Die Formel 1 macht Sommerpause. Genau der richtige Zeitpunkt für Motorsport-Magazin.com, um eine Bilanz zur bisherigen Saison zu ziehen. Nach 12 von 21 Rennen schauen wir, wie sich die Teams geschlagen haben. Haas war eine der großen Überraschungen in der ersten Saisonhälfte. Gleich im ersten Rennen übertraf der US-amerikanische Neueinsteiger sämtliche Erwartungen von Experten und Fans.

  • Punkte im ersten Rennen
  • Team hat sich klar vor den Hinterbänklern etabliert
  • Abwärtstrend gefolgt von Stagnation nach starkem Auftakt
  • Nur Grosjean konnte Punkte holen
  • Team lernt immer noch, das Auto zu verstehen

Das Auto:

Selten war der Bolide eines Debüt-Teams so schnell wie der VF-16 von Haas - und mindestens genauso selten hat ein Team so wenig von seinem eigenen Auto selbst entwickelt. Das Chassis wurde bei Dallara in Italien gefertigt. Noch mehr profitierten die amerikanischen Rookies wohl von der engen Zusammenarbeit mit Ferrari und dem damit einhergehenden Technologietransfer.

Trotz allem Know-how hatte das Auto jedoch einige Kinderkrankheiten. Gerade bei Gutierrez gab es an den ersten Rennwochenenden fast täglich Defekte. Lose Frontflügel, brennenden Bremsanlagen und Getriebeschäden legten den Mexikaner und auch seinen Teamkollegen Romain Grosjean immer wieder lahm.

Das Team kämpft damit, das Potential des VF-16 permanent abzurufen, Foto: Sutton
Das Team kämpft damit, das Potential des VF-16 permanent abzurufen, Foto: Sutton

Nachdem die Performance zu Saisonbeginn noch stimmte, begannen die Fahrer zunehmenden mit dem Reifenmanagement und der Balance des Autos zu kämpfen. Vor allem auf der Bremse verlor der Bolide an Stabilität und das Team rutschte sukzessive aus dem vorderen Mittelfeld und aus den Punkterängen heraus.

"Wir müssen noch lernen, schnell auf das zu reagieren, was uns der Reifen gibt. Was das Grip-Level angeht, ist es sehr schwierig. Das Arbeitsfenster ist so klein und man muss schnell und auf die richtige Weise reagieren, damit der Reifen funktioniert. Die Temperatur ist dabei nur eine Sache. Es gibt so viele Faktoren und dazu jedes Wochenende andere Reifendrücke von Pirelli", sagte Teamchef Günther Steiner.

20152016
Punkte zur Pause (2016 zwei Rennen mehr) - 28
Punkte/Rennen zur Pause - 2,33
Bestes Ergebnis - 5
WM-Position zur Pause - 8
WM-Position am Ende - -
Siege zur Halbzeit - 0/12
Podien zur Halbzeit - 0/24

Die Fahrer:

Der Teamwechsel scheint Romain Grosjean gut getan zu haben, denn bisher machte er in der Saison 2016 das Beste aus seiner neuen Aufgabe in der Formel 1. Mit seiner Erfahrung und seinem Speed erwies er sich für das Team als eine regelrechte Bank. Der Franzose holte, wann immer das Auto es zuließ, für Haas die Kohlen aus dem Feuer: Die 28 Punkte des Teams gehen alleine auf sein Konto und ein fünfter Platz beim Grand Prix von Bahrain als bestes Ergebnis ist ebenfalls aller Ehren wert. Mit dieser Leistung hat der 30-Jährige sich im Formel-1-Fahrerlager viel Anerkennung verschafft und gleichzeitig schon in der ersten Saisonhälfte einiges für die Sicherung seines Arbeitsplatzes in der Königsklasse getan.

Gutierrez hatte zu Saisonbeginn jede Menge Ärger mit seinem Boliden, Foto: Sutton
Gutierrez hatte zu Saisonbeginn jede Menge Ärger mit seinem Boliden, Foto: Sutton

Der ehemalige Sauber-Stammpilot und Ferrari-Testfahrer Esteban Gutierrez konnte sich seinen Neuanfang in der Formel 1 bisher nicht richtig zunutze machen. In den ersten Saisonrennen, als sein Dienstfahrzeug noch für Überraschungen gut war, ließ ihn die Technik ein ums andere Mal im Stich, während der Teamkollege im Rampenlicht stand. Der Stand in der Meisterschaft erzählt aber nur die halbe Wahrheit über die Leistungen des Mexikaners. Im Qualifying-Duell liegt er mit 4:8 zwar hinter Grosjean zurück, in den Rennen hat er mit 7:5 aber die Nase vorne. Nur konnte Gutierrez seine Pace erst dann zeigen, als die Pace des Autos für Punkteränge nicht mehr gut genug war. Somit steht der 25-Jährige zur Saisonhalbzeit ohne Punkte da.

