Red Bull Racing durfte sich in Hockenheim über das erste Doppel-Podium der Formel-1-Saison 2016 freuen. Ermöglicht wurde dieses nicht zuletzt durch eine gelungene Strategie und die perfekte Zusammenarbeit der beiden Piloten auf der Strecke. Daniel Ricciardo und Max Verstappen praktizierten Teamwork so, wie man es sich am Kommandostand vorstellt.

Teamorder: Verstappen spielt mit

Rosberg verpatzte den Start, Foto: Mercedes-Benz
Rosberg verpatzte den Start, Foto: Mercedes-Benz

Am Start gelang es beiden Red-Bull-Piloten, an Nico Rosberg vorbeizugehen, nach der zweiten Serie der Boxenstopps lagen sie aber wieder hinter dem Mercedes-Fahrer. Zum einen, weil sich Rosberg mit unerlaubten Mitteln an Verstappen vorbeigeboxt hatte, wofür er von den Stewards bestraft wurde, und zum anderen, da er fünf Runden vor Ricciardo gestoppt hatte und den Australier damit per Undercut passierte.

In der Reihenfolge Rosberg vor Verstappen und Ricciardo ging es somit in den dritten Stint, wobei der Australier die superweichen Reifen aufgezogen hatte, wohingegen Rosberg und Verstappen mit den Soft-Pneus unterwegs waren. Dies machte sich in der Geschwindigkeit deutlich bemerkbar und Ricciardo schloss schnell auf seinen Teamkollegen sowie den davor fahrenden Rosberg auf. Von fast vier Sekunden schmolz der Rückstand auf Verstappen binnen weniger Umläufe auf nur wenige Zehntel.

In der 40. Runde kam es schließlich zum teaminternen Positionstausch. Verstappen ließ Ricciardo ohne jegliche Anstalten vorbei - ganz im Gegensatz zu seiner Zeit bei Toro Rosso, als sich der Niederlänger im vergangenen Jahr gegen Teamorder noch strikt zur Wehr gesetzt hatte. Dafür gab es viel Lob von Teamchef Christian Horner.

Verstappen ließ Ricciardo vorbei, Foto: Sutton
Verstappen ließ Ricciardo vorbei, Foto: Sutton

"Max hat ohne Frage gezeigt, dass er ein Teamplayer ist", zog der Brite vor seinem Schützling den Hut. "Als Daniel vor seinem Reifenwechsel auf Max aufholte, baten wir ihn, ihn schnell vorbeizulassen, damit nicht beide Fahrer unnötig Zeit im Kampf gegen Rosberg verlieren. Max hat ihn sofort vorbeigelassen. Das Resultat ist das Ergebnis großartigen Teamworks - nicht nur der Mechaniker, sondern auch der beiden Fahrer."

Als die Red-Bull-Piloten dann in Runde 46 beziehungsweise 47 die Boxen anliefen, wurde Ricciardo erneut mit superweichen Reifen ausgestattet, wohingegen Verstappen von den Soft-Pneus auf ebendiese Mischung wechselte. Es war wieder Waffengleichstand hergestellt, was dazu führte, dass die beiden Piloten - nun aufgrund der Strafe vor Rosberg liegend - im Schlussstint des Rennens ein ähnliches Tempo anschlugen und sich ihr Abstand bei drei Sekunden einpendelte.

Ein neuerlicher Positionstausch wäre somit nur möglich gewesen, hätte Ricciardo deutlich Tempo herausgenommen, was aus Sicht von Red Bull aber ein unnötiges Risiko dargestellt hätte. Schließlich lag der Australier lediglich sieben Sekunden hinter Lewis Hamilton und wäre somit im Falle eines Fahrfehler des Briten unter dem einsetzenden Nieselregen zur Stelle gewesen, um den Sieg abzustauben.

Mercedes-Fehler kostet keine Punkte

Begünstigt wurde Red Bulls doppelte Podiumsfahrt von der bereits erwähnten Bestrafung Rosbergs. Für das Hinausdrängen von Verstappen in der Haarnadel bekam der Lokalmatador eine Zeitstrafe in Höhe von fünf Sekunden aufgebrummt, die er beim letzten Boxenstopp absaß. Dabei unterlief Mercedes jedoch ein peinlicher Fauxpas. Weil die Stoppuhr nicht funktionierte, stand Rosberg rund 8,6 Sekunden an der Box und verlor scheinbar kostbare Zeit.

Wäre es ihm bei einer geringeren Standzeit aber wirklich gelungen, zumindest Verstappen hinter sich zu lassen und auf das Treppchen zu fahren? Die Zahlen sprechen dagegen. Rosberg kam mit einem Rückstand von 4,918 Sekunden zurück auf die Strecke und wäre somit auch hinter Verstappen geblieben, hätte er die Strafe auf das Tausendstel genau abgesessen. Darüber hinaus sprach die Reifenwahl gegen den Deutschen, denn während Ricciardo und Verstappen mit den schnelleren rotmarkierten Pneus unterwegs waren, fasste Rosberg erneut die langsamere Soft-Mischung aus.

RundeAbstand VES - ROSAbstand ohne Fehler (3,6 s)
43+3,785 s-
44Stopp Rosberg-
45Stopp Verstappen-
46-4,918 s-1,318 s
.........
65-4,348 s-0,748 s
66-3,874 s-0,274 s
67-2,432 s+1,168 s

"Es hätte keinen Unterschied gemacht, weil ich die Red Bulls sowieso nicht bekommen hätte. Sie waren auf Supersoft und die hielten im letzten Stint sehr gut", gab Rosberg nach dem Rennen zu, der erst in der absoluten Schlussphase näher an Verstappen herankam, als dieser deutlich Tempo herausnahm. Somit bleibt der Fauxpas für Mercedes zwar gleichermaßen ärgerlich wie peinlich, Punkte kostete er aber immerhin nicht.