Spa-Francorchamps und Kimi Räikkönen - das passt einfach. Die Ardennen-Achterbahn ist die absolute Paradestrecke des finnischen Ferrari-Piloten. Bereits vier Mal siegte der Iceman in Belgien - nur die beiden wohl größten Formel-1-Legenden Michael Schumacher und Ayrton Senna triumphierten häufiger auf dem längsten Kurs im F1-Rennkalender.

Seine besondere Beziehung zu Spa, wo Räikkönen allein ein Fünftel seiner gesamten Karriere-Siege erzielte, bewies der Finne jetzt erneut im Qualifying zum Belgien GP 2016: Mit Startplatz drei verwies Räikkönen seinen als besseren Qualifyer geltenden Ferrari-Teamkollegen Sebastian Vettel mit zwei Zehnteln Vorsprung auf Rang vier. Der Rückstand Räikkönens auf Polesetter Nico Rosberg im Mercedes betrug gerade einmal gut eineinhalb Zehntel.

Nachgerechnet: War für Kimi Räikkönen in Spa die Pole drin?

Dennoch ist Räikkönen alles andere als glücklich mit seinem Resultat. "Der erste Versuch in Q3 war nicht ideal, da bin ich weit rausgekommen", hadert Räikkönen zunächst mit einem eigenen Fahrfehler. Der Finne war auf seinem ersten Run in Stavelot leicht durch das Kiesbett geräubert.

Im entscheidenden zweiten Versuch jedoch drehte Räikkönen den Spieß mit einer überragenden Runde wieder um, die ihm schließlich jene dritte Startposition einbrachte. Insbesondere im zweiten Sektor - eigentlich Red-Bull-Land - setzte er eine bemerkenswerte Zwischenzeit.

Und dennoch ärgert sich der Ferrari-Mann: "Der zweite Run war gut, aber im Vergleich zu Q2 habe ich durch ein wenig Untersteuern zwei Zehntel in der letzten Schikane verloren. Da wäre die Pole möglich gewesen, also ist es enttäuschend." Ein Blick von Motorsport-Magazin.com auf die Daten gibt dem Finnen recht: Betrachtet man die idealen Rundenzeiten, so hätte Räikkönen den Ferrari tatsächlich hauchdünn auf Startplatz eins gestellt und seine 17. Pole in der Formel 1 geholt:

Ideale Rundenzeiten im Qualifying zum Belgien GP in Spa

1. Räikkönen 1:46.699 Minuten
2. Rosberg 1:46.744 Minuten
3. Verstappen 1:46.806 Minuten
4. Vettel 1:47.013 Minuten

Ein Fehler ließ sich in der Schlussschikane mit bloßem Auge jedoch nicht erkennen. Offensichtlich liegt das Problem also im Bereich des Ferrari - denn auch Vettel lamentierte via Funk massiv über Traktion und Grip aus der letzten Schikane. Auch mit weniger Risiko sei er nach seinem Fehler im ersten Run bei Versuch Nummer zwei nicht gegangen, so Räikkönen.

Gute Rennaussichten für den King of Spa

Ansonsten sei laut Räikkönen im Qualifying jedoch nicht merkwürdiges vonstatten gegangen. Anders als noch am katastrophalen Vortrag, dem er noch nicht einmal die Spur von Spaß im Auto attestiert hatte. "Aber es wäre schön gewesen, die Pole zu holen. Verglichen mit den vergangenen Rennen müssen wir mit dem Ergebnis des Qualifying aber zufrieden sein. Insgesamt bin ich aber nicht glücklich", stellt Räikkönen klar.

Für das Rennen stehen die Chancen indessen durchaus gut. So startet Lewis Hamilton wegen seiner Motorenstrafen nur aus der letzten Reihe oder gar Boxengasse während Max Verstappen nur mit den supersoften Pneus das Q3 erreichte. Das könnte dem Local Hero zwar einen Raketenstart ermöglichen, sollte jedoch durch einen frühen Boxenstopp wegen des extremen Reifenverschleißes in den Ardennen eher mehr kosten als bringen.

Einen überragenden Nachteil gegenüber Verstappen am Start sieht Räikkönen selbst ohnehin nicht. "Ihr Start ist mit dem Supersoft vielleicht etwas besser. Aber solange wir selbst einen ordentlichen Start hinlegen sollte das schon passen", sagt Räikkönen. Es komme dann einfach wie immer besonders auf die ersten Runden an. Doch sei im Rennverlauf noch viel möglich, so der Spa-Spezialist: "Es wird ein ziemlich kompliziertes Rennen für alle mit den Reifen und diesen Bedingungen, die nicht gerade normal für Spa sind."