Bei 13 der 14 Formel-1-Rennen in dieser Saison stand bislang einer der beiden Mercedes-Teamkollegen auf der Pole Position. Nur in Monaco hatten Lewis Hamilton und Nico Rosberg hinter der Konkurrenz das Nachsehen. Siegreich war ein Silberpfeil-Polesitter in der Saison 2016 bisher allerdings erst sieben Mal. Prozentual bedeutet das für den schnellsten Mercedes-Mann vom Samstag eine Siegquote von lediglich 53,84 %.

Anders formuliert könnte man auch sagen, dass für die Mercedes-Piloten die schnellste Zeit am Samstag mittlerweile nur noch die halbe Miete für einen Grand-Prix-Sieg ist. Neben dem Qualifying ist in der Saison 2016 vor allem ein Moment am Rennwochenende entscheidend: Der Start. Seit dieser Saison muss der Fahrer den Schleifpunkt seiner Kupplung wieder selbst finden, ohne Hilfe von Software oder dem Boxenfunk und mit nur noch einer Kupplungs-Wippe am Lenkrad. Ein äußerst trickreicher Vorgang, der sowohl Hamilton als auch Rosberg in dieser Saison schon Positionen, Punkte und reichlich Nerven gekostet hat.

Mercedes Pole-Duell 2016

Grand PrixLewis HamiltonNico RosbergSieger / Position anderer Fahrer
Australien X Rosberg / HAM P2
Bahrain X Rosberg / HAM P3
China X Rosberg / HAM P7
Russland X Rosberg / HAM P2
Spanien X Verstappen / 2x DNF
Monaco Hamilton / ROS P7
Kanada X Hamilton / ROS P5
Europa/Baku X Rosberg / HAM P5
Österreich X Hamilton / ROS P4
Großbritannien X Hamilton / ROS P3
Ungarn X Hamilton / ROS P2
Deutschland X Hamilton / ROS P4
Belgien X Rosberg / HAM P3
Italien X Rosberg / HAM P2

Grand Prix von Australien: Hamilton & Rosberg

Beide Mercedes wurden beim Saisonauftakt von Vettel ausbeschleunigt, Foto: Sutton
Beide Mercedes wurden beim Saisonauftakt von Vettel ausbeschleunigt, Foto: Sutton

Schon beim Saisonauftakt wurde Mercedes' Start-Schwäche gnadenlos offengelegt. In Melbourne starteten Hamilton und Rosberg aus der ersten Reihe und wurden auf dem Weg zu Kurve 1 gleich von beiden Ferraris überrumpelt. Rosberg war danach zunächst Dritter, Hamilton Achter. Im weiteren Rennverlauf schafften es die Silberpfeile mit der richtigen Strategie zwar doch noch, einen Doppelsieg einzufahren, Motorsport-Chef Toto Wolff gab aber bereits zu diesem Zeitpunkt unumwunden zu: "Wir haben uns Sorgen gemacht, dass wir ein Problem mit der Kupplung haben. Das ist unsere Schwachstelle."

Grand Prix von Bahrain: Hamilton

Hamilton kollidierte in Bahrain nach dem verpatzten Start mit Bottas, Foto: Mercedes-Benz
Hamilton kollidierte in Bahrain nach dem verpatzten Start mit Bottas, Foto: Mercedes-Benz

Der nächste Start-Fauxpas ließ nicht lange auf sich warten: Zwei Wochen später hatte sich Hamilton in Bahrain erneut die Pole Position gesichert, und wieder kam er beim Erlöschen der Ampel nicht richtig in Gang. Dieses Mal hatte der Fehler allerdings schwerwiegendere Konsequenzen: Bereits von Rosberg überholt, geriet Hamilton in der ersten Kurve auch noch in die Fänge eines übermotivierten Valtteri Bottas. Er kollidierte mit dem Williams-Piloten und schaffte es mit einem beschädigten Auto im weiteren Verlauf des Rennens nur noch, bis auf Rang drei vorzufahren.

Grand Prix von China: Rosberg

Rosberg wurde in Shanghai von Ricciardo kassiert, Foto: Sutton
Rosberg wurde in Shanghai von Ricciardo kassiert, Foto: Sutton

Beim dritten Rennen der Saison in Shanghai stand Rosberg als Polesitter neben Daniel Ricciardo in der ersten Startreihe. Hamilton musste aufgrund eines Defekts im Qualifying von weit hinten ins Rennen gehen. Im Duell gegen den Red Bull zog Rosberg allerdings auf dem Weg zur ersten Kurve den Kürzeren und konnte von Glück reden, dass er nicht in die Karambolage zwischen Daniil Kvyat und den beiden Ferraris hereingezogen wurde. Mit der überlegenen Pace des Mercedes gelang dem Deutschen schlussendlich aber trotzdem der Sieg.

