Still und leise hat sich Red Bull in den vergangenen Wochen an den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung herangeschlichen. In der Fabrik in Milton Keynes wurde im Frühjahr zweifelsohne bessere Arbeit geleistet als bei Ferrari. Daniel Ricciardo und Max Verstappen legten zuletzt die bessere Pace an den Tag und gerade in Ungarn zeigte sich, dass Red Bull für die Konkurrenz aus Maranello nicht ohne heftigste Gegenwehr die Bahn frei macht.

Auf dem Hockenheimring hat das Team von Christian Horner die Chance, Ferrari noch vor der Sommerpause vom zweiten Platz zu verdrängen und damit ein wichtiges Etappenziel in dieser Saison zu erreichen. Bei allem Aufschwung steht jedoch auch die Tatsache im Raum, dass Red Bull auf dem Hockenheimring bisher nicht siegreich war und der Kurs obendrein auch nichts mit den Rennstrecken gemeinsam hat, auf denen Red Bull dieses Jahr vor Ferrari lag.

Red Bull hat in den vergangenen Rennen mächtig auf Ferrari aufgeholt, Foto: Sutton
Red Bull hat in den vergangenen Rennen mächtig auf Ferrari aufgeholt, Foto: Sutton

Das letzte Rennen: Ansage an Ferrari

In der Qualifikation hatte Red Bull mit beiden Autos die Nase klar vor Ferrari. Während Ricciardo es sich als erster Verfolger des Mercedes-Duos von Beginn an auf dem dritten Platz bequem machte, fiel Verstappen nach einer verpatzten Boxenstopp-Strategie hinter Sebastian Vettel zurück und fand sich obendrein in einem harten Kampf mit Kimi Räikkönen wieder. Während Ricciardo sich Vettel ohne Blutvergießen vom Leib halten konnte, flogen zwischen Verstappen und Räikkönen die Fetzen. Beim Verteidigen seines fünften Platzes zog der junge Niederländer alle Register und gab keinen Zentimeter nach. "Wir kämpfen gegen Ferrari schließlich in der Meisterschaft, da geben wir unsere Position nicht einfach her", lautete Verstappens klare Ansage.

Die Neuerungen: Nur nicht nachlassen

Red Bulls Neuerung ist seit einigen Wochen die wiedererstarkte Pace des Autos. Große Entwicklungsstufen wird es wie bei der Konkurrenz in Hockenheim nicht geben, was für das Team ein gutes Zeichen ist - schließlich war Red Bull zuletzt sehr gut aufgestellt.

Die Erwartungen: Zweite Kraft auf der Strecke und dem Papier

Beim Grand Prix von Deutschland möchte Red Bull nicht nur auf der Strecke, sondern hinterher auch in der Weltmeisterschaft endlich vor Ferrari stehen. Mit der aktuellen Evolutionsstufe des RB12 hat Red Bull gute Chancen, der Konkurrenz aus Maranello erneut den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ricciardo freut sich auf den Kurs in Deutschland: "Ich mag es vor allem, in das Motodrom einzufahren. Die Fans dort sind große Motorsportfans und das ist ziemlich cool."

Teamkollege Verstappen freut sich nach elf Rennen und einem vollgepackten Juli hauptsächlich auf den wohlverdienten Urlaub. "Nach Ungarn geht es direkt nach Deutschland, und danach werden wir auf jeden Fall reif für die Sommerpause sein", so der Niederländer. Die Strecke hat es dem Youngster allerdings auch angetan, der 2014 bei zwei seiner fünf Formel-3-Starts in Hockenheim siegreich war. "Ich war mit der Formel 1 zwar noch nicht hier, aber aus der Formel 3 habe ich gute Erinnerungen. Die Strecke ist sehr fordernd, aber ich hoffe, dass unser Auto gut funktionieren wird und wir wieder um ein Podium kämpfen können", fügte er an.

Max Verstappen stand in Hockenheim bei der Formel 3 zwei Mal ganz oben auf dem Treppchen, Foto: FIA F3
Max Verstappen stand in Hockenheim bei der Formel 3 zwei Mal ganz oben auf dem Treppchen, Foto: FIA F3

Die Statistik: Red Bull beim Deutschland GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Red Bull 2 315 136513
Daniel Ricciardo 0 000 80
Max Verstappen 0 000 00

Red Bull in Deutschland: Red Bulls Statistik beim Grand Prix von Deutschland kann sich durchaus sehen lassen - allerdings nur auf dem Nürburgring. Zwei Siege konnten Mark Webber und Sebastian Vettel in den Jahren 2009 und 2013 einfahren. Webber steuerte in der Eifel außerdem zwei Pole Positions in 2009 und 2011 bei. Auf dem Hockenheimring sind Vettels Pole Position sowie sein dritter Platz aus der Saison 2010 die einzigen Glanzlichter.

Daniel Ricciardo in Deutschland: Im HRT bestritt Ricciardo in der Saison 2011 in Deutschland seinen zweiten Grand Prix - viel zu holen gab es mit Platz 19 damals nicht. In den beiden folgenden Jahren bei Toro Rosso gab es ebenfalls keine Punkte. Erst 2014 fuhr der Australier mit Rang sechs für Red Bull ein zählbares Resultat ein.

Max Verstappen in Deutschland: Da in Verstappens Debüt-Saison 2015 kein Grand Prix von Deutschland stattfand, hat der 18-jährige Niederländer auch noch keine Statistik vorzuweisen.

Sebastian Vettel bescherte Red Bull 2010 die einzige Pole Position auf dem Hockenheimring, Foto: Red Bull/GEPA
Sebastian Vettel bescherte Red Bull 2010 die einzige Pole Position auf dem Hockenheimring, Foto: Red Bull/GEPA

Die Prognose: Enger Kampf mit Ferrari

  • Red Bull seit drei Rennen gegenüber Ferrari im Vorteil
  • Hockenheimring ist keine Red-Bull-Strecke
  • Ferrari in Hockenheim traditionell stark

Motorsport-Magazin.com meint: Seit dem Grand Prix von Österreich hat Red Bull aus 37 Punkten Rückstand auf Ferrari nur noch einen gemacht. In den letzten drei Rennen lief es für die Mannschaft deutlich besser als für die rote Konkurrenz. In Ungarn jedoch war Ferrari zum Ende des Rennens überraschend stark und die Red Bulls hatten alle Hände voll zu tun, sich gegen die drängelnden Gegner zu behaupten. Hinzu kommt vor dem Rennen am Wochenende, dass Red Bull auf dem Hockenheimring nicht die beste Statistik vorweisen kann - ganz im Gegensatz zu Ferrari: Die Italiener waren in zwei der letzten drei in Hockenheim ausgetragenen Rennen siegreich. Trotz der starken Form wird es Red Bull alles andere als leicht haben, sich gegen Ferrari durchzusetzen. (Florian Becker)