Romain Grosjean Esteban Gutierrez
Punkte 28 0
WM-Position 12 19
Quali-Duell 8 4
Durchschnittliche Startposition 13,67 (o. Strafen)
14,00 (m. Strafen)
14,58 (o. Strafen)
14,42 (m. Strafen)

Das Team:

Haas startete mit einer optimalen Vorbereitung in die Debüt-Saison. Als mehr oder weniger offizielles B-Team der Scuderia kamen neben Fahrer Esteban Gutierrez, dem Motor und dem Getriebe auch andere Teile wie die Aufhängung oder die Hydraulik aus Maranello. Der Neueinsteiger musste sich dafür oft Kritik gefallen lassen, da der Zukauf von Teilen im Gegensatz zur Eigenentwicklung vor allem in den Augen der langsameren Konkurrenz nicht dem Geiste der Formel 1 entsprach. "Ich denke, die Leute haben mittlerweile die Regeln gelesen und ihnen ist klar geworden, dass wir nichts Illegales getan haben. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte jemand etwas dagegen unternommen", sagte Steiner angesichts des Unmutes seiner Gegner.

Teamchef Günther Steiner hatte bei der bisherigen Leistung seiner Mannschaft gut Lachen, Foto: Sutton
Teamchef Günther Steiner hatte bei der bisherigen Leistung seiner Mannschaft gut Lachen, Foto: Sutton

Das Team rund um den US-amerikanischen Gründer Gene Haas scheint in seiner ersten Saison aber nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch sehr gut aufgestellt zu sein. Mit chaotischen Zuständen oder peinlichen Missgeschicken ist die Rookie-Mannschaft nicht auffällig geworden. Stattdessen hat sich das Team schnell im Kreise der Königsklasse etabliert, was von der Formel-1-Welt laut Steiner auch entsprechend honoriert wird: "Mir haben viele Leute gesagt, dass niemand der uns sieht, denken würde, dass wir erst seit diesem Jahr dabei sind. Wir haben getan, was wir versprochen haben. Wir waren gut vorbereitet, gut ausgerüstet, haben gute Leute im Team, haben Punkte geholt und sind nicht Letzter. Wir haben alles erreicht."

Ausblick 2. Hälfte:

In der Konstrukteutswertung liegt Haas mit 22 Punkten Vorsprung auf Renault relativ komfortabel auf dem achten Rang. Auf McLaren fehlen nach vorne 14 Punkte. Mit der bisherigen Ausbeute ist das Team zwar zufrieden, doch das Ende der Fahnenstange soll damit 2016 noch nicht erreicht sein. "Wir hören hier noch nicht auf, auch wenn wir uns schon großartig fühlen. Wir wollen mehr, und das bedeutet, wir wollen auch in diesem Jahr noch mehr Punkte holen", sagte Steiner.

Für dieses Ziel wird bei Haas auch weiterhin hart gearbeitet, denn auch in der zweiten Saisonhälfte gibt es in Sachen Entwicklung keinen Stillstand. "In Singapur kommt ein Upgrade. Für andere Teams wäre es vielleicht kein sonderlich großes, da sie so etwas jedes Wochenende haben. Aber für uns ist es ziemlich groß und es wird uns etwas helfen und einen Trend aufzeigen, wie wir für 2017 entwickeln", so der Teamchef weiter.

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Meinungen zur ersten Haas-Hälfte

Motorsport-Magazin.com meint:
Platz acht dürfte Haas in der Konstrukteurswertung relativ sicher haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Hinterbänkler-Teams große Sprünge machen und die Amerikaner noch abfangen, scheint äußerst gering zu sein. Weiter nach vorne wird es für Haas aber genauso wenig gehen. Wenn die Strecke zum Auto passt, könnte es einer der beiden Piloten vereinzelt nochmal ins Q3 oder auch in die Punkte schaffen - und wenn das Pech sich heraushält, könnte das in den verbleibenden neun Rennen zur Abwechslung auch Gutierrez statt Grosjean sein.