Nico Rosberg hat zum ersten Mal den Großen Preis von Italien in Monza gewonnen. Der Deutsche profitierte insbesondere von einem völlig verpatzten Start seines Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton.

Hamilton, zurückgefallen bis auf P6, brauchte zehn Runden, um sich wieder vorbei an Daniel Ricciardo und Valtteri Bottas auf P4 zu arbeiten. Damit trennte ihn noch ein Ferrari vom Podium. Allerdings meldete der Brite, rund drei Sekunden hinter Räikkönen, bereits Probleme mit den Reifen. Vorne führte Rosberg nach gut einem Viertel der Renndistanz 7,5 Sekunden vor Vettel.

Ferrari-Formationsflug zu Rennbeginn in Monza, Foto: Sutton
Ferrari-Formationsflug zu Rennbeginn in Monza, Foto: Sutton

Dank früherer Boxenstopps der Konkurrenz - so schlecht waren die Pneus dann doch nicht - spülte es Hamilton daraufhin direkt hinter Rosberg. Sofort begann er in Riesenschritten an seinem 14-Sekunden-Rückstand auf Rosberg zu feilen. Nach den Mercedes-Boxenstopps fiel Hamilton wieder hinter die Ferrari zurück, musste anders als die Scuderia-Piloten jedoch kein zweites Mal an die Box. So war die Rückeroberung von P2 nur eine Zeitfrage. Rosberg hatte sich in der Zwischenzeit einen großen Vorsprung herausgearbeitet, sodass ein Duell der 'Silberfeinde' ausblieb.

Das Podium: Hinter Rosberg und Hamilton komplettierte Sebastian Vettel das Podium vor seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari auf P4.

Nico Rosberg, Lewis Hamilton & Sebastian Vettel zum Italien GP

Nico Rosberg: "Es ist ein ganz spezieller Tag für mich. Ich bin sehr froh, es hier in Italien geschafft zu haben. Es ist eine tolle Atmosphäre. Ich hatte einen tollen Start und dann lief alles genau richtig. Ich fühle mich toll. Die Duelle mit lewis sind immer ein toller Kampf, ich freue mich auf das, was kommt. Echt unglaublich hier. Ich fühle mich irgendwie auch ein bisschen italienisch und der Kultur sehr nahe. Ihr seid die besten der Welt! Grazie mille!"

Lewis Hamilton: "Das ist das tollste Publikums des ganzen Jahres. Natürlich war der Start nicht toll. Aber für Mercedes ist es trotzdem ein toller Tag. Ich bin stolz, Teil des Ganzen zu sein. Das ist fantastisch. Aber wir hoffen auch, dass es zwischen Ferrari und uns noch zum großen Duell kommt."

Sebastian Vettel: "Es ist das tollste Podium der Welt! Wir, Ferrari, haben wirklich die tollsten Fans der Welt. Toll, dass ihr alle hier seid. Wir arbeiten hart, aber die (Mercedes) machen wirklich einen tollen Job. Kompliment, was sie geleistet haben. Aber wir kämpfen auch. Ich kann nicht versprechen, wann wir zurück kommen werden. Aber es wird passieren"

Die Punkteränge: Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas, Max Verstappen, Sergio Perez, Felipe Massa und Nico Hülkenberg komplettierten die Top-10 in Monza.

Der WM-Stand: Durch seinen Sieg in Monza knabberte Rosberg weitere sieben Punkte von Hamiltons Vorsprung ab. Der Deutsche liegt nurmehr zwei mickrige Punkte hinter dem Weltmeister des Vorjahres. Dritter bleibt Ricciardo vor Vettel und Räikkönen.

Das Wetter: Traumwetter in Italien! Monza präsentierte sich für die Formel 1 wie schon an den Vortagen von seiner Sonnenseite. Bei nur wenigen Wolken und gut 29 Grad Celsius Außen- und 39 Streckentemperatur ging das Rennen im 'Temple of Speed' über die Bühne.

Hamilton fiel am Start zurück, Foto: Sutton
Hamilton fiel am Start zurück, Foto: Sutton

Der Start: Riesen-Patzer von Lewis Hamilton! Der Weltmeister ließ sich am Start völlig überrumpeln, wurde wegen heftig durchdrehender Reifen auf Rang sechs durchgereicht. Nico Rosberg übernahm schon vor Kurve eins die Spitze vor Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. Auch Valtteri Bottas und Daniel Ricciardo quetschten sich noch an Hamilton vorbei. Den Australier schnappte er sich jedoch schon eine Runde später wieder in der Curva Grande. Weiter hinten machte Pascal Wehrlein kräftig Boden gut, während Max Verstappen viel verlor.

Die Zwischenfälle: Crash in Runde zwei! Felipe Nasr und und Jolyon Palmer kollidierten in der ersten Schikane, konnten aber zunächst beide weiterfahren, verloren allerdings mehrere Teile, die auf der Strecke verstreut wurden. Ein Safety Car war jedoch nicht nötig. Nasr kassierte für den Zwischenfall eine 10-Sekunden-Zeitstrafe, die er wegen Ausfalls jedoch gar nicht mehr absitzen konnte.

