Schenkt man Medienberichten Glauben, steht die Formel 1 unmittelbar vor dem Verkauf. Bereits am Dienstag sollen jene 35,1 Prozent der Rechte, die Hauptaktionär CVC Capitals an der Königsklasse hält, vom US-amerikanischen Medienunternehmen Liberty Media übernommen werden - um die stolze Summe von kolportierten 8,5 Milliarden Dollar.

Bernie Ecclestone bestimmt seit Jahrzehnten die Geschicke der Formel 1, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone bestimmt seit Jahrzehnten die Geschicke der Formel 1, Foto: Sutton

Kommt es zur spektakulären Transkation, drängt sich vor allem eine Frage auf: wie geht es mit Bernie Ecclestone weiter? Der Brite führt die Formel 1 seit den 70er-Jahren, als er die TV- und Vermarktungsrechte gekauft hatte, befindet sich mittlerweile allerdings im 86. Lebensjahr und wäre damit mehr als nur im Rentenalter.

In Monza machten im Paddock die unterschiedlichsten Gerüchte die Runde. Während Eddie Jordan, der schon mehrfach einen guten Riecher bewies, davon ausgeht, dass Ecclestone nach der Übernahme mit sofortiger Wirkung zurücktreten wird, steht ebenfalls im Raum, dass der Brite vorerst an Bord bleibt, um die Formel 1 in einer Übergangsphase weiter zu führen.

Fest steht laut Aussage Ecclestones jedenfalls, dass er sich von jenen knapp 15 Prozent, die er persönlich beziehungsweise über seinen Bambino Trust an der Formel 1 hält, nicht trennen will.

Wolff lobt Ecclestone

"Bernie hat in den vergangenen 50 Jahren außergewöhnliche Arbeit geleistet. Er hat aus der Formel 1 gemacht, was sie heute ist. Und ich denke, jeder rechnet ihm das an. Ob nun wir, oder zukünftige Anteilseigner", streut Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Ecclestone Rosen, ohne jedoch beantworten zu können - oder wollen - wie es mit dem F1-Boss weitergeht. "Er hat ein Imperium erschaffen. Und wir alle profitieren davon", verweist Wolff auf die Entwicklung, welche die Formel 1 genommen hat.

Dennoch ist dem Österreicher bewusst, dass es einiger Änderungen bedarf, um mit der Zeit zu gehen - und diesbezüglich käme ein Investor aus der Medienbranche gerade recht. "Ich denke nicht, dass jemand die Anteile kaufen und das Geld ausgeben würde, um dann zu kommen und zu sagen, wir ändern nichts", so Wolff. "Es gibt Dinge, die wir von der amerikanischen Weise lernen können - besonders was die digitalen Dinge angeht. Aber es gibt Dinge, die hier funktionieren, dort aber nicht. Ich denke, sie werden sich alles genau ansehen und dann entscheiden, was verändert, verbessert werden muss oder was bestehen bleibt."

Wolffs diplomatischen Worte könnten auch ein Indiz dafür sein, dass er selbst einen Posten in der neuen Führungsriege der Formel 1 anstrebt - nicht erst einmal wurde der 44-Jährige mit einer solchen Rolle in Verbindung gebracht. "Er hat die Fähigkeiten und das Geschick, diese Aufgabe zu übernehmen", bestätigte Ecclestone gegenüber der Bild, Wolff eine führende Position im F1-Management zuzutrauen.

Ferrari der große Verlierer?

Weniger konkrete Aussagen zum bevorstehenden Verkauf der Formel 1 gibt es indessen aus dem Ferrari-Lager. "Zur richtigen Zeit musst du natürlich darüber nachdenken, wohin die Formel 1 geht aber nicht im Moment. Da konzentriere ich mich auf meinen Job", winkte Maurizio Arrivabene, Teamchef der Scuderia, gegenüber Motorsport-Magazin.com ab.

Sollten die neuen Besitzer der Königsklasse eine Reform der Preisgeldvergabe anstreben, könnte Ferrari zu den großen Verlieren zählen, da der Rennstall aufgrund seiner historischen Verdienste momentan mit hohen Bonuszahlungen bedacht wird. "Wir duschen uns noch mit Wasser. Ich habe mich noch nie mit Geld geduscht", meinte Arrivabene angesprochen auf Ecclestones möglicherweise versiegende Gelddusche. "Ich bin da nicht der richtige Ansprechpartner."

Preisgelder der Formel-1-Saison 2015 in Millionen US-Dollar:

Team (WM-Platz)GesamtLeistungBonusAnteil
Ferrari (2.)1928710519,90%
Mercedes (1.)171977417,72%
Red Bull (4.)144707414,92%
Williams (3.)8373109,02%
McLaren (9.)8250328,50%
Force India (5.)6767-6,94%
Lotus/Renault (6.)6464-6,63%
Toro Rosso (7.)5757-5,91%
Sauber (8.)5454-5,60%
Manor (10.)4747-4,87%
Summe965670295100%