Eine Kollision mit Folgen: Noch immer ist der Start-Crash von Belgien in aller Munde. Vor allem bei den Ferraris und Max Verstappen. Kriegsbeil beilgelegt? Von wegen, Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel zeigen sich nach Verstappens jüngsten Aussagen etwas irritiert, während der Rest der Königsklasse ebenfalls gerne mitredet...

Rückblick Spa: Max Verstappen kam nach dem Erlöschen der Ampeln schlecht weg und fiel von Rang zwei auf Platz vier zurück. Ganz im Gegensatz zu den Ferraris, die, dank gutem Start, vor dem Red-Bull-Piloten in die La-Source-Haarnadel einbogen. Die Folge: Die Autos kollidierten. Das Resultat? Vettels rechter Hinterreifen, Verstappens Frontflügel und Räikkönens Unterboden und Vorderreifen wurden beschädigt, weiterfahren konnten jedoch alle Drei. Die Schuldfrage? Ungeklärt...

Verstappen ist uneinsichtig

Verstappen will sich nicht ändern, Foto: Sutton
Verstappen will sich nicht ändern, Foto: Sutton

Verstappen zeigte sich trotz heftiger Kritik nach dem Vorfall im Recht: "Ich glaube nicht, dass ich zu viel gewollt habe, denn ich habe niemanden blockiert. Ich wurde erst von Kimi und dann von Sebastian eingequetscht", war seine erste Reaktion. Seinen Ärger zeigte er zudem noch während des Rennens, als er in Runde 13 erneut auf den Finne traf. Denn als Räikkönen zum Überholmanöver ansetzte, verteidigte sich Verstappen extrem hart.

Kimi danach: "Andere Fahrer verteidigen sich auch. Aber sie tun es größtenteils korrekt. Wenn ich ihm aber hinterherfahre mit DRS und 15, 20 km/h Überschuss, dann wartet er und wartet und bewegt sich erst nach mir. Und das ist eben schwierig. Da musste ich hart bremsen", schilderte er in Belgien Motorsport-Magazin.com seine Sicht der Dinge. "Das war absolut nicht in Ordnung." Verstappen rechtfertigte seine Aktion jedoch mit folgender Aussage: "Wäre Kurve eins nicht passiert, dann hätte ich danach auch nicht so aggressiv reagiert." Und ergänzte: "Ich werde meine Art zu fahren nicht ändern, nur weil andere mir das sagen."

Räikkönen ist irritiert

Und der Iceman? Der ist irritiert. "Wenn jemand sagt, dass er eine gewisse Aktion während dem Rennen, aufgrund dessen was in der ersten Kurve passierte, gemacht hat, dann ist das Rache", reagiert Räikkönen vor dem Italien Grand Prix fassungslos. "Jemanden etwas mit Absicht heimzuzahlen, finde ich, ist nicht in Ordnung. Jeder macht Fehler."

Es war nicht die erste Aktion in dieser Saison, in der Verstappen und Räikkönen aneinander gerieten. Bereits während der Schlussphase Ungarn GP kam es zu einem harten Manöver seitens des Red-Bull-Pilots, bei welchem sich Räikkönen den Frontflügel beschädigte. Dennoch zeigte sich der Iceman versöhnlich. "Ich habe absolut nichts gegen Max. Er macht einen guten Job und ist schnell", so Räikkönen. "Einige Dinge die er tut, sind jedoch einfach nicht korrekt."

Vettel ist reumütig

Im Gegensatz zu Verstappen, war es aber Teamkollege Sebastian Vettel ein Bedürfnis sich korrekt zu verhalten. Deshalb suchte er nach dem Crash in Belgien das Gespräch mit Räikkönen. "Er hat sich entschuldigt und ich habe es akzeptiert", erzählt der Iceman in Italien. "Es war eine unglückliche Aktion, deshalb gab es auch nicht viel zu diskutieren. Wir schauen nach vorne."

Vettel hatte nach dem Unfall erklärt, dass e davon ausging, dass sein Teamkollege genügend Platz zum Ausweichen gehabt hätte. "Ich hatte die Nase vorne, Kimi musste zurückstecken. Dass da aber noch ein Auto innen war, und er nicht nach hinten reinziehen konnte, konnte ich nicht sehen.

Perez: Verstappen zu aggressiv

Ein weiterer Pilot, der Max Verstappen in Spa zum Opfer fiel, ist Sergio Perez. Der Mexikaner wurde vom Red-Bull-Piloten am Ende der Kemmel-Geraden abgedrängt und musste den Notausgang in Les Combes wählen. "Ich war vor Max und er hat mir keinen Platz gelassen, weil er spät gebremst hat, um seine Position zu verteidigen. Deshalb musste ich die Kurve abkürzen", schildert der Mexikaner den Vorfall.

