Seit feststeht, dass Lewis Hamilton aufgrund eines Motorwechsels in Belgien vom Ende des Feldes starten muss, ist Nico Rosberg der große Favorit auf den Sieg bei der Rückkehr der Formel 1 aus der Sommerpause. Im Qualifying gelang es dem Mercedes-Piloten sich die Pole Position zu sichern, doch nun steht Rosberg vor einem durchaus kniffligen Elfmeter, denn die Konkurrenz von Red Bull und Ferrari scheint stark.

Eine noch interessantere Rolle als gewöhnlich dürften am Sonntag die Reifen spielen. Das liegt zum einen daran, dass der Verschleiß aufgrund der für Spa untypischen hohen Temperaturen stark ausgeprägt ist, und zum anderen an den gewählten Mischungen für den Start. Denn während Rosberg, Kimi Räikkönen, Sebastian Vettel sowie Daniel Ricciardo auf den weichen Reifen starten, geht der zweitplatzierte Max Verstappen mit den superweichen Pneus in den Grand Prix.

Was passiert am Start?

Diese könnten auf den ersten Metern wegen des höheren Grips durchaus einen Vorteil darstellen und es Verstappen ermöglichen, vor der La-Source-Haarnadel an Rosberg vorbeizugehen. Sorgen bereitet das dem Deutschen aber nicht. "Mir ist bewusst, dass er Vorteile haben wird mit dem Grip. Aber es ist dann so, dass ich nach ein paar Runden den Vorteil habe. Daher bin ich guter Dinge", spielt Rosberg gegenüber Motorsport-Magazin.com auf den zu erwartenden hohen Verschleiß von Verstappens Supersofts an, der sich dessen aber bewusst ist. "Ich werde vermutlich ein bisschen früher stoppen müssen", so der Niederländer.

Max Verstappen startet als Zweiter auf den superweichen Reifen, Foto: Sutton
Max Verstappen startet als Zweiter auf den superweichen Reifen, Foto: Sutton

Sollte es Verstappen gelingen, Rosberg nach dem Start zu überholen, droht ihm jedoch das Schicksal, aufgrund des Windschattennachteils die Spitze auf der langen Kemmel-Geraden wieder abgeben zu müssen. "Wenn man auf Pole ist und als Erster durch Eau Rouge kommt, wird man vom Zweiten und vielleicht auch Dritten auf der Geraden überholt", weiß Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner um die Besonderheiten von Spa.

Ein wenig unter Wert geschlagen wurden im Qualifying die Ferrari-Piloten. Sowohl Sebastian Vettel als auch Kimi Räikkönen leisteten sich entscheidende Fehler, die eine mögliche Pole Position verhinderten. "Mercedes war nicht so weit entfernt. Ihre Runde auf Soft war sehr beachtlich, aber auf den Supersofts waren sie nicht so weit weg", meinte Vettel, der sich daher im Rennen durchaus Möglichkeiten ausrechnet. "Wenn eine Chance da ist, schnappen wir sie uns."

Reifen im Fokus

Ein großes Fragezeichen steht noch hinter den Strategien. Diese werden nicht zuletzt davon abhängen, ob es am Sonntag in Spa tatsächlich wie prognostiziert ein wenig kühler wird. Bislang sorgte die große Hitze in Kombination mit den hohen Reifendrücken dafür, dass die Reifen stark abbauten und wenig Grip boten, insbesondere die superweiche Mischung.

Der Reifenverschleiß in Spa ist hoch, Foto: Sutton
Der Reifenverschleiß in Spa ist hoch, Foto: Sutton

Speziell zu leiden unter diesen Bedingungen hatte Mercedes. "Wenn alle Faktoren gegen uns laufen - Asphalt, Hitze, Hoch-Energie-Kurven und der Supersoft -, dann kann die Konsequenz aussehen wie heute", erklärte Motorsportchef Toto Wolff Rosbergs verhältnismäßig geringen Vorsprung auf die Konkurrenz.

Die auf dem Papier schnellste Taktik ist Pirelli zufolge eine Zwei-Stopp-Strategie mit zwei Stints zu je 15 Runden auf den Soft-Reifen sowie einem zu 14 Runden auf Medium. Diese Herangehensweise ist mit Ausnahme von Verstappen für alle Spitzenpiloten möglich, denn der Red-Bull-Pilot startet ja auf Supersoft. Aufgrund dessen könnte Verstappen nach einem kurzen ersten Stint zu acht Runden für 14 Umläufe auf Soft wechseln, um das Rennen dann mit den Medium-Pneus zu beenden.

All diesen Überlegungen liegt die Empfehlung von Pirelli zugrunde, folgende Rundenzahlen mit den einzelnen Mischungen nicht zu überschreiten:

  • Supersoft: 9 Runden
  • Soft: 16 Runden
  • Medium: 24 Runden

Dabei handelt es sich allerdings um keine verpflichtenden Weisungen, an welche die Teams gebunden sind. Überschreiten sie die Pirelli-Vorgaben, gehen sie jedoch bewusst das Risiko von Reifenschäden ein. Wie sich ein solcher in Belgien anfühlt, weiß Sebastian Vettel nur allzu gut. Im Vorjahr platzte in der Schlussphase des Rennens sein 28 Runden alter Reifen, was ihn eine Spitzenplatzierung kostete.