Der Samstag in Spa-Francorchamps begann für Max Verstappen alles andere als optimal: Nach der Bestzeit vom Vortag musste er das 3. Freie Training nach nur zwei Runden beenden, da ein Defekt seinen RB12 lahmlegte. Unbeirrt von dem Rückschlag stürmte der Niederländer in der Qualifikation dann trotzdem zum ersten Mal in seiner Karriere in die erste Startreihe. Die Voraussetzungen für eine Max-Sensation vor den Augen zehntausender Landsleute sind nahezu perfekt, doch seine Reifenwahl könnte den Ambitionen am Sonntag schnell einen Dämpfer verpassen.

"Es ist ein großartiges Gefühl. Schon als ich bei meiner schnellsten Runde im Q3 über die Linie gefahren bin, konnte ich sehen, wie die Fans richtig durchgedreht sind. Somit wusste ich, dass es eine gute Runde war", so Verstappen, der mit seinem zweiten Startplatz den 55 Jahre alten Rekord des Mexikaners Ricardo Rodriguez brach: Mit 18 Jahren und 331 Tagen ist er nun der jüngste Fahrer, der es in die erste Startreihe eines Formel-1-Grand-Prix geschafft hat.

Der neue Rekordhalter zeigte sich davon allerdings wenig beeindruckt: "Ehrlich gesagt, bedeutet mir das nicht so viel. Ich meine, es ist großartig einen Rekord zu brechen - aber ich will andere Rekorde brechen." Der jüngste GP-Sieger der Geschichte möchte auch der jüngste Champion werden.

Pole Position war nicht drin

Auch der Rekord für den jüngsten Polesitter hätte Verstappen sicherlich besser geschmeckt. Obwohl er diesem in Spa sehr nahe kam, wäre die Bestmarke laut ihm aber kaum möglich gewesen. "Es wäre sehr schwierig gewesen, auf die Pole zu fahren. Du kannst zwar immer noch schneller fahren, aber ich glaube auch, dass Nico noch eine schnellere Runde hätte fahren können", so Verstappen.

Dementsprechend zufrieden zeigte sich der Youngster mit seiner Ausbeute am Samstag und den aktuellen Kräfteverhältnis. Immerhin fehlten ihm gerade einmal eineinhalb Zehntel auf Rosbergs Bestzeit: "Ich denke, wir können sehr zufrieden damit sein, auf einer Strecke mit so vielen langen Geraden so nah an Mercedes dran zu sein."

Für die Pole Position hätte es laut Verstappen selbst kaum gereicht, Foto: Sutton
Für die Pole Position hätte es laut Verstappen selbst kaum gereicht, Foto: Sutton

Super Max auf Supersoft

Trotz der tollen Ausgangslage gibt es einen Faktor, der dem Youngster am Sonntag die Show vermiesen könnte: Im Q2 fuhr er als einziger Fahrer der Top-Teams seine schnellste Runde auf dem Supersoft-Reifen, auf dem er somit auch im Rennen an den Start gehen muss. Bei den durchweg heißen Temperaturen erwies sich die weichste Reifenmischung bisher aber als alles andere als langlebig.

Die Entscheidung war laut ihm allerdings nicht nur ein taktischer Schachzug des Teams, um eines der beiden Auto auf einer Alternativstrategie zu haben. "Ich habe zusammen mit dem Team entschieden, dass ich auf den Supersofts starten will. Ich denke, das ist die beste Strategie für das Rennen", sagt Verstappen.

Die Reifen-Strategie war Verstappens eigener Wunsch, Foto: Sutton
Die Reifen-Strategie war Verstappens eigener Wunsch, Foto: Sutton

Wetterbericht könnte Verstappen helfen

Vor allem am Start könnte Verstappen mit dem weicheren Reifen von seiner besseren Traktion profitieren. Danach werden die Vorteile seiner Reifenmischung jedoch schnell schwinden. Der junge Niederländer macht sich in dieser Hinsicht daher auch keinerlei Illusionen: "In den ersten Runden werden mir die Supersofts hoffentlich etwas mehr Grip bieten, aber dann werden sie auf jeden Fall einbrechen. Ich werde wohl etwas früher an die Box kommen müssen."

Der Wetterbericht sagt für den Rennsonntag immerhin eine leichte Abkühlung voraus. Es könnte also sein, dass Verstappen mit seiner One-Man-Show auf dem Supersoft der Konkurrenz ein Schnippchen schlägt und länger durchhält, als die Gegner erwarten.

Verstappen will die Zielflagge am Sonntag als Erster sehen, Foto: Sutton
Verstappen will die Zielflagge am Sonntag als Erster sehen, Foto: Sutton

Verstappen-Mania als Extra-Motivation

So oder so stehen die Chancen in Spa für einen Red-Bull-Sieg günstiger als zuvor in dieser Saison. Das Team ist auf der Ardennen-Achterbahn deutlich näher an Mercedes dran. Dazu kommt, dass die Silberpfeile durch Hamiltons Strafversetzung mit Rosberg wohl nur noch ein Eisen im Kampf um den Sieg im Feuer haben.

Den äußerst zahlreich aus den Niederlanden angereisten Fans dürfte dieses Szenario sicherlich gefallen. Am Lokalmatador selbst geht die Euphorie um seine Person nicht spurlos vorbei: "So viele Fans hier an der Strecke zu sehen und ihre Unterstützung zu spüren ist unglaublich. Ich habe das die ganze Woche über schon sehr genossen. Das ist eine großartige Motivation."