Ungewöhnliche Personalentscheidung bei McLaren: Wie der britische Rennstall am Rande des Italien GP bekanntgab, wird er 2017 mit den Piloten Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne an den Start gehen. Jenson Buttons auslaufender Vertrag wurde allerdings ebenfalls um zwei Jahre verlängert, sodass der Routinier 2018 wieder ins Cockpit zurückkehren könnte. Button soll weiterhin eine wichtige aktive Rolle innerhalb des Teams einnehmen, heißt es.

"Dadurch, dass wir seinen Vertrag bis 2018 verlängert haben, bleibt er ein erfahrenes und einflussreiches Mitglied des Teams und wird zentral in die Entwicklung unserer Autos eingebunden sein. Er wird darüber hinaus verfügbar sein, um Rennen zu fahren, sollten es die Umstände erfordern", erklärte McLaren-CEO Ron Dennis bezüglich Button.

Die wichtigsten Fakten zur McLaren-Rochade:

  • Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne 2017 Einsatzpiloten bei McLaren
  • Vorläufige Auszeit und neuer Vertrag bis 2018 für Jenson Button
  • Kein Karriereende des Weltmeisters von 2009
  • Ron Dennis: "Button bleibt wichtiges Mitglied des Teams"
  • Fahrermarkt: Zwei Optionen weniger für Williams

Jenson Button nimmt eine Auszeit

Mit dieser Entscheidung ist eine Rückkehr des Weltmeisters von 2009 zu Williams vom Tisch, über die in den letzten Wochen und Monaten spekuliert worden war. "Ich trete definitiv nicht zurück. Ich stehe für 2017 und 2018 unter Vertrag, will hart an der Autoentwicklung mitarbeiten und bin mir sicher, dass ich zu einem Punkt hinter dem Lenkrad des neuen Wagens sitzen werde", stellte der 36-Jährige klar. "Ich werde mir den Hintern abtrainieren, wie man es noch nie zuvor gesehen hat, und sicherstellen, dass ich so viel Input gebe, wie ich kann. Ich werde alles geben was ich kann, damit dieses Team 2017 so gut wie möglich ist."

Button weiter: "Ich freue mich sehr über meine neue Rolle, die das Ergebnis mehrerer tiefgründiger Gespräche mit Ron ist. Ich freue mich darauf, noch stärker in die Bemühungen des Teams involviert zu sein, um jene Erfolge zu erreichen, nach denen wir alle streben." Gleichzeitig ist der Brite aber auch froh, nach vielen Jahren aus dem eingeschliffenen F1-Trott ausbrechen zu können. "Ich werde nach meinem eigenen Plan leben, werde aufstehen wann ich will, an den meisten Tagen machen was ich will und mehr Zeit mit meinen Freunden, aber noch wichtiger, meiner Familie verbringen."

In der Vergangenheit hatten bereits mehrere Fahrer eine F1-Auszeit angekündigt, darunter auch Ex-McLaren-Pilot Mika Häkkinen, kehrten danach aber zumeist nicht mehr ins Cockpit zurück. Bei Button sei der Fall anders gelagert, so Dennis. "Andere Fahrer hatten keinen Vertrag", weist der McLaren-Boss auf die Unterschiede hin. "Jenson ist noch mehr als dazu in der Lage, Rennen und Weltmeisterschaften zu gewinnen. Es ist keine körperliche Sache, es ist die mentale Seite. Jenson kann jetzt den Kopf freikriegen und dann in die Zukunft schauen. Es ist ein kreativer Vertrag, der für beide Seiten funktioniert und die perfekte Lösung für die Umstände, die es momentan in unserem Team gibt."

Wie Dennis verriet, habe es Angebote von anderen Teams an Button gegeben, welche dieser jedoch ausschlug und sich für das McLaren-Modell entschied. Dass Button noch einmal in ein anderes Cockpit steigt, kann sich Dennis nicht vorstellen - unabhängig davon, ob er in den nächsten beiden Jahren zu Einsätzen bei McLaren kommen wird. "Ich denke nicht, dass Jenson das Verlangen hat, jemandes anderen Auto zu fahren", so der Brite. Eine Absicherung für den Fall, dass Alonso seine Karriere nach 2017 beendet, sei der Deal jedenfalls nicht.

Jenson Buttons F1-Karriere in Zahlen:

  • 297 Grand Prix-Starts für Williams, Benetton, BAR, Honda, Brawn und McLaren
  • Weltmeister 2009
  • 15 GP-Siege: Erster Sieg Ungarn 2006
  • 50 Podiumsplätze
  • 8 Pole Positions
  • 24 Mal Startplatz in Reihe eins
  • 8 schnellste Rennrunden
  • 1.231 WM-Punkte
  • 3.885 absolvierte Führungskilometer

Stoffel Vandoorne am Ziel seiner Träume

Für Vandoorne bedeutet die Entscheidung, dass er 2017 endlich in den heiß ersehnten Genuss eines Stammcockpits in der Formel 1 kommt, nachdem er zuletzt in der Reservistenrolle schmorte und bereits einen Abschied von McLaren in den Raum stellte, sollte er nicht zum Einsatzfahrer aufsteigen.

