Die Ardennen-Achterbahn zählt seit dem ersten Großen Preis von Belgien im Jahr 1950 zu den gefürchtetsten, aber auch beliebtesten Rennstrecken unter Fahrern und Fans. Nicht zu Unrecht, denn der Circuit de Spa-Francorchamps hat mit Eau Rouge und Blanchimont gleich zwei Mut-Kurven, die sowohl im Cockpit als auch vor dem Fernseher beeindrucken. Was für Veränderungen gab es an der Strecke seit vergangenem Jahr?

  • Der Kerb und eine Schicht Kunstrasen am Ausgang von Kurve sieben wurden bis ans Ende des Kiesbettes
  • Der Kunstrasen hinter dem Kerb am Ausgang von Kurve 15 wurde nach hinten bis zum grün bemalten Asphalt erweitert

Streckenname: Circuit de Spa-Francorchamps

Streckengrafik Circuit de Spa-Francorchamps, Foto: Motorsport-Magazin.com
Streckengrafik Circuit de Spa-Francorchamps, Foto: Motorsport-Magazin.com

Seit 1950 gastiert die Formel 1 in Belgien. Die ersten 18 Grands Prix wurden auf dem Circuit de Spa-Francorchamps ausgetragen. Zehn Jahre lang zog man jedoch die Kurse in Nivelles und Zolder vor. Der Grund: Der alte Streckenverlauf (14 Kilometer) wurde als zu gefährlich eingestuft und aus dem Rennkalender verbannt. 1983 feierte die Ardennen-Achterbahn dann ihr Comeback und blieb bis auf eine Ausnahme (Zolder 1984) fester Bestandteil der Formel 1.

Der Kurs ist in den Ardennen beheimatet, einem Waldgebirge im Südosten Belgiens. Das berühmtberüchtigte unberechenbare Wetter an den Rennwochenenden lässt sich auf die klimatische Lage zurückführen, denn die Ardennen zählen zum atlantischen Klimabereich. Dementsprechend hoch ist das Niederschlagsrisiko. Ein Rennwochenende in Belgien ohne Regen ist wie ein Tag ohne Sonnenschein.

Das Gros des Fahrerfeldes genießt die Achterbahnfahrt, egal ob bei trockener, feuchter oder nasser Strecke. Jenson Button zum Beispiel schwärmt: "Ich liebe Spa! Die Eau Rouge ist eine jener legendären Kurven, über die jeder spricht - aber sie ist auch wirklich etwas sehr besonderes. Das Gefühl, bergauf zu rauschen, ist unglaublich. Jedes Mal!" Auch die beiden Toro Rosso-Piloten sind sich einig. "Du musst wirklich mutig sein und sie einfach fahren", so Daniil Kvyat. Carlos Sainz fügt hinzu: "Die Eau Rouge ist wahrscheinlich die beste Kurve auf der ganzen Welt." Auch Haas-Pilot Romain Grosjean ist ein großer Fan von Spa: "Die erste Runde, in der du voll angast, fühlst du dich krank. Es ist, als würdest du Achterbahn fahren, weil es mal rauf und mal runter geht. Du fragst dich, ob du das Rennen beenden wirst. Aber wenn du es einmal geschafft hast, ist alles okay und du genießt die G-Kräfte."

Streckenverlauf: Highspeed-Kurven en masse

Eau Rouge! Das wird die Antwort von acht von zehn Rennfahrern auf die Frage sein, welche Kurve denn die beste sei. Die Links-rechts-links-Kurve wird unter trockenen Bedingungen Vollgas gefahren. Zuerst geht es runter und dann wieder rauf. Einzigartig! Doch der Circuit de Spa-Francorchamps hat mehr zu bieten. Beispielsweise Blanchimont, eine weitere Mut-Kurve. Saugt man sich vor oder in der Kurve nahe genug an den Vordermann heran, kann man ihn beim Anbremsen auf die Schikane vor Start/Ziel überholen. Max Verstappen wagte im Vorjahr den Versuch, an Felipe Nasr vorbeizuziehen und schaffte es durch Blanchimont - das spektakulärste Überholmanöver des gesamten letzten Jahres.

