahr besonders laut, als er in Austin seinen WM-Titel 2015 fixierte.

Erst danach spricht die Statistik für Nico Rosberg. In Mexiko feierte der Deutsche im letzten Jahr eine fulminante Siegesparty, genauso wie in Brasilien und Abu Dhabi, doch der Zug im WM-Kampf war damals schon abgefahren. Blüht dem Deutschen in dieser Saison ein ähnliches Schicksal? Rosberg spricht dem entgegen, für ihn zähle im Moment nämlich nicht das Gesamtergebnis: "Ich denke nicht an die WM, sondern fokussiere mich immer nur auf die einzelnen Rennen - um diese zu gewinnen." Und diese Taktik scheint aufzugehen: "Mein Fokus ist im Moment größer als je zuvor, das habe ich in Monza wieder gezeigt."