Weil Verstappen keine Position gewann, schalteten sich die Stewards nicht ein, was Perez trotz seines Abstechers neben die Strecke begrüßt. "Ich war froh, dass die Stewards nicht eingegriffen haben, denn sie haben es als Rennzwischenfall gewertet und ich habe kein Problem damit. Er hat einfach hart gepusht, um seine Position zu verteidigen, und ich musste die Kurve abkürzen."

Grundsätzlich vertritt Perez die Meinung, dass junge Fahrer, die erst kürzlich den Aufstieg in die Formel 1 geschafft haben, zu forsch zu Werke gehen, was sich gerade beim Spurwechsel während des Anbremsens von Kurven niederschlägt. "Das kann große Unfälle zur Folge haben", warnt der Mexikaner, der im gleichen Atemzug aber hervorstreicht, dass seine Zweikämpfe mit Verstappen bislang immer fair abliefen. "Max hat Top-Qualität, aber manchmal ist er zu aggressiv."

Wichtig ist für Perez, dass Regelverstöße wie mehrfache Spurwechsel stets gleich geahndet werden, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. "Es ist gut, dass sie uns fahren lassen. Sie lassen uns aggressiv kämpfen, aber am Ende des Tages müssen wir fair zueinander sein und es nicht übertreiben und unsere Leben riskieren", streicht der Force-India-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com hervor.

Bottas: Strafe nötig, wenn es falsch ist

In dieselbe Kerbe schlägt auch Valtteri Bottas. "Am Ende hat er keine Strafe bekommen, aber wir sehen schon seit längerer Zeit, dass die Strafen nicht konsequent ausgesprochen werden. In einem Rennen kriegst du dafür eine Strafe, im nächsten nicht. Das ist das Problem", ist der Williams-Pilot mit der Regelauslegung der Stewards unzufrieden. "Jeder hat seinen eigenen Stil. Am Ende musst Du bestraft werden, wenn es falsch ist."

Wie Perez, bezeichnet auch Bottas Verstappens Fahrstil als aggressiv. "Wenn man versucht zu überholen, ist er immer etwas unvorhersehbarer als andere Fahrer", so der Finne. "Meist funktioniert es, aber es wird Zeiten geben, wo es nicht funktioniert. Jeder ist frei, seine eigene Herangehensweise zu finden. Ich habe kein Problem damit."

Grosjean: Von Crash-Kid zu Crash-Kid

Jener Pilot, der vielleicht am besten nachvollziehen kann, was derzeit in Verstappen vorgeht, ist Romain Grosjean, schließlich war der Franzose vor gar nicht allzu langer Zeit selbst als Crash-Kid verschrien und wurde 2012 sogar für ein Rennen gesperrt. "Max war aufgeregt in Spa. Es war sein Heimrennen mit vielen Zuschauern. Das hat vielleicht extra Druck erzeugt", glaubt der Haas-Pilot, der meint, Verstappens Problem zu kennen. "Er liebt Racing, das ist toll. Aber ihm fehlt die Erfahrung beim Attackieren und Verteidigen. Er hatte noch nie einen großen Unfall."

Das Gespräch mit Verstappen will Grosjean - trotz seiner einschlägigen Vergangenheit - allerdings nicht suchen. "Es wäre nicht richtig von mir, mit ihm zu sprechen. Er hat einen Vater, er hat Dr. Marko und viele Leute bei Red Bull. Er muss einfach den richtigen Weg finden, was richtig und was falsch ist", fordert der Franzose bei Motorsport-Magazin.com.

Alonso: Ein Spurwechsel erlaubt

Während auf Verstappen von allen Seiten Kritik einprasselt, springt Fernando Alonso dem 18-Jährigen zur Seite, was das Manöver auf der Kemmel-Geraden betrifft als es aufgrund eines späten Spurwechsels Verstappens beinahe zu einem Auffahrunfall gekommen wäre.

"Ich denke, es gibt eine Regel, die besagt, dass man in Bremszonen die Spur nicht wechseln darf, oder sie nicht wechseln darf, wenn ein Auto neben einem ist", erklärt der McLaren-Pilot. "Es ist ein Spurwechsel erlaubt, so lange man vor dem anderen Auto ist."

Alonso weiter: "Ich denke nicht, dass Kimi daneben war und Max ihn auf das Gras gedrängt hat. Es war sehr spät, aber vielleicht wusste er nicht, wo Kimi war. Aber Kimi war noch immer dahinter und deshalb ist die Regel, so wie sie niedergeschrieben steht, anwendbar. Und das ist gut so."

Im Gegensatz dazu missfällt Alonso Verstappens Verhalten, das der Niederländer immer wieder unmittelbar in den Bremszonen an den Tag legt, so wie es in Budapest der Fall war. "Ich hatte das Gefühl, dass sich Max beim Anbremsen von Kurve zwei stark bewegt hat und viel zu aggressiv war", kritisiert der Spanier, der dieses Manöver und jenes in Spa aufgrund der unterschiedlichen Positionen auf der Strecke aber nicht vermischt sehen will.