Überraschung beim Belgien GP: Pirelli kündigte nach den beiden Freitagstrainings in Spa an, noch während der Formel-1-Saison 2016 neue Reifen bringen zu wollen. Der neue Reifen soll auf ebenjenem basieren, der am Freitag getestet wurde.

Auch Rosberg erlitt 2015 in Spa einen Reifenschaden, Foto: Sutton
Auch Rosberg erlitt 2015 in Spa einen Reifenschaden, Foto: Sutton

Pirelli brachte für jeden Fahrer zwei unmarkierte Prototyp-Reifen mit nach Spa. Der Experimental-Reifen basierte auf dem Soft-Pneu. Lediglich Performance-irrelevante Änderungen an der Struktur wurden vorgenommen, um den Reifen resistenter gegen Schnitte und andere äußere Beschädigungen zu machen.

Im vergangenen Jahr hatte Pirelli in Spa mit Reifenschäden zu kämpfen, die durch extrem viele kleine Schnitte in der Lauffläche verursacht wurden. Die Schnitte resultierten angeblich von kleinen Teilen auf der Strecke. Am Freitag zeigten die ersten Analysen nach den Trainingssitzungen keine Auffälligkeiten.

Der erste Test mit den neuen Prototyp-Reifen lief laut Pirelli erfolgreich, das Feedback der Fahrer war gut. Allerdings meinte Pascal Wehrlein, dass der getestet Reifen etwas langsamer war als der normale Soft-Pneu. Diese These konnte Mario Isola nicht bestätigen. "Eigentlich sollten die Änderungen überhaupt keinen Einfluss auf die Performance haben", sagte der Italiener Motorsport-Magazin.com.

Einstimmigkeit oder Sicherheitsbedenken erlauben Update

Wehrleins Gefühl relativierte Isola: "Um das beurteilen zu können, braucht man Back-to-back Runs bei vergleichbaren Bedingungen. Ein Run auf Soft, dann ein Run mit den Test-Reifen und dann wieder einer auf Soft. Das gab es aber nicht, einige sind nur Outlaps gefahren. Deshalb müssen wir die Daten genau analysieren."

Pirelli will - obwohl es in diesem Jahr noch keine Probleme mit Cuts und dergleichen gab - die neuen Reifen unbedingt noch in dieser Saison bringen. "Der Plan ist, dass sie in Malaysia erstmals eingesetzt werden", verrät Isola.

Das Problem: Änderungen am Reifen während der Saison bedürfen Einstimmigkeit - außer sie werden aus Sicherheitsgründen durchgedrückt, das will Pirelli nicht unbedingt. Isola aber hat keine Bedenken, dass die Teams einstimmig zustimmen: "Es sind die gleichen Reifen, es hat keinen Einfluss auf die Performance."

Neue Konstruktion auch für 2017er Reifen

Ein nächster Test soll schon in einer Woche beim Italien GP durchgeführt werden. Einen entsprechenden Antrag hat Pirelli bereits bei der FIA gestellt. Das Reglement räumt dem Reifenhersteller diese Möglichkeit der Tests ein.

Nicht nur der Soft-Reifen soll übrigens mit der minimal geänderten Konstruktion geupadatet werden, sondern das komplette Sortiment von Pirelli. "Das ist kein Problem, es ist bei allen das gleiche", erklärt Isola. Auch die 2017er Reifen sollen dann mit diesem Feature ausgestattet sein.