Sommerpause in der Formel 1. Für alle Fahrer die Gelegenheit, Bilanz der bisherigen Saison zu ziehen. Bei Daniil Kvyat fällt diese alles andere als positiv aus. Nach seinem Podestplatz in China ging es bergab, seine Versetzung zu Toro Rosso nagte am Selbstvertrauen des Russen. Die Folge waren reihenweise schlechte Ergebnisse. In der WM-Wertung steht Teamkollege Carlos Sainz bei 30 Punkten, Kvyat bei 23. Erst einmal nicht schlecht, meint man. Satte 21 dieser Punkte fuhr Kvyat allerdings noch bei Red Bull ein. In den acht gemeinsamen Rennen lautet der Gesamtstand der beiden Fahrer 26:2 zugunsten Sainz'.

Eine krachende Ohrfeige für den talentierten Russen, der nun erklärte, wie sehr ihm die Situation zu schaffen machte. Der Plan Red Bulls, Druck vom 22-Jährigen zu nehmen, ging nicht auf. "Sie haben mich zu einem wirklich starken Fahrer gemacht, aber nun bin ich nicht mehr so stark, nach all den Dingen, die vor ein paar Monaten passiert sind. Das soll aber keine Entschuldigung sein", stellte er gegenüber Autosport klar.

Freude am Fahren verloren

"Die Dinge sollten mich letztendlich stärken, aber natürlich hat die gesamte Situation dazu beigetragen, dass ich mich reflektiere. Und das war nicht einfach", so Kvyat. Zwischenzeitlich sei ihm gar die Freude an seinem Beruf verloren gegangen. "Für eine Weile konnte ich es nicht mehr genießen. Aber nun muss ich diese Freude und die Liebe zu dem, was ich tue, wiederfinden."

Doch nicht nur mental, sondern auch sportlich war es ein schwieriges Jahr für Kvyat. Vom Topteam Red Bull zu Toro Rosso, die mit dem alten Ferrari-Motor über jeden Punkt glücklich sind. "Es war eine zerrissene Saison. Ich hatte zwei Herausforderungen in einem Jahr", schildert er seinen Job. "Sie haben den einen Kampf unterbrochen und mich stattdessen in einen anderen gesteckt. Nun kämpfe ich, mehr kann ich nicht sagen. Ich hoffe, es wird besser", strotz er nicht unbedingt vor Selbstvertrauen.

Ein Bild mit Seltenheitswert: Kvyat lässt Sainz hinter sich, Foto: Sutton
Ein Bild mit Seltenheitswert: Kvyat lässt Sainz hinter sich, Foto: Sutton

Kvyat lag 2015 vor Ricciardo

Dass Kvyat über die Fähigkeiten verfügt, in der Formel 1 zu bestehen, hat er bereits bewiesen. Im vergangenen Jahr ließ er im teaminternen Duell Daniel Ricciardo hinter sich, der 2014 Sebastian Vettel deklassierte. Doch im Zuge der aufkeimenden Diskussion, ob Supertalent Max Verstappen Red Bull vielleicht verlassen könnte, wurde nach dem Russland GP der Wechsel vollzogen. Verstappen wurde ins A-Team befördert, Kvyat musste zu Toro Rosso. Dabei fuhr der Russe zwei Wochen zuvor in China noch auf das Podest. Doch ein fahrlässiger Unfall mit Sebastian Vettel in Sochi, als er dem Ferrari-Piloten gleich zweimal ins Heck krachte, besiegelte sein Schicksal.

Kvyat zeigte sich danach wenig begeistert, seine Äußerungen wiederum stießen bei Dr. Helmut Marko auf wenig Gegenliebe. Nach dem Deutschland GP in Hockenheim sprach Marko seinem Schützling aber das Vertrauen aus. "Kvyat braucht nur ein, zwei gute Rennen, damit er das Selbstvertrauen wieder zurückbekommt. Das Vertrauen hat er", so Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. Wie lange dieses Vertrauen anhält, liegt zum großen Teil auch an Kvyat selbst. Neun Rennen bleiben ihm 2016 noch.