Es war kein sonderlich spannendes Heimrennen, das Sebastian Vettel auf dem Hockenheimring erlebte. Der erfolgreichste Teil des Grand Prix' für den Ferrari-Pilot fand unmittelbar nach dem Erlöschen der Ampeln statt, als er seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen überholte und sich um eine Position auf den fünften Rang verbesserte.

Danach war es jedoch mit der Herrlichkeit vorbei, das Tempo von Mercedes und Red Bull an der Spitze des Feldes war für Ferrari einfach zu hoch. "Die Pace in den ersten Runden war ganz gut, aber nicht genug, und wir sind ein Stück zurückgefallen, weil wir die Pace nicht halten konnten", fasste Vettel nüchtern zusammen.

Was folgte, war ein ziemlich einsames Rennen für den Lokalmatador, da nicht nur nach vorne nichts ging, sondern es auch von hinten keinen wirklichen Druck gab. Am Ende hatte Vettel trotz einer langsamen letzten Runde über vier Sekunden Vorsprung auf Räikkönen, während ihm auf den viertplatzierten Nico Rosberg stolze 17 Sekunden fehlten. "Wir waren heute nicht schnell genug."

Der Start war Vettels beste Phase, Foto: Sutton
Der Start war Vettels beste Phase, Foto: Sutton

Undercut ja oder nein?

Für die meiste Aufregung sorgte noch eine lebhafte Diskussion zwischen Vettel und dem Ferrari-Kommandostand bezüglich des Zeitpunkts des zweiten Boxenstopps, die sich über mehrere Runden hinzog. Während Ferrari einen früheren Boxenstopp bevorzugte, um einen Undercut gegen Rosberg zu versuchen, wollte Vettel länger auf der Strecke bleiben, da sein deutscher Landsmann im Mercedes ohnehin zu viel Vorsprung gehabt habe, als dass ein solcher strategischer Kniff Sinn gemacht hätte.

"Wir haben uns mit den Reifen hinten raus etwas schwer getan und ich hatte ein gutes Gefühl auf diesem Satz und wollte noch zwei oder drei Runden rausquetschen, um sicherzustellen, dass der letzte Stint nicht zu lang wird", erklärte Vettel in einer ersten Reaktion, der zu diesem Zeitpunkt auf den superweichen Pneus unterwegs war. "Für einen Undercut waren die Leute vorne zu weit weg."

Ganz sicher war sich Vettel mit etwas Abstand zum Rennen allerdings nicht mehr, richtig gehandelt zu haben. "Ich habe mir das jetzt angesehen und denke, ich habe einen Fehler gemacht, denn wir hätten die Autos vor uns unter Druck setzen könne", gab er zu. "Ich wollte nicht, dass der letzte Stint zu lange dauert, war aber zu konservativ." Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene schloss sich der Einsicht seines Piloten an: "Mit einem Undercut hätten wir zwar keine Position gewonnen, aber Druck ausüben können."

Ferrari musste Red Bull ziehen lassen, Foto: Sutton
Ferrari musste Red Bull ziehen lassen, Foto: Sutton

Red Bull überholt Ferrari

Was für Vettel und Ferrari unter dem Strich bleibt, ist ein enttäuschender Großer Preis von Deutschland, in dem klar vor Augen geführt wurde, dass man nur noch die dritte Kraft ist. Mittlerweile hat sich das auch in der Konstrukteurs-Wertung niedergeschlagen, Red Bull hat dank der Plätze zwei und drei durch Daniel Ricciardo und Max Verstappen die Scuderia überholt. Kein schöner Beginn der Sommerpause.

"Es ist enttäuschend, beim Heimspiel nicht auf dem Podium zu stehen, und auch nicht die Chance dazu gehabt zu haben", räumte Vettel unumwunden ein. "Alles in allem gibt es für uns noch viel zu tun. Die letzten Rennen waren etwas unrund, aber allgemein ist der Speed im Auto, es liegt an uns, das Optimum herauszuholen." Die nächste Chance dazu bietet sich Ende August beim Ardennen-Klassiker in Spa-Francorchamps.