Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Diese alte Weisheit macht sich Mercedes beim bevorstehenden Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps zu eigen. Gleich zur Rückkehr der Formel 1 aus der Sommerpause wird das Team den nur unter Strafe erlaubten Wechsel zur sechsten Power Unit im Boliden des Weltmeisters vornehmen.

Angesichts ein schier endlosen Serie von Pech und Pannen zu Saisonstart stand diese bittere Erkenntnis für Lewis Hamilton und sein Team bereits vor der Pause längst fest. Einzig über den idealen Zeitpunkt herrschte noch Unklarheit. Auf jeden Fall sollte es eine Strecke werden, auf der Hamilton sich zumindest halbwegs ordentlich durch das Feld pflügen kann. Damit waren Monza und Spa die ganz heißen Favoriten.

Hamilton bleibt entspannt

Noch dazu sollte der Wechsel idealerweise dann erfolgen, wenn ohnehin ein turnusmäßiges Update für die Power Unit ansteht. Mutmaßlich ist das auch der Grund, warum sich Mercedes bislang noch über die genaue Anzahl und Art der zu wechselnden Komponenten zurückhält. Generell ist der Wechsel aber sicher, wie Hamilton selbst in der offiziellen FIA-Pressekonferenz in Belgien bestätigt. Einzig das Strafmaß ist somit noch offen.

Update Freitag: Wie Mercedes bestätigte, wurden am Morgen der vierte Verbrennungsmotor, die vierte MGU-K, die sechste MGU-H und der sechste Turbo engesetzt. Die beiden letzteren Elemente übersteigen somit das erlaubte Fünfer-Kontingent, was eine Strafversetzung um 15 Positionen zufolge hat. Am Nachmittag wechselte Mercedes gleich nocheinmal durch: Hamilton muss insgesamt 30 Startplätze nach hinten.

"Im Normalfall haben wir Motorenstrafen ja schon im Vorfeld diskutiert, deshalb wird das sicher passieren. So weit es mir bekannt ist, nehmen wir die Motorenstrafe dieses Wochenende in Kauf. Ich habe keine Motoren mehr übrig", sagt Hamilton.

Mit großartigen Klagen ging seine Stellungnahme anders als in seiner Leidenszeit zu Saisonbeginn diesmal nicht einher. Keine Spur von Kritik an Mercedes. "Ich sehe das nicht als Inkompetenz des Teams. Ob ich einen Fehler mache oder es ein technisches Problem gibt: Wir gewinnen und verlieren zusammen! Manchmal sind es ja nicht einmal Fehler, sondern einfach Dinge, die geschehen, und aus denen wir auch lernen, sodass wir diese Probleme hoffentlich nicht wieder haben werden", sagt Hamilton.

Laborrate Lewis Hamilton

"Es ist nur ein wenig unglücklich, dass ich die Test-Maus - oder wie ihr es auch immer nennen wollt - bin, die all diese Probleme testen muss. Denn offensichtlich gab es die Probleme, die ich hatte, ja an keinem anderen Mercedes-Motor", ergänzt der Weltmeister einzig.

Hintergrund dieser Milde ist offenbar zweierlei: Erstens die in der Sommerpause neu aufgeladenen Batterien samt neuer Grundenspannung. Zweitens die starken Leistungen Hamiltons unmittelbar vor der Sommerpause: "Unabhängig von der Strafe denke ich, dass ich in der Lage bin, das Momentum, das ich vor der Pause hatte, fortzuführen", meint er.

Was geht noch für Lewis Hamilton?

Doch was ist mit Strafversetzung in Belgien noch möglich für den für viele besten Fahrer im besten Auto? "Natürlich ist der Sieg das Ziel", sagt Hamilton in Weltmeister-Manier. Doch Realist genug ist auch der Brite: "Das wird aber sehr, sehr schwer, weil die Abstände zu den anderen Autos so eng sind. Es geht jetzt im dritten Jahr dieser Autogeneration viel enger zu. Die Red Bull waren in einigen Rennen sehr schnell und daselbe gilt besonders für Ferrari und im gesamten Feld."

Es werde ihm sicherlich schwerer fallen als vor einem oder sogar zwei Jahren, sich nach vorne zu arbeiten. "Ich bin vor ein paar Jahren in Ungarn als Letzter gestartet als die Abstände viel größer waren und wurde Vierter, also wir Sonntag definitiv härter als das und ich hoffe einfach, in die Punkte zu kommen. Ich gebe alles, um die Auswirkungen zu minimieren", sagt Hamilton.

Eine konkrete Position wagt sich der Weltmeister erst gar nicht vorzunehmen. "Ehrlich gesagt habe ich keine Ahung Ehrlich, wenn du dir ansiehst ...", beginnt Hamilton. "Vierter!", ruft Alonso von der Seite rein. "Er sagt Vierter! Aber ich weiß wirklich nicht, wie weit ich vorkommen kann. Es kommt auf die Pace der anderen Autos an. Wenn die anderen viel langsamer sind, dann steigen die Möglichkeiten. Es kann auch Safety Cars geben, alle möglichen Dinge. Hauptsache es geht nach vorne, darauf kommt es an!"