Grand Prix von Kanada: Hamilton & Rosberg

Hamilton und Rosberg gerieten in Montreal aneinander, nachdem Vettel die beiden am Start überholt hatte, Foto: Ferrari
Hamilton und Rosberg gerieten in Montreal aneinander, nachdem Vettel die beiden am Start überholt hatte, Foto: Ferrari

Nachdem Hamilton in Monaco den ersten Saisonsieg gefeiert hatte, stand der Weltmeister in Montreal prompt auf der Pole Position. Bei der Freigabe des Rennens erlebten er und der neben ihm gestartete Teamkollege dann allerdings ein Melbourne-Déjà-vu, als Vettel von Startplatz drei aus schon vor der ersten Kurve die Führung übernahm. Damit nicht genug, kamen sich Hamilton und Rosberg beim Einlenken auch noch ins Gehege und sorgten in der Mercedes-Chefetage für graue Haare. Hamilton gewann das Rennen zwar dank der richtigen Strategie, für Rosberg sprang allerdings nur ein magerer fünfter Platz heraus.

Grand Prix von Ungarn: Rosberg

Rosberg wurde in Ungarn von Hamilton und Ricciardo überrumpelt, Foto: Sutton
Rosberg wurde in Ungarn von Hamilton und Ricciardo überrumpelt, Foto: Sutton

Der Hungaroring: Ein Kurs, auf dem die Pole Position wichtiger ist, als auf fast jeder anderen Rennstrecke im Formel-1-Kalender. Rosberg hatte sich den so wichtigen besten Startplatz am Samstag gesichert, doch das Rennen war für ihn schon nach wenigen hundert Metern verloren. Der von Platz zwei gestartete Hamilton kam besser weg, übernahm die Führung und zwang Rosberg dazu, sich seine Fahrt zum Sieg für den Rest des Sonntagnachmittags aus nächster Nähe mitanzusehen. Immerhin konnte Rosberg nach wenigen Kurven Ricciardo abfangen, der genau wie Hamilton auch auf den ersten Metern an ihm vorbeigegangen war. "Ich habe den Sieg in der ersten Kurve verloren", so der zerknirschte Rosberg nach dem Rennen.

Grand Prix von Deutschland: Rosberg

Am Hockenheimring hatte Rosberg seinen schlechtesten Start in der ersten Saisonhälfte, Foto: Mercedes-Benz
Am Hockenheimring hatte Rosberg seinen schlechtesten Start in der ersten Saisonhälfte, Foto: Mercedes-Benz

Nur eine Woche später stand Rosberg beim Heimrennen in Hockenheim wieder neben Teamkollege Hamilton auf der Pole Position. Genau wie in Budapest gelang es Rosberg jedoch nicht, den Startplatz an der Sonne in einen Rennsieg umzumünzen. Tatsächlich war sein Start eine regelrechte Katastrophe: Nicht nur Hamilton, sondern auch beide Red Bulls ließen Rosberg von der Linie weg stehen. Der Mercedes-Pilot versuchte in den folgenden 67 Runden vergeblich, seinen Fehler zu korrigieren und landete nach dem Fallen der Zielflagge nur auf dem vierten Platz. Wie schon in Australien, soll laut Rosberg auch elf Rennen später die Kupplung der Übeltäter gewesen sein: "Die Kupplung hat zu stark gebissen. Als ich es bemerkt habe, konnte ich nichts mehr machen."

Grand Prix von Italien: Hamilton

Hamilton erlebte in Monza eine Kopie von Rosbergs Hockenheim-Start, Foto: Sutton
Hamilton erlebte in Monza eine Kopie von Rosbergs Hockenheim-Start, Foto: Sutton

Hamilton gab in Monza von der ersten Minute den Ton an. Der Sieg schien für ihn nach einer dominanten Pole Position fast nur noch Formsache zu sein - wären da nicht die Starts. Ähnlich wie Rosberg in Hockenheim, erlebte Hamilton beim Erlöschen der Startampel einen regelrechten Albtraum: Ganze fünf Autos gingen Mercedes mit der Startnummer 44 vorbei. Nur mit einem harten Stück Arbeit schaffte es Hamilton zurück auf die zweite Position. Rosberg war zu diesem Zeitpunkt allerdings über zehn Sekunden enteilt. Über die Gründe wussten Fahrer und Team laut Hamilton auch in diesem Fall schnell Bescheid: "Die Ingenieure haben mir gesagt, dass es niemands Schuld war, sondern an der Variabilität der Kupplung lag. Wie bei Nico in Hockenheim."