Streckendaten
Länge: 7.004 km
Runden: 44
GP-Distanz: 308,052 km
Rundenrekord: 1:47.263 (VET, 2009)
Kurven: 19 (10 Links-, 9 Rechtskurven
Weg bis Kurve 1: 271 Meter
Länge Boxengasse: 387 Meter
Zeit in Box bei 80 km/h: 17,4 Sekunden

Technik-Herausforderung: 70 Prozent Vollgas

Der Schlüssel zum Erfolg in Spa-Francorchamps ist es, den richtigen Kompromiss zwischen Highspeed-Setup und ausreichend Abtrieb für die schnellen Kurven zu finden. Die Reifenwahl und die Strategie werden nicht minder entscheidend sein. Durch die langgezogenen schnellen Kurven extrem beansprucht. Auf dem Kurs machen sich nicht nur horizontale, sondern durch Kurven wie die Eau Rouge auch vertikale Kräfte bei den Reifen bemerkbar. Wie bitter sich eine gewagte Reifenstrategie auswirken kann, musste Sebastian Vettel am eigenen Leib erfahren. Bis zur letzten Runde lag der Deutsche auf Podiumskurs, ehe sein rechter Hinterreifen platzte.

Die Strategie: Zwei Reifenwechsel erwartet

Der Vorjahressieger Lewis Hamilton setzte wie die meisten auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Ein Ein-Stopp-Rennen erscheint zu riskant, wie Vettel vergangenes Jahr zeigte. Eine Alternative ist eher schon, dreimal zum Reifenwechsel an die Box zu fahren. Max Verstappen fuhr mit besagter Strategie von Startplatz 18 auf Platz acht in die Punkte vor.

Pirelli hat für den Belgien Grand Prix die Supersoft-, Soft- und Medium-Mischung nominiert. Die Top-10-Piloten aus dem Qualifying werden das Rennen mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Supersoft-Reifen in Angriff nehmen. Durch die zahlreichen Überholmöglichkeiten - vor allem am Ende der Kemmel-Gerade vor Kurve fünf und nach Kurve 17 - ist die Startposition gar nicht so entscheidend.

In den Rennausgang entscheidend eingreifen könnte hingegen das Wetter. In den vergangenen fünf Grands Prix lag die Regenwahrscheinlichkeit im Schnitt bei 40 Prozent. Von insgesamt 25 Sessions fanden zehn unter Regen statt. Sollte es während einer Session zu regnen beginnen, ist eine schnelle Reaktion entscheidend. Die Runde auf feuchter Strecke mit Slicks zu meistern, ist eine Herausforderung, die viel Zeit kostet und auf die jeder Fahrer gut und gerne verzichtet.

Circuit de Spa-Francorchamps: Unvergessene Momente

Moment 1: Michael Schumacher sichert sich 2004 mit Platz zwei in Belgien seinen siebten und letzten Weltmeister-Titel.

Moment 2: Nochmal Michael Schumacher: Der Rekord-Weltmeister holt 1992 seinen ersten Formel-1-Sieg in Spa-Francorchamps.

Moment 3: Und weil's so schön ist, gleich noch einmal: Unvergessen bleibt das Überholmanöver von Mika Häkkinen vorbei am siebenfachen Weltmeister im Jahr 2000. Der Finne zog auf der Kemmel-Geraden gleichzeitig an Schumacher und dem zu überrundenden Ricardo Zonta vorbei.

Belgien GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2015 Lewis Hamilton Nico Rosberg Romain Grosjean Lewis Hamilton Nico Rosberg
2014 Daniel Ricciardo Nico Rosberg Valtteri Bottas Nico Rosberg Nico Rosberg
2013 Sebastian Vettel Fernando Alonso Lewis Hamilton Lewis Hamilton Sebastian Vettel
2012 Jenson Button Sebastian Vettel Kimi Räikkönen Jenson Button Bruno Senna
2011 Sebastian Vettel Mark Webber Jenson Button Sebastian Vettel Mark Webber