Pro: Hamilton ist der moderne Ben Hur

Lewis Hamilton ist eine Art moderner Ben Hur. Die Rennen mit den von Pferden gezogenen Wagen zählten zu den Höhepunkten der antiken Olympischen Spiele. Dieser Wettbewerb kann durchaus als Vorläufer des Motorsports gesehen werden. Es wäre nur folgerichtig, die Tradition in der Moderne wieder aufleben zu lassen und ihn bei olympischen Spielen durchzuführen.

Die Formel 1 hat zudem eine weltweite Verbreitung und Bekanntheit, die ihresgleichen sucht. Die Königsklasse wird nicht nur weltweit beachtet und geliebt, sondern auch – wie sonst kaum eine Sportart – tatsächlich rund um den Globus ausgetragen. Sie ist mit dieser kosmopolitischen Ausrichtung geradezu prädestiniert für Olympia, auf alle Fälle mehr als die - durchaus ehrenwerten - olympischen Disziplinen Synchronschwimmen oder Taekwondo.

Die Formel 1 startet in Hockenheim. Bald auch bei den Olympischen Spielen?, Foto: Mercedes-Benz
Die Formel 1 startet in Hockenheim. Bald auch bei den Olympischen Spielen?, Foto: Mercedes-Benz

Im Prinzip ist es grotesk, dass es bei Olympia im 21. Jahrhundert noch keinen Motorsport gibt. In nahezu allen aktuellen olympischen Disziplinen wird in Wettkampf und/oder Training inzwischen Hightech genutzt. Warum gibt es dann noch keine Motoren bei den Spielen? Wenn man diese jedoch integrieren möchte, kann es dabei nur um die Formel 1, nicht zu Unrecht "Königsklasse" genannt, gehen.

Auch der Termindruck dürfte kein Problem sein. Man kann von Bernie Ecclestone halten, was man will, aber er wird sicher willens und in der Lage sein, alle vier Jahre ein zusätzliches Rennen in den Formel-1-Kalender zu integrieren. Das gilt vor allem dann, wenn sich wie im Falle von Olympia durchaus attraktive Vermarktungsmöglichkeiten ergeben. Die hat der Brite noch immer zu nutzen gewusst. Man könnte das Rennen auch einfach als eine Art zusätzlichen GP zur jeweiligen Weltmeisterschaft werten.

Die Formel 1 bei Olympia: Passt das?, Foto: Sutton
Die Formel 1 bei Olympia: Passt das?, Foto: Sutton

Contra: Nicht jeder Sport ist Olympia-tauglich

Die Olympischen Spiele wurden ins Leben gerufen, damit sich Sportler aller Länder in einem Wettstreit gegeneinander messen können, da kein Land den Aufwand betreibt, für einzelne Sportarten internationale Wettkämpfe auszutragen. Doch genau das ist die Formel 1 bereits: Eine Meisterschaft der besten Piloten der Welt, die auf das ganze Jahr gesehen auch in der gesamten Welt ausgetragen wird. Ein Event bei Olympia wäre also "nur" ein weiteres Rennen im Kalender, ohne irgendwelche Besonderheiten.

Ein weiterer Faktor betrifft die Organisation des Events. Nicht jede Stadt oder Region, die die olympischen Spiele austragen will, verfügt über eine Rennstrecke oder eine Möglichkeit, eine Rennstrecke zu bauen. Die Formel 1 zu Olympia zu bringen, würde dann nur die Kosten weiter ansteigen lassen und es gäbe auf lange Sicht nur noch mehr mögliche Strecken für die Formel 1, die entweder nie mehr im Kalender auftauchen oder Traditionskurse verdrängen würden. Ein Formel-E-Rennen wäre da die sinnvollere Alternative, wenn Motorsport olympisch werden soll, denn die Elektro-Meisterschaft hat bewiesen, dass sich ohne große Kosten in jeder Stadt eine Strecke aufbauen lässt.

Wo würde die Formel 1 fahren, wenn sie an den Spielen teilnähme?, Foto: Sutton
Wo würde die Formel 1 fahren, wenn sie an den Spielen teilnähme?, Foto: Sutton

Hinzu kommt, dass bei Olympia alle Teilnehmer die gleichen Vorraussetzungen haben. Das ist nicht der Fall, denn Fahrer wie Pascal Wehrlein oder Rio Haryanto im Manor haben realistisch betrachtet keine Chance auf den Sieg. Das liegt nicht daran, wie hart sie trainieren, sondern einfach am Material. Es wäre unvorstellbar, dass bei einer normalen Olympia-Disziplin irgendein Team einen Vorteil hätte. Gleichzeitig ist es insbesondere für die Top-Teams inakzeptabel, dass sie bei einem offiziellen Event nicht ihr Material an den Start bringen, weshalb ein Rennen unter Olympia-Bedingungen nie im Rahmen der Formel 1 stattfinden wird.

Ein Rennen, bei dem alle Piloten die gleichen Vorraussetzungen haben, gibt es bereits: Das Race of Champions. Es findet jedoch erst am Ende der Saison statt, da nicht nur Formel-1-Piloten daran teilnehmen. Doch auch bei diesem Event zeigte sich bereits, dass die Weltmeister der Königsklasse von Konkurrenten geschlagen werden können, die in der Formel 1 selbst noch nicht einmal einen Sieg erringen konnten. So gewann Romain Grosjean 2012 in Thailand und Pascal Wehrlein war im letzten Jahr Finalist. Beide sind in dieser Saison weit abgeschlagen von der Spitze.