Am Freitag schwächelte Manor in den Trainings im direkten Vergleich mit der Konkurrenz von Sauber und Renault - und auch im 3. Freien Training am Samstagvormittag fehlte Pascal Wehrlein und seinem Teamkollegen Rio Haryanto noch der Anschluss. Im Qualifying jedoch waren die Manor-Boliden wie ausgewechselt und Wehrlein schaffte beinahe wieder eine kleine Sensation.

Still und heimlich hatte sich Wehrlein wenige Minuten vor dem Ende des Qualifyings auf die 13. Position nach vorne geschoben. Beim Heimrennen den Sprung ins Q2 zu schaffen, wäre sicherlich eine Wohltat für den Mercedes-Junior gewesen. Mit Startplatz 18 vor seinen größten Konkurrenten liegt er in seinen Augen aber voll im Soll. "Ich bin sehr glücklich mit der Qualifikation, denn in FP3 sah es nicht so aus, als ob wir vor Sauber wären", sagte Wehrlein.

Im Duell mit Renault musste sich Wehrlein zwar um wenige Hundertstel geschlagen geben, doch auch damit übertraf er seine eigenen Erwartungen. "Bei Renault wussten wir, dass sie seit Budapest etwas gefunden haben. Es war nicht möglich, sie zu schlagen. Aber ich habe es geschafft, ihnen sehr nahe zu kommen", fügte der Manor-Pilot an.

Wehrlein konnte in der Qualifikation beide Sauber hinter sich lassen, Foto: Sutton
Wehrlein konnte in der Qualifikation beide Sauber hinter sich lassen, Foto: Sutton

Vom eigenen Auto überrascht

Obwohl Wehrlein und seine Mannschaft die vermeintlichen Gründe für die wiedergefunden Stärke kennen, gibt das Auto ihnen nach wie vor Rätsel auf. "Es lag heute an den Temperaturen. Wenn es heißer wird, kommt es uns entgegen. Bei uns ist es immer ein bisschen mysteriös. Einmal funktioniert es, einmal nicht. Dann funktioniert es deutlich besser als erwartet, dann wieder schlechter", so Wehrlein.

Ob Wehrlein, wie hier in Österreich, die Renault schlagen kann, ist fraglich, Foto: Sutton
Ob Wehrlein, wie hier in Österreich, die Renault schlagen kann, ist fraglich, Foto: Sutton

Den Aufwärtstrend aus der Qualifikation im Rennen fortzusetzen, könnte sich laut den Erkenntnissen aus den Trainings allerdings schwierig gestalten, wie Wehrlein im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com durchblicken ließ: "Im Longrun erwarte ich, dass Renault stärker sein wird als wir, weil sie mit dem Reifen deutlich besser umgehen können."

Für das Rennen erwartet der 21-Jährige deshalb, dass die französische Konkurrenz in Sachen Strategie einen deutlichen Vorteil haben wird. "Am Sonntag wird es, denke ich, einige Stopps geben. Renaults Longruns am Freitag waren aber sehr, sehr stark. Eventuell brauchen sie sogar nur einen Boxenstopp weniger machen, als wir", sagte Wehrlein.

Ein ungleiches Duell

Im Kampf mit den Rivalen von Sauber und Renault erwartet Wehrlein für den Sonntag ein ungleiches Duell: "Im letzten Sektor fehlt uns auf Renault mehr als eine halbe Sekunde. Da kommt es nur auf Downforce und Grip an und wir wissen, dass wir in den Bereichen Nachteile gegenüber Sauber und Renault haben." Im Rennen wird sich das vermutlich vor allem im direkten Zweikampf auswirken. "Für uns ist es deshalb schwer, an den anderen Autos dranzubleiben, besonders im dritten Sektor. Danach kommt erst die lange Gerade", fügte er an.

Allerdings haben nicht nur die Konkurrenten ihre Trümpfe in der Hand. Auch Wehrlein und sein Manor-Team haben ein Ass im Ärmel, auf das sie im Rennen ihre Hoffnungen stützen. "Es wird nicht einfach, an den anderen Autos dranzubleiben und dann auf der Geraden vorbeizukommen. Aber wenn jemand auf der Geraden an uns vorbeikommen will, wird es für ihn natürlich auch nicht einfach", so Wehrlein angesichts der ihm zur Verfügung stehenden Mercedes-Power.

Der letzte Sektor auf dem Hockenheimring bereitet Wehrlein Kopfzerbrechen, Foto: Sutton
Der letzte Sektor auf dem Hockenheimring bereitet Wehrlein Kopfzerbrechen, Foto: Sutton

Keine Punkte aus eigener Kraft

Bei der Zielsetzung für den Heim-Grand-Prix backt Wehrlein wie gewohnt kleine Brötchen. Zu oft schon hat der reifenmordende Bolide ihm bei der Rennpace seinen Strich durch die Rechnung gemacht: "In erster Linie möchten wir vor Sauber stehen. Danach müssen wir sehen, was im Rennen noch so passiert.

Eine Wiederholung des Österreich-Wunders wird sich nach Ansicht des Rookies allerdings schwierig gestalten: "Wenn einige Autos ausfallen und wir aus eigener Kraft noch drei oder vier überholen könnten, dann wäre vielleicht, wie in Spielberg, ein Punkt möglich." Ohne eine Portion Glück sieht er allerdings Schwarz: "Mit der Pace, die unser Auto momentan hat, ist es nicht möglich, in die Punkte zu fahren."