Weltmeister Lewis Hamilton am Ende des Feldes, Teamkollege Nico Rosberg auf der Pole Position: Bei Mercedes sind die Verhältnisse vor dem Großen Preis von Belgien klar geregelt. Rosberg sicherte sich im Qualifying in Spa-Francorchamps die Pole Position vor Max Verstappen. Damit nimmt er zum 28. Mal ein Rennen in der Formel 1 vom ersten Startplatz in Angriff. WM-Hauptrivale Hamilton machte nach nur einem Run in Q1 vorzeitig Feierabend. Wegen seiner Motorenstrafe muss sich der Brite sowieso aus der letzten Reihe durch das Feld kämpfen.

Das Qualifying war geprägt von Reifen-Taktikspielchen. Mercedes trickste bei Rosbergs Run im Q2. Die Silberpfeile schickten ihn lediglich auf den Soft-Reifen auf die Strecke. Auf dieser Mischung wird Rosberg das Rennen am Sonntag aufnehmen. Gleiches gilt für Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel auf den Plätzen drei und vier sowie für Daniel Ricciardo, der sich als Fünfter qualifizierte.

"Das war spannend wie noch nie dieses Jahr, mir fehlen die Worte", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Die Pace der ersten vier, fünf Autos ist ziemlich gleich. Beim Longrun heute Vormittag waren wir die Schwächsten. Es wird ein hartes Stück Arbeit, das zu verteidigen."

Verstappen lässt Spa jubeln

Red Bull splittete seine Strategie und schickt Max Verstappen am Sonntag auf den vermutlich kurzlebigen Supersoft-Reifen ins Rennen. Der in Belgien geborene Niederländer qualifizierte sich als Zweiter und sorgte bei seinem Pseudo-Heimspiel für Jubel unter den Zuschauern.

Räikkönen und Vettel verwiesen Ricciardo im Q3 in der Schlusspahse von der dritten auf die fünfte Startposition. Zudem setzten sich die Ferraris gegen Force India durch, das den Italienern zuvor einen harten Kampf geliefert hatte. Sergio Perez geht von P6 ins Rennen, Nico Hülkenberg startet direkt dahinter. Valtteri Bottas, Jenson Button und Felipe Massa komplettieren die Top-10.

Qualifying - Session 3
Zwischenfälle: Räikkönen in Stavelot im Kiesbett
Top-5: Rosberg, Verstappen, Räikkönen, Vettel, Ricciardo

Das sagen Rosberg, Verstappen & Räikkönen zum Qualifying

Nico Rosberg: "Das war ein schwieriges Wochenende bisher, vor allem heute Morgen, als wir keine Pace hatten. Es war nicht einfach, ins Qualifying reinzukommen. Wir haben einige Veränderungen am Auto vorgenommen. Dadurch haben wir die Pace gefunden. Mit der Pole bin ich glücklich, aber das Rennen wird eine Herausforderung. Die Reifen gehen sehr schnell kaputt, das ist außergewöhnlich für Belgien. "

Max Verstappen: "Wir können sehr zufrieden damit sein, auf einer Strecke mit langen Geraden so nah dran zu sein. Es ist bislang alles sehr sauber gelaufen am Wochenende. Heute Morgen gab es ein paar Probleme, aber die Mechaniker haben super gearbeitet. Das Auto funktionierte sehr gut."

Kimi Räikkönen: "Alles okay, es war nichts Seltsames los. Mein erster Versuch im Q3 war nicht ideal. Der zweite Run war gut, aber ich Vergleich zum Q2 habe ich zwei Zehntel in der letzten Schikane verloren. Die Pole war möglich, deshalb war es enttäuschend. Vergleichen mit den letzten Rennen, müssen wir dem Quali-Ergebnis aber zufrieden sein."

Spa und Kimi - das passt einfach, Foto: Sutton
Spa und Kimi - das passt einfach, Foto: Sutton

Das war Q2: Reifen-Poker im Qualifying! Mercedes setzte Rosberg auf die Soft-Reifen - Bestzeit für den WM-Anwärter und gleichzeitiger Rennstart auf der langsameren Mischung. Auch Daniel Ricciardo qualifizierte sich auf den Soft-Pirellis. Der Red-Bull-Pilot kam als Neunter durch und musste bis zum Schluss um das Weiterkommen zittern.

Zwischen Ferrari und Force India bahnt sich ein packendes Duell an. Im Q2 waren Hülkenberg und Perez schneller, allerdings brachen die Ferraris ihre letzten Runs auf Supersofts vorzeitig ab. So starten Räikkönen und Vettel am Sonntag auf den Soft-Reifen. Pascal Wehrlein startet von P15. "Das war ein richtig gutes Qualifying, leider hatten wir für Q2 keine frischen Supersofts mehr zur Verfügung", sagte der Formel-1-Rookie.

Qualifying - Session 2
Zwischenfälle: Lockerer Reifen bei Wehrlein
ausgeschieden: Grosjean, Magnussen, Gutierrez, Palmer, Sainz, Wehrlein
Top-5: Rosberg, Verstappen, Hülkenberg, Perez, Räikkönen
Rosberg pokerte sich mit den Reifen auf die Pole, Foto: Sutton
Rosberg pokerte sich mit den Reifen auf die Pole, Foto: Sutton

Das war Q1: Williams an der Spitze! Felipe Massa sicherte sich die Bestzeit in den Schlussminuten vor beiden Ferraris. Nico Rosberg reihte sich als Vierter ein mit knapp drei Zehnteln Rückstand auf die Spitze. Allerdings ging der Mercedes-Pilot als Einziger mit den Soft-Reifen auf die Strecke. Lewis Hamilton fuhr nur einen Run auf Supersofts und beendete das Qualifying dann vorzeitig - aber innerhalb der 107-Prozent-Grenze. "Die Reifen sind so schlecht, ab der dritten Runde wird das Überholen kompliziert", sagte Hamilton.

Pech für Fernando Alonso: Noch während seiner Installationsrunde rollte er in Kurve 4 aus. Stark: Pascal Wehrlein qualifizierte sich als Neunter für die nächste Runde, Debütant Esteban Ocon schied als 18. aus.

Qualifying - Session 1
Zwischenfälle: Alonso rollt in Kurve 4 aus
ausgeschieden: Nasr, Ocon, Kvyat, Ericsson, Hamilton, Alonso
Top-5: Massa, Vettel, Räikkönen, Rosberg, Hülkenberg

Die Strafen: Gibt es reichlich in Spa. Prominentestes Motoren-Opfer ist Lewis Hamilton, der nach dem dritten Wechsel der Power Unit 55 Strafplätze angehäuft hat. Auch gut dabei ist Fernando Alonso mit 35 Strafpositionen in der Startaufstellung - angeblich soll sein Honda-Aggregat noch immer Probleme bereiten. Dazu kassiert Marcus Ericsson eine Strafversetzung um 10 Positionen. Esteban Gutierrez muss nach Blockieren von Pascal Wehrlein um 5 Plätze zurück.

Die Analyse: Als wäre Spa nicht ohnehin schon spannend genug, dürften die Reifen am Sonntag eine große Rolle spielen. Verstappen ist als Einziger in der Spitze auf Supersofts unterwegs. Red Bull splittete also die Strategien innerhalb des Teams - sicherlich auch, um potenziell den einsamen Mercedes an der Spitze attackieren zu können. Ferrari konnte unterdessen rechtzeitig zum Qualifying aufdrehen und die Force Indias in ihre Schranken verweisen. Das hatte vor dem Qualifying noch anders ausgesehen. Und natürlich die große Frage: Wie weit kommt Hamilton nach vorne?