Stoffel Vandoorne steigt 2017 zum Einsatzpiloten auf, Foto: Sutton
Stoffel Vandoorne steigt 2017 zum Einsatzpiloten auf, Foto: Sutton

"Es ist eine enorme Ehre, ein McLaren-Honda-Rennfahrer zu werden, und ich verspreche, so hart wie noch kein Formel-1-Fahrer zuvor zu arbeiten", freut ich der Belgier, der zuletzt in der japanischen Super Formula Rennpraxis sammelte. "Ich habe volles Vertrauen in das McLaren-Honda-Projekt und glaube fest daran, dass ich neben einem brillanten und erfahrenen Piloten in der Lage sein werde, einen starken Anteil zu den zukünftigen Weltmeisterschaftserfolgen des Teams beizutragen."

Dass Button weiterhin dem McLaren-Team angehören wird, begrüßt der 24-Jährige außerordentlich. "Jenson ist für jeden Rennfahrer eine großartige Inspiration", schwärmt Vandoorne. "Ich weiß, dass seine Erfahrung für uns unglaublich wichtig sein wird und wir eine erfolgreiche Zeit zusammen haben werden."

Vandoorne gehört seit 2013 dem McLaren-Nachwuchsprogramm an und empfahl sich nicht zuletzt mit dem Gewinn der GP2-Meisterschaft im vergangenen Jahr für höhere Aufgaben. "Er ist jetzt bereit für die Formel 1, wie sein Grand-Prix-Debüt beim diesjährigen Bahrain GP gezeigt hat", so Dennis. Vandoorne hatte beim Wüstenrennen den verletzten Alonso vertreten und als Zehnter prompt einen Punkt geholt.

Meilensteine in Stoffel Vandoornes Karriere:

  • 2010: F4 Eurocup 1.6 (Meister)
  • 2012: Formel Renault 2.0 Eurocup (Meister)
  • 2013: Fördervertrag bei McLaren
  • 2013: Formel Renault 3.5 (Platz 2)
  • 2014: GP2 (Platz 2)
  • 2014: Beförderung zum McLaren-Ersatzfahrer
  • 2015: GP2 (Meister)
  • 2016: F1-Debüt beim Bahrain GP (Platz 10)
  • 2017: Einsatzpilot bei McLaren

Fernando Alonso bleibt bei McLaren

Fernando Alonso erfüllt seinen Vertrag bei McLaren, Foto: Sutton
Fernando Alonso erfüllt seinen Vertrag bei McLaren, Foto: Sutton

Während es auf der anderen Seite der Garage Rochaden gibt, wird Fernando Alonso seinen 2015 unterschriebenen Drei-Jahresvertrag erfüllen und McLaren auch in der kommenden Saison die Treue halten. "Das sind sehr gute Nachrichten für das Team", kommentiert der Spanier die Personalentscheidung. "Wir werden Jenson weiterhin im Team haben, das ist das wichtigste. Er ist der beste Teamkollege in Sachen Performance und Feedback, den ich je hatte, und das Auto mit ihm gemeinsam zu entwickeln, war großartig. Stoffel wird frische Ideen bringen und das Team zum Maximum pushen, aber wir werden weiterhin Jenson haben, um uns zu helfen."

Als einer der ersten Piloten eines anderen Teams meldete sich Lewis Hamilton zu Wort, der mit Button gemeinsam von 2010 bis 2013 bei McLaren fuhr. "Jenson war ein britischer Champion. Ich hab ihm damals in der Formel 1 zugeschaut und im Wohnzimmer angefeuert. Zusammen mit meinem Dad hab ich Jenson zugeschaut und davon geträumt, was ich mal machen möchte", erinnerte sich der Mercedes-Pilot. "Er ist seit 17 Jahren in der Formel 1? Das ist eine lange, lange Zeit. Wir haben Witze gemacht im fahrerbriefing. Max saß neben mir. Und Jenson hat sowas gesagt wie: 'Du warst 1 Jahr alt, als ich in die F1 gekommen bin!' Das ist schon verrückt. Ich wünsche ihm nur das Beste. Er ist noch jung und fit. Was er dem sport gegeben hat, ist fantastisch."

Die Bedeutung für den Fahrermarkt

Die McLaren-Entscheidung ist gleichbedeutend damit, dass Button nicht die Nachfolge von Felipe Massa antreten wird, der am Donnertag das Ende seiner Karriere mit Saisonende bekanntgab. Als mögliche Kandidaten für Williams bleiben nun Sergio Perez, der Force India verlassen könnte, Sauber-Pilot Felipe Nasr oder aber auch Lance Stroll, der dem Junior-Programm des Teams bereits angehört und von seinem millionenschwerem Vater Lawrence, einem Mode-Mogul, unterstützt wird.

Vandoorne war dem Vernehmen nach ebenfalls ein Thema bei Williams, hätte McLaren ihn nicht befördert. Der Belgier wurde darüber hinaus mit Renault in Verbindung gebracht, wo die Zukunft von Kevin Magnussen und Jolyon Palmer ungewiss ist. Nach Vandoornes Aufstieg zum Einsatzpiloten bei McLaren müssen sich sowohl die Franzosen als auch Williams nun jedoch anderweitig umsehen.