Wegen zu hoher Geschwindigkeit in der Boxengasse kassierte schließlich Daniil Kvyat eine 5-Sekunden-Strafe. Kurz vor Schluss dann nochmal Aufregung um Max Verstappen und Red Bull: Mit einem harten Manöver knallte sich Max Verstappen in der zweiten Schikane vorbei an Sergio Perez, Daniel Ricciardo tat es ihm gleich - nur in Schikane eins und gegen Valtteri Bottas.

Felipe Nasr und Jolyon Palmer kollidieren in Monza, Foto: Sutton
Felipe Nasr und Jolyon Palmer kollidieren in Monza, Foto: Sutton

Die Strategien: Seit Jahren ist der Italien GP ein klares Einstopp-Rennen. Der Zeitverlust eines weiteren Services ist wegen der langen und ultraschnellen Start-Ziel-Geraden einfach zu groß. In diesem Jahr jedoch erhoffte sich Pirelli dank des in Monza neuen Supersofts mehr Vielfalt bei den Strategien, empfahl im Vorfeld sogar einen Zweistopper als schnellste Variante.

Bereits nach dem Qualifying waren unterschiedliche Pläne zu erahnen: So qualifizierte sich Mercedes als einziges Team mit den Softs für Q3, sodass in den Top-10 nur die Silberpfeile mit der mittleren Reifenmischung starteten, der Rest auf Supersofts. Somit erschienen mehrere Zweistopp-Versuche wahrscheinlich. Außerhalb der Top-10 war besonders auf Felipe Massa zu achten, der als Elfter - und damit erster Pilot - mit freier Reifenwahl ins Rennen ging.

Wenig überraschend setzte der Brasilaner auf einen frischen Soft, genau wie sechs weitere Piloten außerhalb der Top-10. Esteban Ocon startete vom letzten Rang gar auf dem Medium. In der Spitzengruppe baute Ferrari als einziges Team eindeutig auf eine Zwei-Stopp-Strategie: Bereits nach knapp einem Drittel des Rennens holten sich Vettel und Räikkönen erneut Supersoft. Red Bull dagegen wechselte zeitgleich auf Soft und hielt so die Möglichkeit, zumindest theoretisch zuende fahren zu dürfen, offen.

Mercedes indessen zögerte dank der weichen Start-Reifen lange bis zum ersten Wechsel, um einen Einstopper abzusichern, den sie dank Mediums im zweiten Stint mit beiden Piloten locker umsetzten. Hamilton fiel dabei wieder hinter die Ferrari zurück, die jedoch noch einmal ihre Crew ansteuern mussten. Dabei holten sie sich nun die Softs für die letzten 18 Rennrunden, fielen aber hinter Red Bull zurück. Deren Poker ging jedoch nicht auf: Auch Verstappen und Ricciardo mussten sich dem Reifenverschleiß beugen und ein zweites Mal stoppen.

Die Boxenstopps: Valtteri Bottas, Max Verstappen und Fernando Alonso eröffneten in Runde 14 den Reigen der Pitstops. In der Spitzengruppe legte Kimi Räikkönen in Runde 16 den ersten Wechsel ein, holte sich die Supersofts. Eine Runde später holte sich auch Vettel in einem langsamen Stopps die superweichen Pneus, Ricciardo die Softs.

Mercedes hingegen wartete weitere zehn Sekunden bis zum Stopp. In Runde 25 holte sich dann Rosberg, einen Umlauf später Hamilton, einen frischen Satz Reifen. Beide bekamen den Medium und konnten somit zuende fahren. Ferrari wechselte in den Runden 34 und 35 zum zweiten Mal, Bottas war bereits kurz zuvor zu einem zweiten Stopp gekommen.

Unmittelbar nach den Ferrari kamen schließlich auch die Red Bull ein zweites Mal zum Wechsel. Bei Ricciardo setzte man dabei sogar auf einen Schlusssprint mit Supersoft. Mit Erfolg: Valtteri Bottas musste nach einem längeren Duell klein beigeben.

Die Ausfälle: Jolyon Palmer konnte nach der Kollision mit Felipe Nasr zwar zunächst weiterfahren, musste wenig später seinen Renault jedoch abstellen, genauso Nasr. Erst in Runde 28 der nächste Ausfall: Pascal Wehrlein rollte mit einem technischen Defekt am Manor aus. Statt der oben genannten 5-Sekunden-Strafe stellte Daniil Kvyat seinen Toro Rosso in Runde 29 sogar defekt ab.

Die Analyse: Wow! Lewis Hamilton kann in Monza doch nicht perfekt klarkommen. So ist Nico Rosberg der große, strahlende Gewinner des Wochenendes in Italien. Genauso natürlich Mercedes, die Kreise um die Konkurrenz fahren konnten. Nicht nur, was reine Speed, sondern auch Cleverness am Kommandostand angeht. Trostpflaster für Ferrari: Immerhin war man mal wieder klare zweite Kraft während sich Red Bull sogar mit Williams herumschlagen musste.

Die Top-Facts des Rennens

  • Nico Rosberg holt 21. F1-Sieg in Monza
  • 50. F1-Podium für Rosberg
  • Lewis Hamilton nach verpatztem Start noch Zweiter
  • Vettel beim Ferrari-Heimrennen Dritter
  • 50. Podium mit doppelt deutscher Beteiligung
  • Ferrari und Red Bull mit Zweistopp-Strategien chancenlos
  • Williams schlägt einen Red Bull und Force India
  • Kollision zwischen Nasr und Palmer
  • Wehrlein scheidet mit defektem Manor aus