Der Halo-Cockpitschutz mausert sich zum ständigen Begleiter der Formel 1 - obwohl das System nicht vor 2018 in der Königsklasse eingeführt wird. Zuletzt in Spa-Francorchamps und jetzt in Monza drehten immer mehr Teams ihre Runden mit Halo, um sich ein eigenes Bild machen zu können und die FIA mit Feedback zu unterstützen. Am Freitag in Italien war es an Jenson Button, Max Verstappen und Sergio Perez, den künftigen Kopfschutz auszuprobieren.

Für mehr Aufruhr sorgten in Monza allerdings die Aussagen von Kevin Magnussen, der das Halo bislang noch nicht über seinem Kopf hatte. "Ich glaube nicht, dass es kommt", meinte der Renault-Pilot, der vor einer Woche in Spa schwer verunfallt war. "Wenn ich wählen könnte, dann würde ich es nicht fahren. Ich glaube, dass sie etwas Besseres finden werden, nachdem es jetzt verschoben wurde."

Perez hat Halo-Sorgen

Magnussens Rechnung: Wäre die FIA überzeugt gewesen von Halo, dann wäre es - wie ursprünglich geplant - schon 2017 in der Formel 1 eingeführt worden. Nach einem Meeting hatten die Verantwortlichen sich für eine Aufschiebung um ein weiteres Jahr entschieden, um weitere Tests mit dem diskutablen Schutz-System durchzuführen. Das Halo sei die bevorzugte Variante, hieß es lediglich. "Sie haben offensichtlich erkannt, dass sie etwas Besseres finden können und dazu mehr Zeit benötigen", glaubte Magnussen.

Neben der Sichtbarkeit steht ein weiterer Bereich im Fokus der aktuellen Tests in Belgien und Italien: die Möglichkeit, das Cockpit schnell zu verlassen. So genannte Extraction-Tests soll es auch weiterhin geben. Force-India-Pilot Perez klang nach seiner Halo-Premiere jedenfalls nicht übermäßig begeistert von der Funktionalität. "Ich bin nicht komplett damit zufrieden, wie man aus dem Auto herauskommt", berichtete der Mexikaner. "Meine Sorge ist, wie lange es dauert." Laut Perez brauche der Fahrer mit Halo fünf Sekunden länger, um sein Cockpit zu verlassen.

Button schielt bei Premiere

Perez weiter: "Da fühle ich mich ein wenig unwohl, dass ich zum Aussteigen mehr Zeit benötige. In diesem Bereich muss noch gearbeitet werden, um uns Fahrer so schnell wie möglich aus dem Auto zu bekommen. Wenn du dich in einer kritischen Situation befindest, können fünf Sekunden eine Menge Zeit sein." Vor allem bei Zwischenfällen mit Feuer könnte es heikel werden. Hier zählt in der Tat jede Sekunde, wie die Vergangenheit mehrfach gezeigt war.

Doch es gab auch Lichtblicke bei den Halo-Fahrten. Die Sicht scheint den Fahrern keine allzu großen Schwierigkeiten zu bereiten. "Die Sicht war ziemlich gut", meinte Perez. "Das hat mich überrascht."

An den als Riesen-Flipflop verunglimpften Halo-Schutz muss man sich trotzdem gewöhnen. Wie der erfahrene Button, der ebenfalls erstmals mit dem System fuhr. "Es ist ein bisschen komisch, wenn du 200 Meilen drauf hast und dich auf eine Kurve konzentrieren willst", so der McLaren-Veteran. "Aber du schaust auf das tote Ding vor dir und musst ein bisschen schielen."