Die Formel 1 hat sich mit einer Überraschung aus der Sommerpause zurückgemeldet. Nicht wie üblich Mercedes gab am Freitag in Spa-Francorchamps den Ton an, sondern Red Bull Racing erzielte die besten Zeiten des Tages. Schnellster Mann war dabei Max Verstappen, der sich angefeuert von den zahlreichen angereisten niederländischen Fans vor seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo durchsetzte.

Allerdings war Mercedes am Nachmittag nicht auf den superweichen Reifen unterwegs, was das Bild hinsichtlich der Qualifying-Simulation ein wenig verzerrt. Mehr Aufschluss bezüglich des Kräfteverhältnisses gibt da schon die Analyse der Longruns auf Soft-Reifen, aus welcher hervorgeht, dass sich Red Bull und die Silberpfeile mit vollen Tanks auf Augenhöhe bewegten.

"Das war bis jetzt ein sehr guter Start ins Wochenende", jubelte Verstappen, der Red Bull aber noch gar nicht am Plafond angekommen sieht. "Warten wir mal ab, was morgen passiert. Ich bin mir sicher, wir können uns noch weiter steigern." Ricciardo stimmte seinem jungen Stallgefährten zu: "Ich denke, wir können das Setup über Nacht noch verbessern, weil manche Dinge noch nicht bei 100 Prozent waren."

So gut Red Bull auch war, Mercedes ist dafür bekannt, in den entscheidenden Momenten den Motor noch ein wenig aufdrehen zu können, um die Konkurrenz dann doch in die Schranken zu weisen. "Angesichts unserer Daten scheint es sehr eng zwischen uns, Red Bull, Ferrari und auch Force India zuzugehen - sowohl auf einer Runde als auch auf Long Runs", gab sich Technikchef Paddy Lowe aber gewohnt vorsichtig.

Ferrari rutscht hinterher

Gemessen an den Longrun-Zeiten konnte Ferrari mit dem Niveau von Mercedes und Red Bull nicht mithalten und war ein gutes Stück langsamer als die beiden Top-Teams. Besonders mit den ungewohnt hohen Temperaturen in den Ardennen hatte die Scuderia zu kämpfen, was zu einigen Rutscheinlagen und dementsprechendem Zeitverlust führte.

"Auf dem Longrun bin ich viel gerutscht und hatte damit zu kämpfen, die Reifen am Leben zu halten", klagte Sebastian Vettel, während sein Teamkollege Kimi Räikkönen rätselte: "Ich hatte wirklich heftig mit dem Supersoft zu kämpfen. Für die Longruns haben wir ein paar Dinge geändert, aber sie waren auch ein großer Kampf, warum auch immer."

Während Ferrari enttäuschte, war Force India die positive Überraschung des Tages und bewies einmal mehr, dass Spa zu den absoluten Lieblingsstrecken des Teams zählt. Nico Hülkenberg und Sergio Perez klassierten sich nicht nur über eine Runde im Spitzenfeld, sondern waren auch mit Sprit an Bord richtig schnell unterwegs.

Force India konzentrierte sich beim Longrun dabei auf die Supersoft- und Medium-Mischung und fuhr die Soft-Pneus nicht mit vollem Tank. "Die ersten Anzeichen sind positiv, doch es gibt noch viel Arbeit zu tun, um ein paar kleinere Probleme zu lösen", gibt sich Perez, der in diesem Jahr bereits zwei Mal auf dem Podium stand, vorsichtig optimistisch.

Fragezeichen hinter der Strategie

Angesichts der vielen unterschiedlichen Reifenmischungen, die am Freitag zum Einsatz kamen, tappen die Teams bezüglich der Rennstrategie noch ziemlich im Dunkeln. Insofern bleibt abzuwarten, ob es ein Pilot am Samstag riskiert, sich in Q2 auf der Soft-Mischung zu qualifizieren und mit dieser dann auch ins Rennen zu gehen, oder ob geschlossen auf Supersoft gestartet wird.

"Der Verschleiß mit vollen Tanks war sehr hoch", warnt Pirelli-Mann Mario Isola. "Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Gewicht im Qualifying und jenem im Rennen." Das geht auch gut aus den Diagrammen hervor, die den Abbau mit jeder - Spa gewohnt langen - Runde illustrieren.