Alle Augen auf Manor Racing beim Comeback der Formel 1 aus der Sommerpause im belgischen Spa-Francorchamps. Ganz so krass ist es zugegeben nicht, dennoch sorgt das neue Fahrergespann der Truppe aus Banbury für bei den Hinterbänklern verhältnismäßig riesige Aufmerksamkeit. Immerhin hat Pascal Wehrlein mit Esteban Ocon einen mit jeder Menge Vorschusslorbeeren dekorierten Teamkollegen in die Garage bekommen.

Ocon vs. Wehrlein: Manor-Duell der Mercedes-Junioren

Statt Rio Haryanto, der nicht länger die nötigen Gelder bei seinen indonesischen Gönnern locker machen konnte und gegenüber Motorsport-Magazin.com für weitere Einsätze im laufenden Jahr völlig schwarz sieht, bekommt es Wehrlein nun also ausgerechnet mit einem anderen Mercedes-Junior zu tun. Noch dazu verfügt Ocon bereits über reichlich Erfahrung im F1-Cockpit - nicht nur durch Testfahrten beim Silberpfeil-Kunden Force India, sondern auch durch Trainingseinsätze bei Co-Förderer Renault.

Ocons bisherige Formel-1-Einsätze

Jahr TeamSessionOrt
2014 Lotus Test (1 Tag) Abu Dhabi
2014 Lotus Training Abu Dhabi
2015 Force India Test (1 Tag) Barcelona
2015 Force India Test (1 Tag) Spielberg
2016 Renault Test (1 Tag) Barcelona
2016 Renault Training Barcelona
2016 Renault Training Silverstone

Mit heillos überzogenen Kampfansagen hält es der Franzose dennoch nicht, Ocon will erst einmal richtig in der Formel 1 ankommen. "Ich bin froh, hier zu sein und werde alles geben, was ich habe. Ich kann nur versuchen einen guten Job zu machen und mich auf mich selbst zu konzentrieren", sagt Ocon.

Pascal Wehrlein sei jedoch eine ausgezeichnete Referenz für ihn: "Das ist toll. Aber so viel denke ich da gar nicht dran. Er ist ein großartiger Fahrer und wird bestimmt sehr schnell sein, aber ich muss einfach an mir selbst arbeiten, einen normalen Job machen und professionell sein" Und obwohl noch Rookie könne er bei Manor dabei ja bereits einige Erfahrung einbringen.

Der große Esteban Ocon! Im wahrsten Sinne des Wortes ...

Apropos einbringen: Ocon ins Manor-Cockpit so bringen, stellte dank Mercedes zwar keine vertraglichen Probleme dar, doch bestand dafür ein ungewöhnliches, aber für Ocon typisches Problem physischer Art - seine für einen F1-Piloten beachtliche Größe von 1,85 Meter stellt die Ingenieure beim Seatfitting durchaus vor eine Herausforderung.

"Es war nicht einfach, das ist es bei mir nie mit diesen Autos. Ich bin sogar schon ein paar Mal durch FIA-Tests gefallen bevor wir es legal und richtig hinbekommen hatten. Nicht mit diesem Auto, aber in anderen Kategorien, in denen die Autos echt klein sind. Ich bin eben ziemlich groß. Aber am Ende haben wir es immer hinbekommen", schildert der Manor-Rookie.

Einen Gewichtsnachteil habe er gegenüber Wehrlein jedoch nicht. "Das ist nicht so viel, glaub ich. Das ist okay", sagt Ocon zu Motorsport-Magazin.com. Und in seinem MRT05 fühle er sich jetzt wohl : "Absolut. Ich habe eine gute Position gefunden. Ich war zwei Mal in der Fabrik, um sicherzustellen, dass ich mich im Auto wohlfühle."

Doppeltes Wiedersehen: Messlatte Verstappen, harter Racer Kvyat

Also alles bereit zur Attacke in der höchsten Klasse des Motorsports. "Mein Ziel ist es natürlich, so schnell wie möglich Speed zu finden. Ich will nicht lange da hinten bleiben. Ich will mich so schnell es geht verbessern", sagt Ocon. Am besten so schnell, dass er ein paar alte Weggefährten erneut zum Duell auf der Strecke fordern kann.

So kämpfte Ocon vor zwei Jahren mit Prema in der Formel 3 gegen Max Verstappen - und setzte sich durch, Meister! "Wir hatten ein paar großartige Kämpfe. Es war hart die WM zu gewinnen, aber das ist es immer. Wir hatten ein paar gute Rad-an-Rad-Duelle. Ich hoffe, wir haben in Zukunft wieder einige Fights. Dafür arbeite ich. Er ist meine Referenz, denn gegen ihn bin ich schon Rennen gefahren. Am Ende habe ich den Titel gewonnen, aber er war echt schwer zu schlagen", erinnert sich der Franzose. "In der F1 macht er es gut bisher, also ist er meine Referenz, klar. Aber ich hoffe, ich mache es noch besser als er!"

Sein härtester Gegner sei jedoch nicht Verstappen, sondern ausgrechnet dessen ausgebooteter Vorgänger bei Red Bull: Daniil Kvyat. "Er war mein Teamkollege in meiner ersten Saison im Singleseater. Ich glaube, das ist nicht wirklich so ganz vergleichbar, aber als er gegen mich gefahren ist, war er ziemlich aggressiv", sagt Ocon. Tatsächlich zog der Franzose in der damaligen Saison mit Koiranen Motorsport im Formel Renault 2.0 Eurocup 2012 deutlich den Kürzeren, schloss im Klassement auf Rang 14 ab während sich der Russe zum Vize-Meister krönte.

Dessen Karriere scheint seit der Degradierung jedoch bereits beendet bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Ein Schicksal, das Ocon auf keinen Fall erleben will. "Ich arbeite an einer langfristigen Zukunft. Ich fokussiere mich auf den Sport, nicht den ganzen Rest